Wahlkarten, Wahlarten und die Kandidaten: Eine generelle Kritik

Rechtsextremer im Schafpelz gegen "grün-fascho-jüdischen EU-Diktator"

Van der Bellen-Wähler_innen und Hofer-Wähler (wollen nicht gegendert werden). Klare Fronten. Dann gibt es noch solche, die behaupten, dass sowieso alle Politiker Verbrecher sind (zu faul, am Sonntag wählen zu gehen). Und solche, die so tun, als fänden sie eh beide fairererweise gleich-schlecht, aber eigentlich sind sie für Hofer, weil der hat wenigstens schöne Zähne (und schließlich wollte kein Lipizzaner antreten). Jedoch bietet gerade das Wahlkarten-Debakel neue Beurteilungs- und Entscheidungshilfen für die Bundespräsidentenwahl 2016-2017. Die haben mehr mit Norbert Gerwald Hofer zu tun. Deshalb folgt am Ende dieses Blogs - gerechterweise - eine generelle Kritik an Van der Bellen.

Kleine Zusammenfassung: Die FPÖ wollte das Amt des Bundespräsidenten abschaffen bzw. mit dem Bundeskanzler in ein Superamt verwandeln (natürlich nur wenn selbiges von ihr gewonnen wäre. Eine Grundvoraussetzung auch deshalb, weil die anderen Parteien immer noch an der demokratischen Gewaltentrennung festhalten und Putins Russland oder Erdogans Türkei für keine vorteilhaften Modelle halten... aber ich wollte mich eigentlich kurz fassen). Davon sah man wieder ab, nachdem Hofers gute Chancen bei der Bundespräsidentschaftswahl absehbar wurden. Die Briefwahl(karten) will die FPÖ ebenfalls schon länger abschaffen. Durch sie verlor Hofer dann doch knapp die erste Stichwahl. Zugleich waren es diese Wahlkarten, die ihm eine zweite Chance einbrachten. Nun wurde der erneute Termin, durch fehlerhafte Wahlkartenkuvert verhindert. Zufall?

Hofer braucht nicht alle Stimmen

Die FPÖ muss mittlerweile eine Hassliebe zu diesem Papierl entwickelt haben, mit dem unsere Republik papierlt wird (kommt davon, wenn man Teile der Staatdruckerei privatisiert). Aber letztlich ist es sicherlich mehr Hass als Liebe. Wären die verantwortlichen Instanzen Hofers Vorschlag gefolgt, die Wahl am 2. Oktober durchzuführen, aber dabei die Wahlkarten auszuschalten, hätte er so gut wie gewonnen. Natürlich war diese Variante unrealistischer als eine Verschiebung des Wahltermins (und das weiß die FPÖ auch). Aber der Vorschlag zeigt doch den freiheitlichen Opportunismus. Es wäre ihnen egal, wenn tausenden Wähler_innen plötzlich das Stimmrecht entzogen würde. Dabei hätte es nicht nur Staatsbürger_innen im Ausland betroffen (auch Männer und Frauen, die dort ihren Dienst für die Republik verrichten), sondern auch bettlegrige Menschen, solche mit Behinderung, denen der Gang zur Wahlkabine schwer fiele. Und denen vor der Wahl versichert wurde, dass sie auf diese Weise wählen könnten. Hofer scheint zu vermuten, dass er ihre Stimmen nicht braucht.

Opportunistliche Partei Österreichs

Aber vermutlich ist er mittlerweile schon wieder ganz anderer Meinung. Ihm dürfte eingefallen sein, dass der halb privaten, halb grünen VdB-Kampagne, durch den verlängerten Wahlkampf, erneut das Geld ausgehen wird. Bezüglich "Öxit", also dem Ausstieg Österreichs aus der EU, hält er sich inzwischen auch zurück. Und er wird sich wieder weniger zurückhalten, sobald eine schwindelige Umfragestatistik in irgendeiner Skandalzeitung angibt, dass eine knappe Mehrheit der Ösis und Ösinnen dem Beispiel des Unvereinigten Königreichs in den Abgrund folgen wolle. Die FPÖ sollte sich daher in Opportunistliche Partei Österreichs umbenennen. Man könnte auch sagen: Die "Windigen", nachdem sich ihre Meinungen wie die sprichtwörtliche Flagge im Wind drehen. Denn was ist "freiheitlich" daran, wenn man nicht einmal seine eigene Meinung frei lassen kann?

Grünfaschistisch-jüdischer Gutmenschen-Diktator der EU

Was kann man an Alexander Van der Bellen kritisieren? Manche seiner Straßenkritiker scheint es zu stören, dass er ein "Jud" wäre. Was man nur als Beleidigung empfinden kann, wenn man Antisemit_in ist. Und was man nur glauben kann, wenn man seine Nachrichten ausschließlich von "unzensuriert.at" oder "die Aula" bezieht.

Allerdings erfrecht sich das Flüchtlingskind aus dem Kaunertal in letzter Zeit auch, Trachten zu tragen und vor der rot-weiß-roten Fahne zu posieren. Das macht der doch nur für den Wahlkampf, der Schlingel! Hofer hingegen trägt selbst beim zünftigen Wahlkampfauftakt einen dunkelblauen Anzug und eine schiache Krawatte. Das ist Authentizität!

Die wird Van der Bellen nie erreichen, weil er ist ein Grüner. Punkt. Seine Partei entstand aus einer Volksbewegung zum Schutz der Donauauen! Das ist ein feuchter Wald mit vielen Gelsen. Das ist doch kein Stück Österreich (hat ja keine Berge). Und ein Professor aus der Hauptstadt? Der kann doch nicht Österreich repräsentieren. Als wäre unser Land urban und gebildet! Nachdem unsere international bedeutsame Elite damals von den Nazis vertrieben wurde, sind uns doch nur noch "Nestbeschmutzer" wie der Bernhard und die Jelinek geblieben. Und klar leben die meisten Österreicher_innen in Städten, aber doch nur weil sie müssen! Weil's in diesen ausländerverseuchten, multikulturellen Sündenpfuhlen mit ihren Universitäten und Kulturstätten die meisten und besten Jobs gibt! Auch dank der bösen Immigrant_innen! Und dank der bösen EU! Die befürwortet dieser "grüne Diktator" auch noch, obwohl die meisten von uns lieber ohne Arbeit, aber dafür allein mit und unter sich leben!

So jemanden kann man doch nicht wählen! Zumdindest nicht mit hinnigen Wahlkarten. Ansonsten aber schon.

(Allergiker_innenhinweis: Text kann Spuren von Ironie, Satire und "Genderung" beinhalten)

Antonik-Seidler

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