Hat nur Tirol Kopf in den Schnee gesteckt?

Österreich hat beim Corona-Virus lange Zeit den Kopf in den Sand bzw. Schnee gesteckt.

Zum Verhängnis in Zeiten der Pandemie wurde den Feierfreudigen nun offenkundig der Aufenthalt in der Après-Ski-Bar „Kitzloch“ am Ischgler Galfeisweg unweit der Talstation.

War das so? Wie kann es dann sein, dass isländische Behörden aufgrund von erkrankten Rückkehrern bereits am 5. März das Skigebiet Ischgl zur Risikozone erklären, während dort, am Fuß der Silvretta, noch mehr als eine Woche lang weiter gewedelt, gebechert und geflirtet werden durfte?

(Spiegel, am 17.03.2020)

Im Nachhinein ist man allerdings immer gescheiter. So schlossen die Clubs in Berlin, wo auch nicht sinnvoller gesoffen wurde als in Tirol erst am 14. März. Gerade den deutschen System-Medien steht es daher am wenigsten zu, sich über die Tiroler zu entrüsten.

Interessant ist, dass die Verantwortung zwar dem Tourismus-Ort, seinen saufenden Gästen und den Regionalpolitikern zugewiesen wird, allerdings nicht der österreichischen Regierung oder gar der EU. Wäre das Ganze in den USA oder bei den abtrünnigen Brexit-Verrätern passiert, wären ganz klar Trump und Johnson die verantwortlichen Bösewichte. Kurz hat jedoch auf Zuruf der hellen Mächte, die auch das Ibiza-Video „aufdeckten“ die bösen Rechten abserviert. Und sein grüner Gesundheitsminister gehörte sowieso schon immer zu den Guten.

Das findet nun auch die früher so böse, aber heute so gute Krone (Österreichs BLÖD-Zeitung), die sich ungeheuer erleichtert zeigte, in der Krise statt einer blauen Ärztin einen grünen Volksschullehrer als Gesundheitsminster zu haben:

Ruhige Erklärungen, keine flotten Sprüche, klare Worte statt Message-Control-Banalitäten – der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober zeigt gerade vor, wie professionell ein Politiker eine Krise wie Corona meistern kann. Ein Gedankenexperiment mit Gänsehautgarantie: Stellen wir uns vor, Beate Hartinger-Klein wäre noch im Amt.

(Krone, am 07.03.2020)

Die Krone, die den zuständigen Minister über den grünen Klee gelobt hatte, prangert jetzt eine AKH-Ärztin an, die sich beim Ski-Urlaub angesteckt hatte. Auch Freunde von mir hatten mir per Whatsapp Videos mit fröhlichen Après-Ski-Szenen geschickt. Im Nachhinein habe ich genauer geschaut, wo und wann das war. Am 29.02. in Stanton. Im Nachhinein nicht so gescheit.

Dann ist mir aber auch wieder eingefallen, dass ich am 28.02. mit meinem Sohn im Theater war. Ich hatte zwar ein mulmiges Gefühl. Die Vorstellung war jedoch bummvoll. Das hat meine Sorgen zerstreut, so wie es meine Freunde wohl beruhigt hatte, dass auch alle anderen Menschen um sie herum so sorglos feierten. Der einzelne Arzt ist genauso ein Mensch wie wir. Leider war auch das System nicht klüger.

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