Heute ist der Internationale Frauentag.
Von vielen kaum wahrgenommen oder belächelt, möchte ich trotzdem darauf hinweisen.
Warum eigentlich, wird man vielleicht fragen.
Schließlich hat die Frauenbewegung in Deutschland zahhlose Erfolge zu verzeichnen.
Das Leitbild der Hausfrauenehe wurde 1977 abgeschafft, Frauen und Männer sind nun gleichermaßen für den Familienunterhalt verantwortlich.
Die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches wurde 1972 in der "DDR" und 1995 endgültig in ganz Deutschland eingeführt.
Seitdem gilt die Fristenlösung.
1997 wurde die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestrellt.
Seit 1980 gilt das "Gesetz über die Gleichbehandlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz", 2015 wurde eine Quote für Frauen in Führungspositionen beschlossen.
Und doch ist die Gleichberechtigung der Geschlechter bedroht.
Viele sehen sogar Rückschritte.
Und zwar nicht "nur", weil im neuen Deutschen Bundestag der Anteil der weiblichen Abgeordneten auf rund 32,4 Prozent sinken wird.
Grund dafür ist übrigens insbesondere das Erstarken von Union und AfD, die beide besonders wenige Frauen in ihren Reihen haben.
Nicht "nur", weil Gewalt gegen Frauen zunimmt.
Laut Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2023 unglaubliche 80 715 weibliche Opfer von Gewalt erfasst- 5,6 Prozent mehr als im Jahr davor.
Bei den Sexualstraftaten wurden 52 330 weibliche Opfer erfasst, eine Zunahme um 6,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
Nicht "nur", weil Frauen im Jahr 2024 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient haben als Männer und immer noch erst 25 Prozent der Vorstandsposten in Dax-Konzernen besetzen.
Die genannten Punkte für sich genommen zeigen, dass es mit der Gleichberechtigung in Deutschland immer noch nicht weit her ist.
Dazu kommt, dass in den USA seit Neuestem die Hypersexisten Trump und Musk regieren, die sich medienwirksam mit der Kettensäge präsentieren und meinen, dank ihrer politischen und strukturellen Macht wirklich alles haben zu können- den Körper einer Frau genauso wie die Bodenschätze der Ukraine oder Grönlands.
"Your Body - My Choice" als Kampfansage an Frauen ist da nur schlüssig.
Bei solch einem Gebaren traut sich an den Stammtischen der Welt schon wieder der eine oder andere zu sagen, jetzt komme endlich die gute alte Zeit zurück, in der männliche Stärke und Überlegenheit noch etwas galten.
Diese männliche Sehnsucht könnte uns zurückführen in eine Zeit, in der allein das Recht des Stärkeren galt und diejenigen sich beugen mussten, die auf die eine oder andere Art eben nicht stark (genug) waren.
Gemeint sind damit nicht "nur" Frauen, die immerhin die Hälfte der Menschheit ausmachen, sondern auch Senioren, Kinder, Kranke, Menschen mit geringem Bildungsstand oder Vermögen - also die Mehrheit unserer Gesellschaft.
Diese basiert aus guten Gründen auf Rechtsstaatlichkeit und dem Schutze der Rechte aller Bürger unabhängig von ihrer Stärke.
Diese Grundsätze zu sichern...dazu trägt auch der Internationale Frauentag bei.
So wie Demokratie nicht die "Diktatur der Mehrheit" ist, so bedeutet Demokratie auch nicht die "Diktatur des Stärkeren".

David Holifield/pixabay https://unsplash.com/de/fotos/schokoladenkuchen-kPxsqUGneXQ