Warum eigentlich nicht Frauen einfach an der Leine durch die Innenstadt führen?

In der Wiener City sind seit Wochen Frauen, meist in Gruppen mit einem Mann zu beobachten, die vom Boden bis zum Haarschopf in schwarze Tücher eingewickelt sind, den gesamten Körper einschließlich des Kopfes umhüllend und meist nur einen schmalen Schlitz auf Augenhöhe frei lassend.

Das ganze erinnert entfernt an ein Rudel etwas groß geratener Pinguine.

Meist handelt es sich bei jenem Kleidungsstück allerdings um eine „Niquab“, wie sie von Frauen vor allem auf der arabischen Halbinsel, in den Golfstaaten, aber teilweise auch anderen muslimischen Ländern des mittleren Ostens getragen werden (müssen), die nun im Schlepptau ihrer Männer im Hochsommer als Touristen bei knapp 40 Grad Abkühlung in Wien suchen.

Frauen, die ihren Körper vollständig  in Textilien einpacken (müssen) – das kann man nicht anders nennen denn eine Obszönität. (Wikipedia: „Als obszön gilt, was geeignet ist, bei anderen Menschen Ekel zu erregen, Scham hervorzurufen oder ein anderes elementares Gefühl zu verletzen.“)

Und genau das – Scham und Ekel – verursacht bei jedem halbwegs zivilisierten Menschen der Anblick einer Frau, die von ihrer Gesellschaft gezwungen wird, sich völlig zu verhüllen. Es ist dies ein Vorgang der Unterdrückung, der Herabwürdigung und der Entmenschlichung, für den sich jeder Betrachter in erheblichem Ausmaß fremdschämen und den Ekel bekämpfen muß, der sich da unweigerlich einstellt.

Warum westliche Gesellschaften derartiges in ihren öffentlichen Räumen zulassen, ist unverständlich. Nehmen wir einmal an, in irgend einer entfernten archaischen Kultur wäre es üblich, Frauen in der Öffentlichkeit nackt, auf allen vieren und mit einer Hundeleine durch die Stadt zu begleiten – würden wir das auch schulterzuckend tolerieren? Na eben. Und zwischen Niquab un Hundeleine besteht ein quantitativer, aber kein qualitativer Unterschied.

Bemerkenswert ist an jenem öffentlich zur Schau gestellten Akt der Frauenverachtung in der Wiener City aber noch ein zweiter Aspekt.

Jeder halbwegs zivilisierte Reisende aus dem Westen wird sich in der arabischen Welt, und ganz besonders in den konservativen Golf-Monarchien, an die dortigen Sitten und Gebräuche weit gehend anpassen. Das heißt natürlich auch, etwa in der Öffentlichkeit keinen Alkohol zu trinken – oder als Mann seine  Reisebegleiterin daran zu erinnern, ihr Haar zu bedecken und ihre optische Attraktivität etwas zu camouflieren (so diese Erinnerung nötig ist).

Das ist ganz einfach ein Gebot der Höflichkeit (und der Vernunft).

Warum aber denken unsere Gäste aus der arabischen Welt nicht umgekehrt genauso und passen ihre Bekleidungsgewohnheiten zumindest ein bisschen den hier üblichen an?

Zu befürchten ist: weil sie die religiös-kulturellen Regeln ihrer Welt als allen anderen überlegen erachten. Jener Relativismus, der uns lehrt, alle Kulturen und alle Religionen als letztlich gleichwertig zu erachten und uns daher ermöglicht, uns diesen Kulturen anzupassen, ist ihnen weitgehend fremd.

Und das ist Teil eines Problems, eines verdammt großen Problems.

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