Wie kannst du bloß ein Interview mit H. C. Strache führen? Warum hast du ihn nicht fertig gemacht? Seit meinem Gespräch mit dem FPÖ-Chef – die Langfassung könnt ihr aufkrone.atlesen, eine komprimierte Form in der Sonntags-Krone – kann ich mir von einigen Kollegen in der Branche was anhören. Als ob der Grundsatzbeschluss der SPÖ, die durch Fremdenfeindlichkeit auffällig gewordene, aber demokratisch legitimierte FPÖ auszugrenzen, jetzt auch schon für Journalisten gelten würde. Als ob es Aufgabe von Mediennschaffenden wäre, jemanden "fertig" zu machen! Abgesehen davon, dass wir sooo mächtig nun auch wieder nicht sind.

An meinen Kriterien für das Sonntagsinterview wird das nichts ändern. Jene Leute zu gewinnen, die aufgrund der Aktualität gerade besonders spannend sind, Gesprächsstoff für die Menschen draußen liefern, zum Beispiel, weil sie gerade einen großen Erfolg feiern oder aus irgendeinem Grund gescheitert sind. Das kann ein Bankräuber genau so sein wie der Bundespräsident, ein Caritas-Flüchtlingshelfer genauso wie H. C. Strache.

Ein Interview bietet Menschen eine Bühne. Das Publikum ist ja nicht blöd, es denkt sich schon seinen Teil. Auch zur Unerbittlichkeit, mit der Strache über Asylwerber urteilt. Jene, die finden, Österreich sei ein reiches Land und könnte ruhig auch Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen, werden angewidert sein von Straches Aussagen. Jene, die Asyl streng auslegen, als Menschenrecht für politisch Verfolge oder vom Krieg Bedrohte, werden ihm vielleicht sogar Recht geben.

Ich habe Strache also am Flughafen Wien-Schwechat getroffen.  Er war gerade unterwegs nach Moskau, hat seinen Flug dann aber wegen des Koalitionsfinales im Burgenland kurzfristig abgesagt. Auch Strache liebt seine Stehsätze, spult sein Programm runter, egal wie die Fragen lauten. Da bin ich nach 35 Jahren Interviewtätigkeit Realistin genug. Seine Formeln runterzubrechen auf das, was sie sind, ein Spiel mit Ohnmachts- und Neidgefühlen vieler Menschen, ist schwierig. Außer seine Eitelkeit wird angesprochen. Den Innenminister, so H. C. auf meine Frage zu einem möglichen Kabinett Strache (er empfand es gar nicht als Zukunftsmusik), würde er vielleicht sogar selber machen.

Apropos selber machen: Der FPÖ-Chef trägt gerne Armbänder. Seine drei aktuellen hat er mir am Freitag erklärt. Das silberne ist ein christliches Symbol (er tritt offen dafür ein, christliche Flüchtlinge gegenüber muslimischen zu bevorzugen, was natürlich nicht gesetzeskonform ist), eines ist aus schwarzen Vulkansteinen und dann trägt er noch ein rotes Band von "Annas  Jewelry" in Wien 1 mit Silberplättchen. auf dem "Je t´aime" steht. Ich wollte wissen, wer ihm das Schmuckstück geschenkt hat. "Das hab ich mir selber gekauft, um mit der Beziehung abschließen zu können, die in die Brüche gegangen ist." Hat aber nicht in mein Interview gepasst.

Ursprünglich wollte ich übrigens ein Interview mit Franz Voves, dem angeschlagenen steirischen SP-Landeshauptmann, führen. Ich hätte gerne von ihm gewusst, was ihn dazu bewegt hat, trotz Versprechen doch nicht zurückzutreten, obwohl er seine politische Zukunft vor den Wahlen von 30 Prozent der Stimmen abhängig gemacht hatte. Die Antwort auf meine Einladung zu einem Gespräch war eine schreckliche Floskel: „In den nächsten Tagen finden Gespräche mit allen politischen Parteien statt – erst wenn richtungsweisende Ergebnisse vorliegen, werden wir die Öffentlichkeit darüber informieren, so wie wir es in der Reformpartnerschaft auch bisher gepflegt haben.“ Ob ER mit MIR überhaupt reden hätte wollen, geht daraus nicht hervor. H. C. Straches Antwort kam prompt und persönlich. „Ja, sehr gerne.“

Nein, ich glaube nicht an journalistische Ausgrenzung von H. C. Strache und seiner FPÖ. Ich frage mich auch, ob den Regierungsparteien bewusst ist, dass sie mit dieser Strategie auch 962.313 Menschen ausgrenzen?

So viele haben bei den letzten Nationalratswahlen FPÖ gewählt. Sie alle hätten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit von den regierenden Parteien verdient. Die "Unerbittlichen"" unter ihnen hätten sie sogar bitter nötig.

FOTOCREDIT: Kronenzeitung / Zwefo (Urheber)

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