Und wie willkommen wären uns 10.000 Sinti und Roma gewesen?

So viel Ergriffenheit über die vermeintliche eigene moralische Überlegenheit war schon lange nicht in diesem Lande. Im Endlosschleifen-Modus beglückt sich der politisch-mediale-Komplex, die hiesige twitter-Blase und das juste milieu im Wiener Bobostan laufend selbst dazu, die vermutlich besten Menschen dieses Planeten, wenn nicht gar des inneren Sonnensystems, zu sein.

Nun ist gewiss höchst anerkennenswert, dass ein paar tausend (von acht Millionen) Österreicherinnen und Österreicher den durchziehenden Migranten Wasser, Nahrung, Hilfsgüter und freundliche Gesten mit auf den Weg gegeben haben – aber die alberne Pathos-Inszenierung hart an der Kitschgrenze, mit der dieses Land sich selbst feiert, als hätten wir gerade das Böse der Welt abgeschafft und Conchita Wurst den Friedensnobelpreis erhalten, erscheint bei nüchterner Betrachtung doch etwas überdimensioniert. (Warum das so ist, dürfte wahrscheinlich nur der Psychiater erklären können.)

Vor allem dürften die Tränen der Rührung über sich selbst, die da rundum fließen, der Blick auf die raue Wirklichkeit ein wenig getrübt haben. Und in dieser Wirklichkeit dürfte zum Beispiel die FPÖ in diesen Tagen zur endgültig stärksten Partei des Landes geworden sein, weil ziemlich viele gar nicht so rührend finden, was da gerade zwischen Budapest und München so abgeht. Diese Menschen finden in der Kitsch-Inszenierung dieser Tage keinen Platz, werden aber schon in ein paar Wochen bei der Wien-Wahl den politischen Regisseuren des Rührstückes ihre Meinung kundtun.

Einer Inszenierung, die so wohl nur möglich war, weil nahezu alle Migranten, die in den vergangenen Tagen österreichische Gastfreundschaft genießen durfte, nach Deutschland wollten. Es wäre ganz interessant zu wissen, ob das „Welcome“ auch so laut erschallt wäre, hätte 10.000 Migranten den Wiener Stadtpark besiedelt und Österreich zum Ziel ihrer Migration erkoren.

Nicht weniger interessant wäre zu wissen, wie herzlich die Begrüßung der Migranten gewesen wäre, hätte es sich beispielsweise um 10.000 Sinti und Roma gehandelt, die zu uns gekommen wären, um zu bleiben.

Dass Deutschland und nicht Österreich Ziel der akuten Völkerwanderung ist, hat es ermöglicht, dass Österreich gleichsam humanitäre Trittbrettfahrerei betreiben konnte, ein hierzulande ja nicht unbekanntes Verhalten. Denn während sich Österreichs humanitäre Heldentaten auf die Betreuung der Durchreisenden beschränkt, wird Deutschland noch auf Jahrzehnte mit den Problemen zu kämpfen haben, die jede derartige Völkerwanderung mit sich  bringt.

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