Am vergangenen Freitag war es wieder soweit: Der Weihnachtsmarkt von Nürnberg wurde eröffnet. Traditionell mit einer Rede vom Christkind, welches sich dazu, gänzlich frei von Höhenangst, auf einen schmalen Balkon der Frauenkirche stellte. Bewundert von einer riesigen Menschenmenge, darunter auch ich.

Am nächsten Morgen verblieb die Frage, wie nun das restliche Wochenende nutzen? Durch den Kauf einer Nürnberg Card verschaffte ich mir ein paar Inspirationen, besonders im Bereich der Museen und Ausstellungen.

Allerdings ist es nicht ganz leicht die rund 40 Attraktionen auch in 48 Stunden zu besuchen. Deshalb seien ein paar Highlights heraus gehoben. Mein persönliches Highlight ist das Germanische Nationalmuseum. Es gilt als das größte Museum zur Kultur, Kunst und Geschichte des deutschsprachigen Raums von der Frühzeit bis zur unmittelbaren Gegenwart.

In diesem Museum könnte man Tage und Nächte verbringen und trotzdem hätte man nicht alles gesehen. Tage und Nächte muss man auch verbringen, falls man den Ausgang nicht mehr findet. Die zahlreichen Hallen und Räume des Museums bestehen nämlich aus den Resten eines spätmittelalterliche Kartäuserkloster und mehreren An- und Überbauten. So ist es keine Seltenheit, dass man nach dem Durchschreiten einer Türe plötzlich im alten Kreuzgang steht oder von der Empore der alten Klosterkirche herunterblickt.

Linktipp: Germanisches Nationalmuseum

Wer gleich im Mittelalter bleiben möchte, dem sei ein Besuch der Burg empfohlen. Den Weg dorthin muss man nicht erklären, ihre Türme und Mauern auf einem Felsen in der Mitte der Stadt sind von weitem zu sehen. Hier gäbe es auch eine interessante Übernachtungsmöglichkeit: In den Räume der ehemaligen Kaiserlichen Stallungen bzw. dem Kornspeicher der Stadt befindet sich eine Jugendherberge. Von den Räumen, ausgestattet mit 1 bis 4 Betten, hat man teilweise einen phänomenalen Blick auf die Nürnberger Altstadt.

Linktipp: DJH Jugendherberge Nürnberg

Als Kontrastprogramm lohnt sich ein Abstieg in die Tiefen von Nürnberg. Unter der Stadt ziehen sich zahlreiche Felsengänge, die teilweise als Bierlager, manchmal aber auch als Wasserleitungen bzw. als Gefängnisse verwendet wurden. Das alles kann man in geführten Touren durchwandern.

Linktipp: Felsengänge Nürnberg

Abgründe der gänzlich anderen Art erschließen sich im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. In den Räumen der niemals fertig gestellten Kongresshalle des ehemaligen Reichsparteitagsgelände beschäftigt sich die Dauerausstellung Faszination und Gewalt mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Ausstellungstücke und die unverputzten Ziegelgewölbe des Propagandabaus strahlen hier eine sehr unangenehme, aber auch sehr informative Atmosphäre aus.

Linktipp: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Zurück in die Innenstadt. Nürnberg liegt mitten in Franken und die Franken sind sehr stolz auf ihre industriellen Erfolge. In der Halle eines ehemaligen Eisenwerks zeigt das Museum Industriekultur eine Sammlung von Produkten, die ihre Ursprünge in Franken haben. Zur Abrundung sind aber auch Produkte von anderen Herstellern zu sehen, wenn es dem Überblick zu einem bestimmten Themengebiet dient. Was immer ein wenig nachdenklich macht: Wenn die Spielzeuge und Gebrauchsgegenstände der eigenen Jugendzeit inzwischen schon im Museum gezeigt werden. Da fühlt man sich gleich um einiges älter.

Linktipp: Museum Industriekultur

Stichwort Spielzeug: Nürnberg und Umgebung ist auch für seine Spielzeugindustrie berühmt. Eine schöne Sammlung dazu gibt es im Spielzeugmuseum, wo bergeweise Puppen, Blechautomobile und Modelleisenbahnen attraktiv arrangiert sind. Besonders spannend eine große Modelleisenbahn mit der Nachbildung eines Bahnknotenpunktes in Omaha. Persönlich gerührt war ich von einer Sonderausstellung über Spielzeug kurz nach dem zweiten Weltkrieg. In Ermangelung an Geld und auch an Produkten hatten Eltern und Großeltern das Spielzeug für ihre Lieblinge selbst hergestellt.

Linktipp: Spielzeugmuseum Nürnberg

Für Freunde von Luxus vergangener Zeiten wären noch drei Standorte ein guter Tipp: Das Albrecht-Dürer-Haus, das Stadtmuseum im Fembohaus und das Tucherschloss. Im ehemaligen Wohnhaus von Dürer zeigen Raumausstattungen und vor allem die Küche wie man so als erfolgreicher Künstler gelebt hat. Ich war schon öfters in diesem Haus, aber am vergangenen Wochenende war ich von einer neuen technischen Darstellungsform überrascht: Ein Flachbildschirm wurde so in einen alten Schrank integriert, dass der Inhalt des Schranks täuschend echt simuliert wurde. Der Touch Screen ermöglichte auch das interaktive Auswählen des Gezeigten. Gute Idee, könnte von Dürer selbst sein.

Linktipp: Albrecht-Dürer-Haus

Auch die beiden anderen Häuser, das Fembohaus und das Tucherschloss zeigen gut wie die Lebenswelten der reichen Händlerfamilien und Patrizierfamilien einst aussahen. Und welchen Einfluss der Handel z.B. auf das Speisenangebot in Nürnberg hatte. Denn nur wer Gewürze im Haus hatte, konnte auch raffinierte Speisen anbieten.

Linktipp: Stadtmuseum Fembohaus

Linktipp: Tucherschloss

Und dann sind wir eigentlich schon wieder am Weihnachtsmarkt, wo allerlei Spezereien angeboten werden. Da mein Bedarf an Lebkuchen durch meinen Besuch in Mariazell für dieses Jahr schon gedeckt war, machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative und entdecke die ‚Springerle‘. Ein traditionelles Festtagsgebäck aus einem Anis-Eierschaumteig. Wie mir der Besitzer eines Verkaufsstandes erzählte, werden diese das ganze Jahr über gebacken und verschenkt. Manchmal auch um zu zeigen, dass man sich mag. Hatte man zum Beispiel mit dem Nachbarn Streit, konnte man diesen mit dem Überreichen eines Springerle, bevorzugt mit der Abbildung eines Hundes, beilegen.

Linktipp: Springerle

Anreisetipp: Die Anfahrt nach Nürnberg ist übrigens von Wien aus sehr einfach. Zum Beispiel gibt es mehrmals täglich eine Direktverbindung mit dem deutschen ICE. Die Kontrollen an der deutschen Grenzen finden im Zug statt, ein Umsteigen wie zur Zeit in Salzburg ist nicht notwendig.

Kartentipp: Die Nürnberg Card kostet 25 Euro und ermöglicht freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und kostenlosen Eintritt in ca. 40 Attraktionen in Nürnberg und Fürth. Wer sich auf die städtischen Museen beschränkt und gut zu Fuß ist, kann aber auch mit einer Tageskarte um 7,50 viele Museen der Stadt Nürnberg besuchen.

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