Namibia, ganz wunderbar – oder: man hätte es kommen sehen können

Nun soll es also Wasserstoff aus Südwestafrika richten, zumindest wenn es nach unserem ehrenwerten Abwirtschaftsminister Habeck ginge. Das wäre also der nächste Umverteilungshype, die nächste künstliche Blase des deutschen Wirtschaftsdirigismus für die nächsten zwei Dekaden.

Die Themen Solarenergie, Windkraft und Elektromobilität dürfte man wohl inzwischen als ausgelutscht betrachten. Die Hersteller von Solarkollektoren und Windkraftanlagen haben inzwischen fast alle Deutschland verlassen und sitzen nunmehr im für die Massenproduktion tauglicheren Asien oder Osteuropa, natürlich mit den entsprechenden Arbeitsplätzen und Steuererhebungen. Deutsche Subventionsgelder kommen einmal mehr fast nur dem Ausland zugute, während sich bei uns die Schattenseiten akkumulieren. Flächenversiegelung, Vogelsterben, Entsorgunsprobleme u. a. bei den Faserwerkstoffen und Abholzung unserer Wälder sind hier nur die harmloseren Probleme. Richtig übel wird es bei den hohen Kosten für die redundante Infrastruktur bei gleichzeitiger Abnahme der Versorgungssicherheit mit entsprechendem Kostensteigerungspotential. Eine tödliche Mischung für eine (Noch-)Industrienation, die man dem wohl in Restbeständen noch vorkommenden mündigem Bürger auch nicht mehr erklären kann. Weswegen Investitionen in diesen Sektoren auch fast nicht mehr stattfinden, sondern nur noch als Hirnfurze radikaler Staatswirtschaftler und deren Groupies.

Und auch der Boom im Bereich Elektroautos dürfte sich bald aufgrund seiner vielen technologischen Nachteile erledigt haben. Der inflationsgebeutelte Normalbürger kann sich reine E-Fahrzeuge einfach nicht leisten und findet sie eher unpraktisch, die steigenden Stromkosten machen einen Betriebskostenvorteil zunichte und die vorteilhaften Auswirkungen auf die CO2-Bilanz sind eh nur Makulatur. Und dort, wo diese Fahrzeuge einen Absatz finden, geschieht dies meist nur, weil die Abnehmer systematische Vergünstigungen aller Art vorfinden. So sind wohl die Hauptabnehmer eher protzende Reiche, Ämter, Behörden und Unternehmensflottenbetreiber, aber weniger Otto Normalverbraucher oder Lieschen Müller. Zwar ein wokes Geschäftsmodell, aber auch ein dauerhaft nur in Nischen überlebensfähiges.

Da die Einsicht zu Investitionen in Energieerzeugung weitgehend weggebrochen ist, die restliche Industrie und somit das Wahlvolk aber irgendwie weiter scheinbeschäftigt werden müssen, soll es nun also der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft bringen. Man hat ja schon darauf gewartet, wann endlich die vierte Rakete gezündet wird, nach Sonne, Wind und Autos.

Es scheint fast so, als würde sich für diese Idee diesmal kein Posterboy, kein Vorzeigeunternehmer finden, der bereit wäre, dem künstlichen Boom ein freundliches Gesicht zu geben. Während man vor wenigen Jahrzehnten noch einen Herrn Asbeck oder einen Herrn Wobben mit der Aussicht ködern konnte bald Milliardär zu werden, wenn man in die neuartigen Ideen investierte, so fehlt so ein Gesicht heute gänzlich. Und selbst der inzwischen mehr und mehr in Ungnade fallende Herr Musk reitet mit seiner Unternehmung noch die Klimaschutzwelle, hat aber an der breiten Implementierung von Hydrogentechnologien anscheinend kein Interesse. Abscheu oder Vernunft bei den angehenden oder seienden Milliardären? Man weiß es nicht.

Jedenfalls müssen Robbi und seine Mannen*innen es nun selbst richten und stellen sich dabei gar nicht so doof an. Im direkten Vergleich zur Desertec-Idee in Nordafrika hat Namibia viele Vorteile. Man ist dort aufgrund einstiger, vergleichsweise umsichtiger Kolonialpolitik eher deutschenfreundlich eingestellt, das Land ist politisch stabil oder kann mit wenig Fakelaki stabil gehalten werden. Das Land ist nicht muslimisch und dünn besiedelt und droht damit nicht zu einem weiteren „Shithole“ zu verkommen. Und das Allerbeste ist, daß es dort soviel Wind und Sonne im Überfluß gibt, von Sandstürmen mal abgesehen, daß der megaschlechte Wirkungsgrad der Wasserstoffproduktion keine Rolle spielen dürfte. Zumal man vermutlich den Wasserstoff aus entsalztem Meerwasser mittels Elektrolyse gewinnen will, was den Wirkungsgrad durch den Betrieb von Entsalzungsanlagen noch weiter schmälern dürfte.

Mit heutigen Technologien dürfte auch das Transportproblem keines mehr sein. Man unterstellt Großtankern ja immer einen riesigen C02-Fußabdruck. Dies stimmt ja per se nicht, weil diese Art Schiffe in Bezug auf ihre Transportkapazität heutzutage relativ kleine Antriebsmaschinen haben, was den spezifischen Verbrauch niedrig hält. Was aber viel wichtiger sein dürfte ist die Tatsache, daß der Transport des Wasserstoffs in Form des Zwischenproduktes Ammoniak stattfände. Vermutlich kann man die Brennstoffaufbereitung und die Antriebe dieser Tanker inzwischen so konstruieren, das sie eigene Ladung als Boil-Off verfeuern können oder einen Teil der Ladung selbst. Mit Brennstoffzellen oder anderen Verwertungsarten des Wasserstoffs gäbe es vermutlich kaum schädliche Emissionen von den Schiffen.

Und sollten Sonne, Sand und Wind sich in Namibia doch als wankelmütige Zeitgenossen entpuppen, so kann man sich sogar vorstellen, dort Atomkraftwerke zu bauen, die man ja bei uns schlichtweg ablehnt. Mit etwas „Glück“ kracht es bald im reafrikanisierten Staat Südafrika so dolle, daß man sich genötigt fühlen könnte, die beiden Blöcke des Atomkraftwerks Koeberg dauerhaft abzufahren. Die vermutlich aus bösen weißen Spezialisten bestehenden dortigen Kernmannschaften könnte man dann gleich in Namibia willkommen heißen. Wie auch andere Kraftwerker dieser Welt, die nicht in „gated communities“ leben wollen oder mit der Aussicht auf Sperrzeiten und Bewegungsverboten aufgrund eines Mobs. Das ist selbst in Europa ein nicht mehr allzu abwegiger Gedanke, wie Fußballspiele, Silvesterfeiern, Bataclan, Nizza, der Breitscheitplatz u.v.a.m. zeigen.

Also alles supi, alles geil, um im Habecksprech zu bleiben?

Es wäre geradezu sträflich naiv anzunehmen, daß nun gerade die vierte Säule (oder besser die 5. nach dem Ausschalten, sprich smart grid) der „Energiewende“ mehr hervorzubringen im Stande wäre, als Wohlstandsverluste und Teuerung. Wenn einst der Wasserstoff und die Technik bereit stehen, das Land bedarfsgerecht zu versorgen, dann dürften viele Unternehmen nicht mehr existieren oder ins Ausland entschwunden sein. Diejenigen raren Unternehmen, die ein Überleben unter den Bedingungen fertig bringen, dürften dann ihre Prozesswärmefeuerungen neben verfügbarem Gas mit Öl, Holzpellets oder Elektrizität beschicken und den (trotz Subventionierung) teuren Wasserstoff verschmähen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Der Normalbürger wird durch Zwangsgesetzgebung auf Wasserstoffnutzung eingeschworen, ganz ohne Wahlmöglichkeit. Halt wie einst der DDR-Insasse oder der Sowjetmensch. Viel einfacher und wirtschaftlicher wäre es dagegen, sich wieder mit den Russen zu arrangieren, die Leitungen zu reparieren und wie jahrzehntelang erprobt, wieder günstig Gas aus Sibirien zu beziehen. Dann könnte man auch im kleinen Maßstab ganz entspannt die neue Technologie inkl. Preisfindung ausprobieren.

Sicher profitieren von dem Aufbauprogramm dürften Jahrzehnte lang trotzdem so Einige. Zunächst einmal die deutschen und auch sonstigen Systemtechnikanbieter mit ihrem Spezialwissen. Der Aufbau komplexer Technologien in Namibia und Deutschland und auf den Transportwegen wird bei vielen spezialisierten Zulieferunternehmen die Nachfrage zunächst stimulieren. Das wird man auch politisch zu nutzen wissen. Aber bereits von den notwendigen Bauarbeiten würden mit ziemlicher Sicherheit chinesische oder indische Unternehmen profitieren, weil man in Europa die Arbeitskräfte und das fachliche Wissen gar nicht mehr findet. Ein Unternehmen wie das in Nigeria tätige Unternehmen J. Berger hätte zwar Expertise in Afrika, aber eben nicht das Resourcenpotential der asiatischen Mitbewerber.

Auch die Schiffe würden aus genannten Gründen wie bisher auch, kostengünstig in China oder Korea gebaut werden. Auch hier fände wenig heimische Wertschöpfung statt.

Herr Musk hat ja kürzlich seinen Elektrotruck vorgestellt. Vielleicht wird er ja profitieren, wenn die Baustellen in Namibia demnächst dann von Muldenkippern, Planierraupen, Baggern und Straßenwalzen mit dem Tesla-Logo belebt werden. Man weiß ja sowenig.

Auf jeden Fall wird es einen glücklichen Nutznießer dieser Weltverbesserungsutopie geben, sollte sie real werden. Wenn in 20 oder 30 Jahren Industrieruinen einer Wasserstoffwirtschaft im Land Namibia dem Wetterunbill trotzen, dann profitiert dieses Land immer noch von modernen Straßen, einer funktionierenden Eisenbahn, Kraftwerken, modernen Häfen und Krankenhäusern, Schulen etc. Die Letztens ins Spiel gebrachten Reparationsleistungen für erlittenes Unrecht im Kaiserreich wären damit abgegolten. Und in 30 Jahren würde das Land, das sich dann auf heutigem deutschen Boden befände, nicht mehr in der Lage sein, irgendwelche Forderungen erfüllen zu können.

pvdberg/pixabay https://pixabay.com/photos/sossusvlei-namib-namibia-sand-dune-5339728/

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