In den letzten Wochen ist eine Debatte ausgebrochen, inwieweit die Maßnahmen verschiedener Regierungen sinnvoll sind oder nicht.

Ich möchte dem einen weiteren Punkt hinzufügen:

Wenn diese Maßnahmen nur bewirken, dass das Wachstum der Ansteckungen sich von 30% pro Woche auf 20% pro Woche reduziert, dann dürfte die Maixmalauslastung des Gesundheitssystems (in Österreich 9000 Intensivbetten) nur 2 oder 3 Wochen später erreicht werden.

D.K.

Die 10000er-Marke wird bei 30%-igen Wachstum (blau) in 10 Wochen erreicht, bei 20%-igem Wachstum (rot) in 13 Wochen.

Das einzige Argument, warum es sinnvoll sein könnte, das Wachstum von 30% auf 20% zu verringern und damit die Maximalauslastung um einige wenige Wochen hinauszuschieben, könnte das Ende des Winters sein.

Wenn die Ausbreitung des Virus sehr wesentlich damit zusammenhängt, dass wir im Winter relativ dicht gedrängt in geheizten Räumen verbringen, dann könnte die einzige Konstellation, in der die Regierungsmaßnahmen sinnvoll sind, sein, dass wegen der Maßnahmen erst zum Winterende die Maximalauslastung erreicht wird, und nicht schon Wochen vorher, und dass hinterher wegen des Frühjahrs und der Tatsache, dass wir dann nicht mehr gedrängt in geheizten Räumen leben, kein Wachstum der Ansteckungszahlen mehr stattfindet.

Aber das ist eine sehr optimistische Annahme, die vielleicht nicht eintreten wird.

Sodass die Maßnahmen vielleicht die Überlastung des Gesundheitssystems nicht verhindern, sondern nur einige wenige Wochen hinausschieben, und sodass vielleicht langfristig ähnlich viele Risikogruppen-Menschen sterben wie ohne oder fast ohne vergleichbare Maßnahmen, nur halt zu großen Teilen ein paar Wochen oder Monate später.

Allerdings ist das ganze ein 1:1-Experiment ohne zuverlässige Vergleichsdaten. Da wir keine parallele Welt haben, in der in den selben Ländern ganz andere Entscheidungen getroffen wurden, werden wir vielleicht nie wissen, ob die Maßnahmen und Entscheidungen der Regierung richtig waren oder falsch.

Ebenfalls nicht in die Kalkulation einbezogen wird die Frage, wieviele Todesfälle durch Maßnahmen zur Vermeidung der Krankeitsausbreitung verursacht wurden, beispielsweise Selbstmorde wegen Konkurs oder Arbeitslosigkeit durch die Regierungsmaßnahmen oder weil sich in der Verhausarrestung so etwas ergibt wie eine Art Lagerkoller, der zu vermehrten Morden führt.

Alles in Allem erscheint die "Zusammenhalts"-Parole, die alle Kritiker ins Reich der Verrückten oder Staatsfeinde drängt, nicht ganz gerechtfertigt.

In Schweden übrigens praktizierte man ein ganz anderes Konzept: Isolierung der Risikogruppen bei wesentlich geringeren Einschränkungen der Nicht-Risikogruppen und bei wesentlich geringeren wirtschaftlichen Schäden.

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