Gefühlsmäßig arbeite ich fast ausschließlich für Steuern, Versicherungen und Abgaben.

Im Gegenzug bin ich weder arbeitslosenversichert, noch erwartet mich eine finanzielle Kompensation, sollte ich krank werden oder mich verletzen.

Steuerliche Zuckerl wie die Bevorzugung des 13. und 14ten Monatslohns kenne ich nur vom Hörensagen und in Kinderbetreuung und Schulen habe ich eine mittlere Eigentumswohnung versenkt. Selbstverständlich ohne einer (nur in irgendeiner Art und Weise) angemessenen Absetzbarkeit.

Ich bin also der Worst Case (bzw Best Case/je nach Betrachtungsweise) des östereichischen Steuersystems, selbständiger Familienvater, und Milchkuh der Umverteilung.

Blicke ich in meine Kindheit zurück, war ein gutes mittleres Einkommen mehr als ausreichend, um eine vierköpfige Familie mit einem Gehalt durchzubringen.

Skifahren, Urlaube, alles kein Problem. Ein Wirtschaftswunder.

Es ging immer aufwärts. In den 70er Jahren als Kind und Schüler. Die 80er Jahre, New Wave und Matura, Uni und Arbeitsbeginn. In den 90er Jahren floss der Honig von den Bäumen. Ein immerwährender Prozess des Fortschritts und der Mehrung des Wohlstands. Rückblickend gesehen wurde der Scheitelpunkt des Parabelfluges dann rgendwann nach der Jahrtausendwende erreicht.

Österreich schwebt auf einer Wolke des Erfolgs, der Akzeptanz, im Gleichschritt mit Deutschland Richtung Zukunft. Ironischerweise wird im Jahr 2002 auch der Euro eingeführt, das Symbol der europäischen Integration.

Und dann hat es irgendwie einen Knacks gegeben.

Der Parabelflug ging in ein sanftes Sinken über. Zuerst unbemerkt. Österreich im Schlepptau des großen Nachbarn, immer noch mit hervorragenden Zahlen glänzend, aber unfähig, die Zeichen der Zeit zu deuten und noch unfähiger sich für die kommende Eiszeit zu rüsten.

Und dann begann langsam die Kälte hinaufzukriechen. Stagnierende Gehälter. Kalte Progession. Reallohnverluste. Stagnation. Und keine Reaktion. Weder politisch, noch aus der der Zivilgesellschaft selbst.

Saturiert und eingelullt, Häppchen für die Stammwähler, Durchhalteparolen.

Das Biedermaier der Rezession macht sich Anfang 2009 breit. Standpunkte werden durch Rezepte ersetzt. Politische Ambition durch Fußgängerzonen.

Die, die es schon kalt erwischt hat wählen rechts und der Rest hofft, dass alles so bleibt, wie es seit 20 Jahren nicht mehr ist. Eine pauschale politische Bankrotterklärung.

Irgendwie haben wir die letzte Abzweigung versäumt. Irgendwann Anfang des neuen Jahrtausends.

Wir müssen den richtigen Weg zwischen Fuzos, Wahlversprechen und Bio-Bananen wieder finden.

Einen gerechten Ausgleich zwischen 400.000 Arbeitslosen, explodierenden Budgetdefizits und unkontrollierbaren finanzpolitischen Entwicklungen.

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Silvia Jelincic

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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andy1

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Christoph Cecerle

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