Verstehen ist das, worum es in der Wissenschaft und somit auch uns letztendlich geht. Wir wollen das Klima unseres Planeten sowie das Verhalten terrestrischer und mariner Ökosysteme verstehen, von Mikrobengemeinschaften bis hin zu den Wäldern der Erde. Und wir wollen vorhersagen, wie diese lebenswichtigen Systeme auf Veränderungen reagieren werden. Veränderungen, die wir verursachen.

Unser Wasserbedarf, nicht nur Trinkwasser, sondern auch für die Herstellung von Nahrungsmitteln und all dem Zeug, das wir verbrauchen, explodiert. Wir bekamen 1984 zum ersten Mal Probleme mit dem Wasser. Reporter berichteten aus Äthiopien von einer Dürre biblischen Ausmaßes, verursacht von wochenlanger Trockenheit. Aber das war ja nur „da unten“. Außergewöhnlich lange Dürrezeiten (und außergewöhnliche Überschwemmungen) traten plötzlich überall und immer häufiger auf: in Australien, Asien, den USA und in Europa. Wasser, diese lebensnotwendige Ressource, von der wir immer dachten, sie sei im Überfluss vorhanden, verwandelte sich auf einmal in ein potentiell knappes Gut.

1998 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1880. Seit 1998 haben wir die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Wir sprechen jeden Tag über „das Klima“. Wir sollten vielleicht einmal kurz darüber nachdenken, was genau wir damit meinen. „Klima“ ist ganz offensichtlich etwas anderes als Wetter. Das Klima ist eines der grundlegenden lebenserhaltenden Systeme der Erde. Von ihm hängt ab, ob wir Menschen auf diesem Planeten leben können oder nicht.

Es setzt sich aus vier Komponenten zusammen: Der Atmosphäre (der Luft, die wir atmen), der Hydrosphäre (dem Wasser auf dem Planeten), der Kryosphäre (den Eisschilden und Gletschern) und der Biosphäre (den Pflanzen und Tieren). Mittlerweile hatten wir begonnen, durch unser Handeln jede dieser Komponenten zu verändern: die Atmosphäre durch unseren Kohlendioxin-Ausstoß, die Hydrosphäre durch unseren explodierenden Wasserverbrauch. Steigende Luft- und Wassertemperaturen hatten angefangen, die Kryosphäre zu verändern. Davon zeugt insbesondere das unerwartet schnelle Schrumpfen des grönländischen Eisschilds und des Meereises in der Arktis.

Unser wachsender Hunger nach Land – für die Landwirtschaft, für Städte, Straßen und Bergbau – und die Umweltverschmutzung, hatten dazu geführt, dass die Biosphäre sich zu verändern begann. Für all jene die unsere unermüdlichen Klima- und Umweltaktivisten anprangern oder ihre Rufe auf Besinnung, als Panikmache abtun, sei gesagt: Ja, wir hatten damit begonnen, unser Klima zu verändern und das ziemlich erfolgreich.

Am Ende dieses Jahrhunderts wird es in weiten Teilen unseres Planeten kein brauchbares Wasser mehr geben. Infolge des Klimawandels, des zunehmenden Nahrungsmittelbedarfs und des Bevölkerungswachstums werden wahrscheinlich Milliarden von Menschen mit extremer Wasserknappheit leben müssen.

Erster Faktor: Historisch einzigartige Veränderungen des globalen Wasserkreislaufs beeinträchtigen die Verfügbarkeit von Wasser stark. Diese Veränderung, die auf das Konto unseres Verhaltens und des von uns verursachten Klimawandels gehen, sind bereits heute spürbar und werden sich im Lauf des Jahrhunderts weiter zuspitzen (Mittlerweile warnen die Vereinten Nationen, dass 2050 über fünf Milliarden Menschen unter extremer Wasserknappheit leiden werden – aufgrund von steigendem Verbrauch und Verschmutzung des vorhandenen Wassers).

Der zweite Faktor: Unser Grundwasserverbrauch (besonders für die Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen) nimmt rasant zu. Wir leeren die Grundwasserbestände schneller, als sie sich wieder auffüllen können. Wir stehen vor einer überaus bedrohlichen Grundwasserknappheit, die sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird. Und unsere Versuche, uns aus diesem Problem „herauszutechnologisieren“, etwa durch Wasserumleitungsprojekte, künstliche Grundwasserneubildung oder effizientere Bewässerungsmethoden, sind allesamt gescheitert.

Dazu kommt, dass die in den Gletschern und den Schneefeldern des Planeten gespeicherten Süßwasservorräte in diesem Jahrhundert aller Voraussicht nach stark abnehmen werden. Außerdem müssen wir uns klarmachen, dass sich schon ein leichter Anstieg der Wassertemperatur, die häufiger werdenden extremen Wetterereignisse (die sowohl Dürren als auch Überschwemmungen verursachen) und die zunehmende Verschmutzung der Wasservorräte durch Düngemittel, Schwermetalle und Industrieabfälle negativ auf die Wasserqualität sowie auf die Menge des für uns brauchbaren Wassers auswirken werden.

So leid es mir tut Leute: Unser Wasserproblem wird unweigerlich sehr unangenehme Folgen für die Landwirtschaft, unsere Gesundheit und die Ökosysteme haben. Wir müssen uns genauer ansehen, was in diesem Moment – heute – mit diesem hochgradig interdependenten System passiert, auf das wir angewiesen sind und das wir derzeit rasend schnell verändern. Nur dann verstehen wir, auf welchem Weg wir uns gerade befinden.

Lars_Nissen/pixabay https://pixabay.com/de/photos/natur-reisen-erkundung-abenteuer-3719233/

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Felix Hofer

Felix Hofer bewertete diesen Eintrag 02.05.2022 21:24:09

invalidenturm

invalidenturm bewertete diesen Eintrag 16.10.2021 21:26:49

30 Kommentare

Mehr von Graue-Eule