Ich gestehe: Früher fand ich es witzig, wenn sich in der Sonntagszeitung mal wieder ein Promi damit brüstete, seinen Geländewagen verkauft zu haben: „Jetzt fahre ich einen Prius, damit leiste ich doch meinen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt, oder?“ Heute bin ich es leid. Besonders wenn jene Führungseliten (Von der Leyen) die für uns Europäer verantwortlich zeichnet, auch noch für knappe 60km Luftlinie ein Flugzeug benützt.

Sie tun damit nämlich rein gar nichts für die Umwelt. Aber das ist nicht ihre Schuld. Tatsache ist: Sie – genauer: wir alle – sind einfach nur schlecht informiert. Und das ist ein Teil des Problems. Wir bekommen nicht die Informationen, die wir brauchen. Es wird uns schlicht und einfach verschwiegen, in welcher Art von Schlamassel wir bereits stecken und wie ernst die Lage ist. Und wenn wir doch einmal aufgefordert werden, etwas zu tun, so sind das zumeist rein kosmetische Maßnahmen.

Was raten uns diese Prominente, die sich gerne mit solchen Statements profilieren, und diese korrupten Politiker, die es eigentlich besser wissen und uns diesen Schwachsinn nicht als „Lösung“ verkaufen sollten? Hier eine kleine Auswahl:

- Ziehen Sie das Ladegerät aus der Steckdose, wenn das Handy aufgeladen ist!

- Pinkeln Sie unter der Dusche! (Eindeutig mein Favorit.)

- Kaufen Sie ein Elektroauto! (Nein, tun Sie das bloß nicht!)

- Benutzen Sie zwei Blatt Toilettenpapier statt drei!

Glasgow lässt grüßen und wir erkennen langsam – dass bald nichts mehr geht.

Diese Alibi-Gesten – und um nichts anderes handelt es sich – übersehen den entscheidenden Punkt: die Tatsache nämlich, dass wir es mit Problemen dieser Art noch nie zu tun hatten, dass sie ein gigantisches Ausmaß haben und sich möglicherweise am Ende als unlösbar erweisen.

Die Verhaltensänderungen, zu denen wir uns durchringen müssten, wären so tief greifend, dass niemand dazu bereit ist. Worin bestehen sie?

„Wir müssen unseren Konsum reduzieren. Deutlich. Weniger Nahrungsmittel, weniger Energie, weniger von all dem Zeug. Weniger Autos, Elektroautos, Baumwoll-T-Shirts, Laptops, Smartphones. Viel, viel weniger!“

Der weltweite Konsum steigt jedoch weiterhin Jahrzehnt für Jahrzehnt an – und zwar gnadenlos. An dieser Stelle sollte man darauf hinweisen, dass mit „wir“ diejenigen gemeint sind, die im Westen und Norden unseres Planeten leben. Es gibt nämlich anderswo drei Milliarden Menschen, für die es derzeit lebenswichtig wäre, mehr zu konsumieren, vor allem mehr Wasser, mehr Nahrungsmittel und mehr Energie. Und bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird diese Zahl auf fünf Milliarden steigen.

Glasgow 2021 wird in den nächsten Jahren Geschichte sein – womöglich, wir auch. In Zukunft stehen wir vor weiteren Umweltkatastrophen, wie Dürren und Überschwemmungen, unfähig gegenüber. In diesen Zusammenhang, die Aufforderung, keine Kinder in die Welt zu setzten, klingt natürlich absolut lächerlich. Sie widerspricht der genetischen Botschaft, die in jeder einzelnen Zelle unserer Körper steckt. Außerdem passt sie überhaupt nicht zu einem unserer wichtigsten Triebe (dem nachzugehen überdies großen Spaß macht). Trotzdem können wir unserem Planeten nichts Schlimmeres antun, als weiterhin so viele Kinder zu bekommen, wie wir es gegenwärtig im globalen Durchschnitt tun.

Selbst wenn wir die Welt mit Atomkraftwerken überzögen, selbst wenn wir das Klimaproblem mithilfe von Geoengineering unter Kontrolle brächten, ja, selbst wenn es uns gelänge, unseren Konsum zu reduzieren – früher oder später werden wir doch gegen eine Wand laufen, wenn die Weltbevölkerung weiterhin im jetzigen Tempo ansteigt.

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