Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen, die wir nicht mehr verstehen.

Dieser Titel sagt es ja, von den guten Dingen zu erzählen, von den Dingen, die richtig laufen, und er will Lösungen zeigen für so vieles, das unserer Meinung nach falsch läuft.

Natürlich muss man dazu wissen, was richtig laufen soll. Man muss eine Ahnung haben, was das bedeutet, »richtig«. Und dafür brauchen wir die Wissenschaft. Die Wissenschaft kann uns Erklärungen liefern und Wege aufzeigen bei Fragen zum Klimawandel, zur Energiewende, globaler Gerechtigkeit und zu vielem mehr. Sie kann Lösungen vorschlagen, wie wir Ressourcen und Gelder, Chancen und Möglichkeiten besser verteilen.

Anders gesagt, wie wir aus der Welt eine bessere Welt machen, in der wir leben wollen und können. Die Wissenschaft wäre ein wichtiger Partner. Verfolgt man jedoch die aktuellen Nachrichten aus der Wissenschaft, dann ist man oft ratlos, so wenig kann man damit anfangen, weil man so wenig versteht, was Wissenschaftler da eigentlich treiben. So gab es jüngst immer wieder sensationelle Neuigkeiten über die Gravitationswellen. Die Astronomie ist – für mich sowieso – eine wunderbare Wissenschaft.

Sie erzählt viel darüber, was am Himmel über uns passiert, dem Himmel, von dem Kant sagte, zwei Dinge erschütterten sein Gemüt immer wieder: »der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir«. Über diesen bestirnten Himmel wissen wir heute unglaublich viel. Die Entdeckung der Gravitationswellen ist dabei schon etwas Besonderes. Hut ab und Gratulation an alle, die daran beteiligt sind. Aber zugleich sind es unvorstellbare Zahlen, mit denen die Wissenschaftler hantieren, da sagt man sich als normaler Mensch, du lieber Gott, was ist das für eine Präzision!

Eine Gravitationswelle, die durch die Verschmelzung von zwei schwarzen Löchern in einer Entfernung von 1,3 Milliarden Lichtjahren verursacht worden ist, bewirkt bei uns eine Längenänderung von einem Tausendstel Protonenradius. Solche allerkleinsten Längen, präzise ein Trillionstel Meter, werden mithilfe kilometerlanger Laserinterferometer auf der Erde gemessen. So genau können inzwischen wissenschaftliche Instrumente Wirkungen messen. Hier trifft sozusagen das fast Allerkleinste auf das fast Allergrößte. Ein Tausendstel Protonenradius oder ein Trillionstel Meter.

Das ist so gut wie nichts, unter uns gesagt. Und auf der anderen Seite steht die Entfernung dieser schwarzen Löcher: 1,3 Milliarden Lichtjahre. Wie weit das ist, kann man sich genauso wenig vorstellen. Das heißt, die Wissenschaft präsentiert uns fundamentale Erkenntnisse über die Welt aus dem Allerkleinsten und dem Allergrößten. Aber anfangen können wir damit wenig. Genauso aber erhalten wir ständig Nachrichten über die Welt, die uns etwas näher ist als schwarze Löcher. Aber auch mit diesen Nachrichten können wir nicht wirklich etwas anfangen, weil sie aus allen Winkeln unseres Globus stammen. Wir erfahren etwas über Klimawandel und Umweltverschmutzung, über Hunger in Afrika, über Unwetter in Indien oder Amerika. Über den Krieg in der Ukraine. Eine Flut von Berichten, die uns dank – oder sollte ich besser sagen, undank – der Digitalisierung.

Mit all diesem Wissen können wir nicht wirklich etwas anfangen, es nicht einordnen, weil wir nicht vor Ort sind. Wir kennen die Kulturen nicht wirklich, wir wissen zu wenig über ihre Traditionen, ihre Geschichte. Wir wissen zu wenig, wie die Menschen anderswo leben. Mittels Zeitungen, Internet, Fernsehen erhalten wir Nachrichten über andere Teile der Welt in Häppchen geliefert und fühlen uns dann oft auch verantwortlich für das, was dort passiert. Auf der anderen Seite wissen wir gar nicht, worum es wirklich geht, weil wir die Einzelheiten nicht kennen, weil oft genug Nachrichten aus Zusammenhängen gerissen werden, denn der Zusammenhang, der globale Zusammenhang, ist komplex.

Wir leben auf einem Planeten, der einen Umfang von 40 000 Kilometern hat. Und wir sind über sieben Milliarden Menschen, die alle ständig irgendetwas machen, die Hoffnungen, die Träume haben, die total frustriert sind oder dynamisch und strebsam. Ständig passiert etwas. Dann gibt es Nachrichten aus einem Reich, das wir auch kaum kennen, das aber unser Leben immer mehr dominiert – das Reich der digitalen Daten. Da hat zum Beispiel das Google-Forschungszentrum DeepMind eine neue sogenannte künstliche Intelligenz entwickelt, die besser Go spielen kann als irgendjemand sonst im Universum: AlphaGo Zero. Schon das große Duell zwischen dem vormaligen Weltmeister im Go und dem Vorgänger von AlphaGo Zero mit Namen AlphaGo hat der Computer gewonnen.

Dieser Computer hatte das Spiel in monatelangem, intensivem Training mit Experten und in Spielen gegen sich selbst erlernt. Sein Nachfolger AlphaGo Zero hat nicht mit menschlichen Spielpartnern gelernt, man gab ihm lediglich die Regeln vor, den Rest erledigte dieser Meister der KI, indem er Millionen Male gegen sich selbst spielte. Nach nur 36 Stunden war AlphaGo Zero besser als sein Vorgänger AlphaGo. Nach 72 Stunden, also nach drei Tagen, ließen die IT-Experten die beiden Computer gegeneinander spielen. Das Ergebnis war eindeutig: AlphaGo Zero gewann alle 100 Spiele. 100: 0 für die künstliche Intelligenz, die selbstlernend und selbstoptimierend arbeitet.

AlphaGo Zero entwickelte sogar innovative Strategien, die keinem Menschen in den zweitausend Jahren, seit dieses anspruchsvolle Strategiespiel existiert, je eingefallen sind. Die Wissenschaftler erklären es damit, dass die selbstlernende künstliche Intelligenz eben nicht durch mögliche Schwächen oder Beschränkungen menschlicher Lehrer behindert wurde. Noch erschreckender ist, was der KI-Forscher David Silver vom Google-Forschungszentrum DeepMind erklärte: »Wir haben hier ein System, das sich vom Go-Spiel in jede andere Domäne übertragen lässt. Der Algorithmus ist so allgemein, dass er überall eingesetzt werden kann.« Das heißt, in der IT-Branche, wo es um Informationen und Technologie geht, passieren Dinge, die wir nicht mehr begreifen und vor allem irgendwann vielleicht nicht mehr kontrollieren können.

Maschinen entstehen, die spezielle Aufgaben in einer abartigen Geschwindigkeit mit hirnzerreißender Präzision erledigen. An vielen Stellen in Verwaltungen und Dienstleistungsbetrieben werden keine Männer und Frauen mehr hinter Schreibtischen sitzen, nein, da wird alles von Computern erledigt werden. Wer weiß, vielleicht machen sie es ja besser. Aber man fragt sich natürlich, was machen die Männer und Frauen, die vorher dort gearbeitet haben? Was passiert in einer Welt, in der immer mehr und mehr Aufgaben von Maschinen übernommen werden? Der große Alan Turing, der Begründer der IT- und Computertechnologie, hat gesagt, nur Maschinen können Maschinen verstehen. Vielleicht wollen sich diese Maschinen, die in Zukunft automatisiert unsere Welt immer stärker beherrschen werden, gar nicht mehr mit uns Menschen unterhalten und sich schon gar nicht von uns noch irgendetwas sagen lassen.

Weil: Nur Maschinen können Maschinen verstehen. Killer-Roboter gibt es übrigens auch schon. Aber das sei nur am Rande erwähnt, am Rande des Wahnsinns. Und übrigens zum besseren Verständnis, der Begriff künstliche Intelligenz, KI, stammt aus dem Englischen und heißt dort: artificial intelligence oder kurz AI. Intelligence bedeutet im Englischen nicht nur Intelligenz. Klar, die CIA, die Central Intelligence Agency, ist ein Geheimdienst und keine Zentrale Intelligenz Agentur. Intelligence bedeutet im Englischen eben auch Geheimdienst, Information, Spionage.

Und damit sollte jedem der Zusammenhang zwischen KI und Google, Amazon, Facebook und Friends und deren Zielen klar und deutlich sein.

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