Meine letzten Gedanken im Vorbeitrag kreisten in Richtung der Ernährung: „Wir haben überhaupt keine Antwort auf die Frage, wie wir auf unserem gegenwärtigen Konsumniveau und mit dem derzeitigen landwirtschaftlichen System zehn Milliarden Menschen satt kriegen sollen.“

Tatsache ist: Allein um die aktuelle Weltbevölkerung in den nächsten 40 Jahren zu ernähren, bräuchten wir mehr Nahrungsmitteln, als in den letzten 10.000 Jahren insgesamt produziert wurden. Experten gehen allerdings davon aus, dass die landwirtschaftliche Produktivität in den kommenden Jahrzehnten möglicherweise rapide sinken wird.

Warum? Aus drei Gründen.

Erstens: wegen des Klimawandels. Durch die Klimaveränderungen werden extreme Wetterereignisse häufiger und heftiger, was in vielen Teilen der Welt zu Ernteausfällen führen wird (schon heute erleben wir außerordentliche Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen).

Zweitens: weil die Bodenqualität schlechter wird und die Wüsten sich ausdehnen. Beide Probleme stellen sich derzeit in vielen Teilen der Welt immer dringlicher. Verursacht werden sie durch Erosion, die Verschmutzung der Gewässer (unter anderem durch Mineraldünger und Übersalzung infolge künstlicher Bewässerung), durch extreme Wettereignisse, intensive Bewirtschaftung und Überweidung.

Und drittens: weil das Wasser knapp wird. Dafür verantwortlich ist der Umstand, dass wir aufgrund des Klimawandels immer häufiger und dramatischer Dürreperioden erleben, aber natürlich auch der rasant in die Höhe schnellende Verbrauch von Wasser durch eine wachsende Bevölkerung sowie der steigende Konsum von praktisch allem. Wenn wir uns einen vagen Eindruck davon verschaffen wollen, was uns in diesem oder im nächsten Jahr, ganz sicher aber in den kommenden Jahrzehnten blüht, müssen wir uns nur ansehen, was 2012 in den vereinigten Staaten, 2010 in Russland und Osteuropa oder bereits 2008 in Australien passiert ist: Hitzewellen vernichteten bis zu 40 Prozent der Getreideernten, und Zehntausend Nutztiere starben.

Während der russischen Hitzewelle 2010 verhängte der Kreml ein Exportverbot für Getreide; Chaos an den Rohstoffmärkten und ein beispielloser Anstieg der Preise von Grundnahrungsmitteln waren die Folgen. Im Anschluss daran kam es in Asien und Afrika zu Hungerrevolten – Unruhen, aus denen die Aufstände hervorgingen, die wir heute unter dem Namen „Arabischer Frühling“ kennen.

Vergesst Verschwörungstheorien zu den Flüchtlingen – es geht immer ums Fressen!

Zusätzlich zeichnen sich jedoch zwei weitere Krisenherde ab, die eine Gefahr für unsere Ernährung darstellen werden. Zum einen die Phosphatkrise. Ohne den Einsatz von Mineraldüngern auf Phosphatbasis wäre es so gut wie unmöglich, Nahrungsmitteln in der Menge herzustellen, wie wir es derzeit tun. Doch die Phosphatvorräte sind endlich, und es deutet sich derzeit an, dass sie bald erschöpft sein werden, und zwar höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert. Nicht ob, sondern wann das passiert, ist die Frage. Ohne Phosphat wird sich die Menschheit von dem System der Nahrungsmittelproduktion, wie wir es heute kennen, verabschieden müssen.

Zum anderen tauchen neuartige Schadpilze auf, die die Feldfrüchte (und möglicherweise auch die Viehbestände) bedrohen. Schon heute stehen wir vor dem Problem, dass von allen Fungiziden, die wir bislang gegen die wichtigsten bekannten Pilzerkrankungen eingesetzt haben, nur noch eine bestimmte Gruppe, die sogenannten Triazole, wirksam ist. Doch die Schadpilze werden eher früher als später Resistenzen gegen sie entwickeln. Sobald das geschehen ist, drohen uns Hungersnöte in großem Ausmaß. Und weitere Völkerwanderungen unglaublichen Ausmaßes.

Hans/pixabay https://pixabay.com/de/photos/%c3%a4hren-weizen-getreide-korn-feld-8740/

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