Verkehr und Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft, Kultur, Bevölkerung, Institutionen und vieles andere mehr an Hand- und Hirnprodukten: Die Anthroposphäre, die Sphäre des Menschen, seiner Ziele, Hoffnungen, Träume und Visionen ballt sich in den Metropolen und Megacitys dieser Welt. Diese Ballungszentren sind Ausdruck der totalen Machtergreifung der Menschheit auf dem Planeten Erde. Diktiert von der Ideologie des ungebremsten Kapitalismus, verwandelt der Mensch mit diesen Rohstoffen verschlingenden Siedlungsform den Globus. Entsprechend groß, ist der sogenannte ökologische Fußabdruck dieser planetaren Krebsgeschwüre.
Hier werden die meisten Ressourcen verbraucht, der Energieverbrauch pro Kopf ist der höchste, der meiste Müll und die meisten Emissionen werden produziert. Eine Metropole wie London hat einen ökologischen Fußabdruck, der 120-mal der Fläche der Stadt gleichkommt. Das wiederum entspricht ungefähr der gesamten ökologisch nutzbaren Fläche Englands. Dies berechneten die Ökologen Mathis Wackernagel und William Rees, die in den 1990er-Jahren das Konzept des ökologischen Fußabdrucks erstmals entwarfen.
Der ökologische Fußabdruck entspricht demnach der Fläche der Erde, die notwendig ist, den Lebensstandard eines Menschen auf Dauer zu ermöglichen. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Ressourcenverbrauch einer einzelnen Person: Energie, Nahrung, Kleidung, Entsorgung von produzierten Abfällen und das Binden des durch sein Handeln entstandenen Kohlendioxids. Der so ermittelte ökologische Fußabdruck wird in Hektar pro Person und Jahr angegeben. Weltweit gibt es rund 11,3 Milliarden Hektar ökologisch produktiver Flächen, die für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, die Energiegewinnung und den Wohnungsbau genutzt werden können. Dieser Fläche gegenüber steht die Summe der Menschen. Die Rechnung lautet also: 11 300 000 000: 7 470 000 000 = 1,51 Das heißt, heute stünden jedem Menschen der Welt 1,51 Hektar zu, um seinen Lebensstandard nachhaltig zu gestalten.
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Wer mit dieser Nachhaltigkeit lebt, trägt nicht zur Zerstörung der natürlichen Ressourcen bei, weil diese sich in den natürlichen Zyklen erneuern können. Im weltweiten Durchschnitt – und ich kann gar nicht oft genug darauf hinweisen, weshalb ich die Zahlen hier noch einmal nennen – nutzen wir heute aber mehr als 2,2 Hektar pro Mensch. Multiplizieren wir diesen Betrag mit 7,47 Milliarden Einwohnern, kommen wir auf eine Summe von 16,46 Milliarden Hektar ökologisch produktiver Flächen, die nötig wären. Unsere Erde verfügt aber über nur 11,3 Milliarden Hektar. Das heißt, wir verbrauchen fast eineinhalb Erden. Wir leben in einem ökologischen Defizit.
Nach Studien des Global Footprint Network (footprintnetwork.org) übernutzt der Mensch die Biokapazität der Erde schon seit 1987. Den größten ökologischen Fußabdruckhinterlassen die Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate und der USA mit rund 10,5 Hektar pro Person, ein durchschnittlicher Europäer beansprucht 4,7 Hektar, ein Mensch in Bangladesch nur 0,6 Hektar. Würden alle Menschen auf dem Planeten leben wollen wie der durchschnittliche Nordamerikaner, bräuchten wir sechs Erden, für den Standard eines Europäers bräuchten wir drei Erden.
Deutschland verbraucht etwa das Zweieinhalbfache seiner vorhandenen Biokapazität. In den Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks des Global Footprint Network liegt Deutschland auf Rang 34 im weltweiten Vergleich von 182 Staaten. Besonders hoch ist die Belastung in den Bereichen CO2-Emissionen (Rang 30), Ackerland (Rang 15) und Verlust von Biodiversität durch bebaute Flächen (Rang 12). Würde hingegen die gesamte Menschheit leben wie ein durchschnittlicher Mensch in Bangladesch, benötigten wir nicht einmal eine Erde und würden sogar noch Reserven für die Zukunft bereitstellen. Mit der Größe des ökologischen Fußabdrucks der gesamten Weltbevölkerung lässt sich nicht nur das ökologische Defizit berechnen, sondern auch der ökologische Overshoot, der im Deutschen auch als Welterschöpfungstag oder Erdüberlastungstag bekannt ist.
Diese vom Global Footprint Network ins Leben gerufene Aktion errechnet jedes Jahr den Tag, an dem der aktuelle Verbrauch an natürlichen Ressourcen die Kapazität der Erde zur Regeneration dieser Ressourcen übersteigt. Dabei wird die gesamte Nutzung von Wäldern, Wasser, Ackerland und Lebewesen, die alle Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen, der Fähigkeit der Erde, solche Ressourcen aufzubauen sowie Abfälle und Emissionen aufzunehmen, gegenübergestellt. Auf diese Weise zeigt sich, ab wann die Menschheit sich im ökologischen Defizit befindet. Alles, was vom Erdüberlastungstag an verbraucht wird, wächst nicht nach beziehungsweise kann von der Erde nicht kompensiert werden. Dass dieser Tag jedes Jahr früher erreicht wird, ist ein deutliches Zeichen für die rücksichtslose Zerstörung der Biokapazität des blauen Planeten.
Deutschland alleine gerechnet hatte 2018 seinen Earth Overshoot Day am 2. Mai bereits erreicht. Den Berechnungen des Global Footprint Network zufolge verbrauchen wir also mehr Ressourcen, als es auf der Erde gibt. Die Rechnung geht doch trotzdem auf, oder? Ja, aber ausschließlich für die Menschen, die in den reichen Industriestaaten leben. Wir bestreiten unseren Wohlstand auf Kosten anderer Menschen in der sogenannten Dritten Welt, in Bangladesch, im Niger oder in Bolivien. Jeder Quadratmeter, den ein Mensch in Deutschland mehr braucht für seine persönlichen Wünsche und Ansprüche, egal, ob für einen Wochenendflug nach Paris, für ein gutes Steak beim Italiener oder für ein neues Auto, fehlt einem Menschen in den ärmeren Ländern.
Wir wissen, dass die Erde nicht wächst, aber unsere Ansprüche wachsen – und die Ungerechtigkeit und Ungleichheit wachsen mit. Es ist höchste Zeit, dass wir uns die Widersprüche unserer Lebensweise klarmachen und aufhören, zwischen »gut denken« und »es wird schon klappen« zu lavieren und dabei unser Leben in gewohntem Maß – oder sollte man besser sagen, in gewohnter Maßlosigkeit – fortführen und dadurch andere Menschen in Armut halten und unseren Planeten zerstören. Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen konsequent umdenken und handeln, um die noch lebendigen Biokapazitäten unseres Planeten nicht auf Jahrtausende hin zu zerstören. Das alles muss der Menschheit in den nächsten 35 Jahren gelingen, sonst verlieren alle womöglich alles, dann ist er da: der Weltuntergang!

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