Aristoteles. griechischer Philosoph 384–321 v.Chr.
Als ich 1974 mit 17 Jahren die beiden Bände "Der Auschwitz-Prozess: Eine Dokumentation in 2 Bänden" von Hermann Langbein aus unserer Stadtbibliothek besorgt und gelesen habe, war ich also im gleichen Alter wie Hubert Aiwanger, als er und sein Bruder damals sein heute kritisiertes, rechtsextremes, antisemitisches Pamphlet in der Schule verbreitet und das Verhalten eines Rechtsextremisten an den Tag gelegt hat.
Warum habe ich die für junge Menschen nicht einfach zu lesenden Bände gelesen? Es war mein großes Interesse an Historie sowie Politik und meine Eltern haben den Rassenwahn der Nazis im Dritten Reich direkt miterlebt und uns Jungs später beigebracht, dass es unabhängig von Herkunft und Religion nur zwei Arten von Menschen überall auf dieser Welt gibt.
Die Anständigen und Unanständigen...
Neben der Erziehung durch mein Elternhaus, war eben genau die Lektüre dieser beiden Bände, mit all den schrecklichen Zeugenaussagen und ihren Schilderungen der unmenschlichen Taten im Vernichtungslager Ausschwitz, die Konditionierung für meine bis heute anhaltende extreme Aversion gegen alles was an rechtes Gedankengut und Ideologien verbreitet wird und bis heute Grund für meinen vehementen Widestand gegen Faschismus, Rassismus und Rechtsextremismus.
Deswegen kann ich den 💩dreck von wegen Jugendsünden, Schülerstreich oder Fehler aus der Jugend die lange her sind und heute vergessen sein sollten, nicht mehr hören.
Aiwangers Partei "Freie Wähler" fordert das Wahlalter bei Bundestags- und Europawahlen auf 16 Jahre abzusenken. Darüberhinaus, fordern die Freien Wähler dieses auch für Kommunalwahlen und gegebenenfalls Landtagswahlen.
Man kann nicht auf der einen Seite heulerisch auf Jugendsünden verweisen und auf der anderen Seite von Jugendlichen in dem Alter politische Urteilsfähigkeit einfordern.
Um es klipp und klar zu sagen, wer mit 17 Jahren, mit viel persönlichen Engagement und zeitlichen Aufwand solch ein menschverachtendes Drecksblatt entwirft sowie verteilt und damit Millionen von unschuldigen Opfern, darunter Kinder und alte Menschen, auf mieseste verhöhnt, zeigt damit schon im jungen Alter, wie charakterlich verkommen und ohne Anstand er ist.
Wie oben erwähnt, gibt es die Anständigen und Unanständigen...
...auch schon mit 17 Jahren!
Für Interessierte hier der Überblick über die beiden Bände:
Zwischen dem 20. Dezember 1963 und dem 20. August 1965 fand in Frankfurt am Main der Auschwitz-Prozess statt. Sein Thema war der vom Staat geplante und organisierte und von Amtspersonen durchgeführte Massenmord. Die Frage der Mitschuld an dem Verbrechen, für das der Name des Lagers als Synonym steht, führte erstmals zu öffentlichen Diskussionen in der Bundesrepublik; die Aufarbeitung der Vergangenheit sollte eine ganze Generation von Schülern und Studenten prägen.
Hermann Langbein hat den Prozess als Zeuge und Beobachter erlebt und verfolgt. Seine bereits 1965 vorgelegte Dokumentation ist ein Bericht über Leben und Sterben in Auschwitz. Die Vernehmungsprotokolle der Angeklagten sind zudem eine Lehrstunde zum Verständnis dessen, was Hannah Arendt als »Banalität des Bösen« beschrieben hat.