Wie man einen Drachen tötet - Russland nach Putin

Michail Chodorkowski war Milliardär, Oligarch und Teil des System Putin, bis er sich nicht mehr an die mafiösen kriminellen Regeln gehalten hat. Er hat dafür mit 10 Jahre Straflager bezahlt und lebt jetzt in London.

Er fordert zur Revolution gegen Putins Regime auf und skizziert ein Russland nach Putin, er fordert eine "linke Politik" und warnt vor alten russischen Mechanismen.

Putin hat den Ukrainekrieg angeordnet und er wird ihn nicht beenden, bevor er nicht eine, egal wie blutige, Trophäe eingefahren hat.

Irgendwann ist Putin am Ende, am Ende seiner Macht, am Ende seines Lebens und bis dahin steht er unter Erfolgsdruck, denn ohne Krieg ist er am Ende.

Russland muss auf den Tag X vorbereitet werden, sagt Chodorkowski. Es braucht Strategien für den Umsturz und Pläne den Russen in der Zeit des Übergang beiseite zu stehen.

Die Revolution wird in Russland unvermeidlich sein, auch wenn sie eine sehr düstere, gar gewaltätige Seite haben wird, so Chodorkowski. Aber es ist zu spät für andere Lösungen. Putin hat Russland mit seinem Politgebaren und dem Ukrainekrieg in Geiselhaft genommen. Das Schicksal Russlands wird eng mit dem Schicksal Putins zusammen hängen. Die Revolution muss deshalb scharf wie das Messer eines Chirurgen sein.

Sein Buch "Wie man einen Drachen tötet" ist wie ein Revoltutionsleitfaden zu lesen. Wann zu Protesten auf der Strasse aufgerufen wird, wann ein Rückzug ins Ausland notwendig sein soll, wann Gefängnisse und Polizei blockiert werden sollen. Das kann nur mit Planung und Vorbereitung im Vorfeld erfolgen, sonst kommen die Menschen unter die Polizeiknüppel.

Er rechnet mit einer chaotischen Phase von zwei Jahren, mit einem Absturz der Wirtschaft und dem Zerfall der "Politik". Mehr Zeit bleibt nicht um die Dynamik aufrecht zu erhalten.

Er schlägt vor, den Bürgern die Einnahmen aus Resourcenverkäufen direkt aufs Sparkonto zu überweisen und das parasitäre Kapital des Putin-Clans in einen Fond zum Wohlstand der Allgemeinheit zu stecken.

Es kam immer wie bei dem alten Witz über den Arbeiter, der Ersatzteile aus diverser ziviler Produktion aus seinem Betrieb nach Hause schleppte, aber wenn er sie zusammenbaute, kam immer eine Kalaschnikow heraus. (...) Du kannst dir den Präsidenten Russlands noch so oft aus den Teilen der Verfassung bauen, das Ergebnis ist immer ein Zar.

Er fordert die Demontage der Duma, ein umbesetzter Staatsrat und eine parlamentarische Demokratie, die den "angeborenen Selbstherrscherinstinkten", die Stalin und Putin an die Spitze geschwemmt haben, ein Ende setzen.

Freie Rede für alle fordert er genauso wie ein Ende des russischen Imperiums, das durch einen Nationalstaat ersetzt werden muss.

Mit "freier Wahl für die Völker Russland, die als Menschen lieber gemeinsam als getrennt leben"

Ob alle Völker Russland da mitmachen steht auf einem anderen Blatt, die Rekrutierungspolitik für den Ukrainekrieg hat bei den Völkern große Wunden gerissen.

Wie auch nach dem Ende von anderen Despoten muss aber eine "Barmherzigkeit" folgen, die große Teile der Bevölkerung einen Platz im neuen Gesellschaftssystem einräumt.

„Allerdings gab es auch die ‚Musterschüler‘, jene, die diese Matrix geschaffen und gepflegt, die die Nation verdorben und den Staat in einen Mafiastaat verwandelt haben. Sie sind die Hauptnutznießer. Und sie müssen anders behandelt werden.“

Chodorkowski verurteilt den Ukraine-Krieg als "verbrecherisch und amoralisch." Der Zerfall Russlands ist eine reale Gefahr für eine provisiorische Regierung, genauso wie Entschädigungsforderungen, die den Fokus von dringenderen Problemen ablenken und Nationalradikalen erneut den Weg bereiten könnten.

Er hält mit einem Abgang Putins dessen System noch nicht für Geschichte. Es könnte ein weiterer Putin folgen.

„Wie man einen Drachen tötet“ ist am 15. Februar im Europa-Verlag erschienen.

Don Fotijn/unsplash https://unsplash.com/de/fotos/BLWysq7xrIc

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