Über das Muslimische Kopftuch und seine politischen Folgen

(Ursprünglich gebloggt auf meiner Blogseite Kaiserin Wendigo, hier eine leicht gekürzte Version.)

Dieses Thema begleitet mich als Frau und Feministin seit Jahren und ich möchte hier meine Sichtweise darlegen. Es geht mir um das (politische) Muslimische Kopftuch und seine politischen Folgen bzw. generell um die weibliche Verhüllung im Islam, leider immer öfter in Europa.

Meine Punkte im Überblick:

  • Das Kopftuch/die Verhüllung wird im Koran nicht gefordert.
  • Die misogyne Verhüllung ist in vielen islamischen Ländern für Frauen Pflicht und also ein Mittel, uns Frauen zu stigmatisieren, unter Kontrolle zu bringen/zu halten und somit zu unterdrücken. Das nennt sich Geschlechterapartheid.
  • Die Verhüllung ist in diesen Ländern (und überall) ein Entzug der Individualität, der Freiheit, und wird von den aufgeklärten, emanzipierten Frauen in diesen Ländern verachtet (siehe zB die Gruppe My Stealthy Freedom). Sie feiern, wenn sie es endlich ablegen dürfen.
  • Das Kopftuch, momentan vor allem in eher jungen türkischen Kreisen, ist ein zumeist aggressives Zeichen der Abgrenzung zur nicht-muslimischen Bevölkerung. Es ist hier ein Symbol von National-Islamistischen Ideologien (zB AKP) oftmals mit der Intention, alle Mädchen (v.a. in Schulen) und Frauen (zB Lehrerinnen) auszugrenzen und zuweilen sogar zu mobben ("Schweinefleischfresser";). Der junge türkische National-Islamismus im Dunstkreis der AKP nimmt allgemein in Österreich und Deutschland erschreckende Formen an, dazu gehört auch purer Judenhass.
  • Ebenfalls in diesen Bereich Schule und Mobbing gehört das arrogant-stolze Tragen des Kopftuches als Zeichen, frau sei die bessere bravere Muslima. Viele Mädchen werden in den Schulen auch von den Burschen direkt unter Druck gesetzt.
  • Von vielen apologetischen Trägerinnen aus missionierenden Islamverbänden (ich kenne keine anderen) wird das Kopftuch/die Verhüllung als Zeichen ihrer persönlichen Freiheit verklärt. Sie meinen, es sei das Zeichen eines (wirren) Feminismus ("choice feminism" - siehe Blogpost über Prostitution), wenn sie sich "freiwillig"(?) verhüllen. Dass sie damit der gesamten feministischen Bewegung, aber vor allem den wirklich gezwungenen Trägerinnen einen Bärendienst erweisen ist ihnen entweder egal, oder sie sind wirklich zu dumm, diese Tatsache zu bemerken. Ich möchte noch dezidiert anmerken, in meinen Augen sind Islam und Feminismus unvereinbare Widersprüche. Eine das reaktionäre Kopftuch tragende Muslima kann nie Feministin sein.
  • Ja, und der letzte Punkt nun ist der traurigste und verbrecherischste, nämlich der echte von außen kommende ("traditionelle";) Druck auf die Frau, der (familiäre) Zwang, sich zu verhüllen. Auch hier wird in den islamischen Kreisen oftmals mit gewissen moralischen Vorstellungen bzw. Überlegenheitsgefühlen "argumentiert", nach dem Motto: "schaut euch die nuttigen europäischen Frauen an und schaut euch die braven muslimischen Frauen an". Zu diesem Punkt gehört auch das Thema "Die Heilige Jungfräulichkeit" von Mädchen, die mehr wert ist als das Leben des Mädchens ("Ehrenmorde" und dgl.). Väter und vor allem auch Brüder können schlimme Agressoren und Unterdrücker sein. Im Prinzip geht es um Machtausübgung über die Mädchen und Frauen in der Familie. Diese Mädchen und Frauen können oftmals nur mit Hilfe von außen aus den gefährlichen reaktionären Familienkreisen ausbrechen und abtauchen. Und das hier, mitten in Europa, wo dieser Druck, diese Unterdrückung auch allzuoft von hier geborenen Moslems der "3. Generation" ausgeübt wird.

Es ist oft sehr bizarr, im Internet Fotos von Frauen zu sehen, die unendlich froh sind, ihren Schleier endlich ablegen zu können/zu dürfen, und andererseits von Frauen zu lesen, die in Europa um das (zweifelhafte) Recht bis vor das Verfassungsgreicht gehen, um sich auch als zB Richterinnen verhüllen zu "dürfen". Diese Prozesse werden natürlich von missionierenden Islamverbänden (ich kenne keine anderen) finanziert. Was sie damit bezwecken liegt wohl im Bereich von Geld scheffeln, Macht ballen und Einfluss gewinnen. Hier eine Islamisierung zu verleugnen ist weltfremd und bedeutet, den dogmatischen gescheiterten Friede-Freude-Eierkuchen-Kurs fortzusetzen. In Europa haben wir lange Zeit bestimmte religiöse Vorgänge verschlafen, ja sogar geleugnet, und das fällt uns jetzt auf den Kopf, wenn sich so obskure und teils gefährliche Gruppierungen wie PEGIDA bilden (an dieser Stelle seien auch fundamentalchristliche Bewegungen wie die "Demos/Märsche für alle" erwähnt). Dass so etwas früher oder später hat passieren müssen, hätte man wissen dürfen. Und dass jetzt rechtsradikale Gruppierungen wie die FPÖ, der FN usw. reüssieren, kommt nicht von ungefähr. Diese Entwicklungen waren vorhersehbar und sind vielfach auf das komplette Versagen der althergebrachten, alteingesessenen "Großparteien" zurückzuführen, die hier in Österreich noch immer in ihrer Bündementalität stagnieren, im Föderalismus unser Land ruinieren. Menschenfeindliche Ideologien (Rechtsradikalismus, Nationalislamismus...) gedeihen nur, wenn sie auf fruchtbaren bzw. schon befruchteten Boden fallen.

Wie sich diesbezüglich die absolute Medieninkompetenz vieler Menschen auswirkt, werde ich in einem meiner nächsten Blogposts behandeln. Nur so viel: wenn Begriffe wie "Lügenpresse" und "Mainstreammedien" Einzug in das Standardvokabular halten, dann verheißt das nichts gutes. Wenn das Netz von Verschwörungstheorien überquillt, dann verheißt das nichts gutes und wird auch insgesamt gefährlich für unsere Demokratie. Rechtspopulistische bzw. Rechtsradikale Parteien können nicht regieren, sie hinterlassen beispielsweise milliardenschwere Budgetlöcher (siehe zB Kärnten).

In meinen Augen gehört das alles zusammen. Die nationalistische Kopftuchbewegung provoziert ein Echo in der nationalistischen fremdenfeindlichen Populismusbewegung - und umgekehrt. Wir könnten dem mit pragmatischem Realismus begegnen, aber dafür scheint der (politische) Wille zu fehlen. Wo das hinführt werden wir sehen. In Kombination mit der uns überfordernden Völkerwanderung aus dem Nahen Osten und Afrika, sicher nichts gutes.

(Anmerkung: die FPÖ liegt heute erschreckenderweise bei knapp über 30% in Umfragen)

Für mich liegt das Ziel darin, jede Frau von jedem Zwang zu befreien, aus jeder (patriarchalen) Unterdrückung hinauszuführen. Das heißt für mich Feminismus und noch einiges mehr. Wenn wir als Einzelne handeln, dann müssen wir immer ans Ganze denken. Es geht nur mit Solidarität (auch von und mit Männer) und nicht mit Egoismus.

Für mich gilt es, die frauenfeindliche weibliche Verhüllung zu bekämpfen, Aufklärungsarbeit zu leisten und (Ausstiegs-)Hilfe zu geben. Wo auch immer die eh immer gleichen Kopftuch-Verklärerinnen mit ihren reaktionären Vereinen auftauchen, muss ihnen widersprochen werden. Wir dürfen diesen MissionarInnen und Pseudofeministinnen keinen freien Raum für ihre propagandistischen Hohlphrasen überlassen.

Es gilt, einzig und allein die liberalen Moslems zu unterstützen und nicht die oben beschriebenen Moslemverbände.

Es gibt wahrlich keinen einzigen positiven, feministischen, lebensbejahenden Aspekt an der muslimischen Verhüllung. Mein Wunsch ist es, die muslimische Verhüllung aus öffentlichen Orten zu verbannen. Religion gehört in die eigenen 4 Wände und nur dorthin. Lasst uns somit die emanzipierten Muslime und ihre Organisationen stärken.

Eine ZDF-Zoom-Reportage über muslimische Parallelwelten:

https://www.youtube.com/watch?v=D3isrvrGmJA

Hamed Abdel-Samad:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article146876117/Der-lange-Arm-des-Islam-folgt-Muslimen-bis-zu-uns.html

Ausstiegshilfen aus dem Islam für Mädchen und Frauen (eventuell auch für Burschen)

http://seyranates.de/  (in Berlin; Seite mit vielen Links)

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fischundfleisch

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Spinnchen

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