Digitaler Jugendkanal der ARD und ZDF wird er genannt in den Presseaussendungen. Aber das ist er nicht. Vielmehr ist funk das, was wohl entsteht, wenn an den entscheidenden Positionen drei Menschen vollkommen verschiedene Dinge wollen: Ein Youtube-Netzwerk. Eine Serienmediathek. Und ein Snapchat-Stories-Verschnitt.

Als ich vom Start des neuen ZDF- und ARD-Angebotes für junge Menschen (14 bis 30) hörte, wollte ich sofort nachschauen, was da so für Inhalte gespielt werden. Bloß: Ich fand nichts. Die Website funk.net liefert eine ellenlange Liste von eigenproduzierten Formaten und gekauften Serien – doch klickt man die Unterseiten an, steht am Starttag bei der Mehrheit lediglich „Hier wird gerade gedreht, geschnitten und aufgeräumt. Bald kommt was Neues".

Na gut, dann halt schnell nachsehen, welche Formate bereits Ausgaben online haben. Aber was ist das? Funk.net besitzt kein Feature, das die neuesten Videos auflistet. Was bei jeder Mediathek auf der Startseite zu finden ist, fehlt hier einfach. Willst du neue Inhalte finden, musst du dich auf gut Glück durchklicken.

Auch die offizielle funk-App hilft da nicht weiter. Dort sind die eigenen Formate nämlich gar nicht vorhanden. Nur Kaufserien wie Aliens oder Twentysomething können über die für Android und iOS gebaute Plattform geschaut werden. Dafür gibt es hier „Geschichten“ – ein Feature, das frappierend an Snapchat- oder Instagram-„Stories“ erinnert.

Erfolglos versuche ich also nun, einen anderen Weg zu finden, um die neuesten funk-Inhalte sehen zu können. In den faq’s auf funk.net ist die Rede von individuellen Kanälen auf Youtube, Facebook und Co. für die einzelnen Formate. Diese sind selbstverständlich auch nur von den leeren Unterseiten aus verlinkt. Schließlich stoße ich auf eine offizielle funk-Facebookpräsenz. Und dort: Hah! Eine Übersicht mit den heute erschienenen Videos. Zusammengestellt von einem Zuseher. Mit Links zu den einzelnen Youtube-Mirrors.

Eine Mediathek, die keine ist

Das ist nämlich das nächste, das ich feststelle: Sämtliche Videos werden sowohl von den Creators auf Youtube hochgeladen als auch durch funk in der funk.net-Mediathek. Die dort gezeigten Videos sind nämlich keineswegs bloß von Youtube aus eingebettet – sondern eigens gehostete Dateien. Womit sich mir wieder die Frage stellt: Wieso hat man keine funktionelle Mediathek gebaut, sondern eine Mischmaschwebsite? Wieso hat man keine Mediathek gebaut, die auch als App funktioniert? Netflix und Co machen es vor – und selbst ARD, ZDF, SWR und andere Öffentlich-Rechtliche haben Mediatheken-Apps. Aber dann kommt diese funk-App. Ohne eigenproduzierte Inhalte. Ohne Unterstützung für eine Reihe von Tablets oder den Chromecast. Mich beschleicht das Gefühl: funk hat sich so sehr auf die inhaltliche Produktion konzentriert, dass man die technische Seite zwei bis drei Angestellten überlassen hat. Und diese hatten keinerlei Kontakt zu den Kollegen bei den Trägeranstalten.

Das ist natürlich lediglich eine Vermutung und keine Tatsachenbehauptung. Aber Tatsache ist, dass strukturelle Kriterien wie die Aufmachung einer Plattform und ihre Funktionen essentiell in der Medienwirkung sind. Und Zuseher, die nicht finden, was sie suchen, dem Angebot schnell wieder den Rücken kehren werden.

Ankündigungsvideo von funk (auf funk.net nicht auffinddbar)

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 03.10.2016 12:27:18

sisterect

sisterect bewertete diesen Eintrag 03.10.2016 08:44:51

2 Kommentare

Mehr von Nikolaus Trimmel