Relaunch: Die Wahrheit über das Sauerland. Ein Insiderbericht aus NRW

Jeder kennt in NRW das Sauerland, die Region zwischen Möhnesee und Kahlem Asten, zwischen Halver und Brilon, das Land der tausend Berge, Winterberg, Marsberg, Hallenberg. Schmallenberg. Hier wurde in Brilon als Sohn einer Honoratiorenfamilie und Enkel eines Bürgermeisters, der 1933 zwei Straßen umzubenennen die Ehre hatte ("Adolf-Hitler-Straße" und "Hermann-Göring-Straße" ), Friedrich Merz geboren. Friedrich fiel auf dem örtlichen Gymnasium Petrinum durch Aufsässigkeit auf, wie er 2018 in einem Interview verriet: "Ich hatte schulterlange Haare, bin mit dem Motorrad durch die Stadt gerast, mein Stammplatz mit zwei Freunden war die Pommesbude auf dem Marktplatz bei uns um die Ecke, ich habe angefangen zu rauchen, Bier zu trinken". Pommes, Kippen, Bier. Kein Wunder, dass es erst einmal nicht klappte mit dem Abitur, das wurde dann auf einem benachbarten Gymnasium nachgereicht bzw. -geholt. Bald schon wurden die Haare kurz und der verlorene Sohn machte Karriere in der Jungen Union, zog ins Europaparlament und in den Bundestag (immer das Direktmandat geholt!) und gegen Angela Merkel zu Felde. Wie wir heute wissen, vergeblich. Nebenher kam durch Anwalts- und Aufsichtsratstätigkeiten und ein wenig Immobilienbesitz etc.pp. ein bescheidenes Einkommen zustande, dass es ihm, als Millionär, erlaubte, sich zur Mittelschicht zu zählen.

Aber kommen wir nun zu der Landschaft, die ihn prägte. Wie gesagt: Berge. Im Winter locken sie Touristen aus den Niederlanden an, im Sommer Wanderer oder Mountainbiker. Auch beliebt: Der Kegelclubtourismus übers Wochenende, hin zu festungsartig ausgebauten Hotelkomplexen. Mir wurde berichtet, dass die Zugfahrt am Freitagnachmittag ins Sauerland (grad recherchiert: RE 17 oder RE 57, bitte beachten Sie aber auch die örtlichen Lautsprecherdurchsagen) für all diejenigen unerfreulich ist, deren Interesse an Schlagermusik und dem Konsum von Bier oder Fruchtlikören gering ist. Besonders blöd: Wenn die Toiletten unbenutzbar geworden sind. Ja, blöd, da muss man sich schon einmal mit einer leeren Flasche Rüttgers Club behelfen. Ist halt so. Gut möglich, dass Friedrich Merz davon ausgehend sein Konzept einer "deutschen Leitkultur" entwickelt hat.

Industrie hat es auch dort im Sauerland, zum Beispiel eine große Toilettenpapierfabrik. Aufsichtsratsvorsitzender? Na? Eben, da ist er wieder, Friedrich Merz, der an Homosexualität nicht denken kann ohne Pädophilie zu assoziieren, dem nach dem rassistischen Massaker von Hanau nichts anderes einfiel, als von "illegaler Einwanderung" zu raunen und der nach eigener Aussage allein schon deswegen kein Frauenfeind sein kann, weil er mit einer Frau verheiratet ist. Aber genug von ihm, kommen wir zu einem anderen gewichtigen Industriezweig der "Region" (Friedrich Merz), dem Brauereiwesen. Hierzu möchte ich nur den großen Michael Rudolf (RIP) zitieren, der über den "Sauerländischen Pilstyp" befand: "Ist in dem Sinn kein Bier, sondern am Computer entworfenes, bierähnliches Getränk, gemacht für Gelegenheitsmenschen, die ihre Zeit vor eben diesen Computern zubringen und solche Barbarei als Leben hinnehmen." Das muss genügen. Und auch ich habe jetzt genug Zeit vor dem Computer verbracht und sollte mal ein wenig frische Luft schnappen. Im Sauerland vielleicht? Ach, besser nicht. Da ist ja jetzt wieder, steht zu vermuten, Friedrich Merz, oder nein, doch nicht: ihm ist ja mittlerweile, im ca. sechsten Anlauf, der Umzug in die Parteizentrale gelungen.

Die Luft im Sauerland ist also wieder rein.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

rahab

rahab bewertete diesen Eintrag 18.01.2021 15:18:14

Noch keine Kommentare

Mehr von thomas schweighäuser (ex Gotha)