DONALD TRUMP - (keine) Gefahr für Europa?

Ich gebe es zu, als sich abzeichnete, dass tatsächlich Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen wird, war mein erster Gedanke ein ungläubiges „sind die Amis völlig deppert?“.

Damit war ich nicht alleine, die Reaktionen im Netz gehen von Enttäuschung und Verständnislosigkeit bis hin zu blankem Entsetzen und Wut.

Doch betrachten wir nach dem ersten Schock Donald Trumps Wahl nüchtern und schauen wir, ob wir diesem Ergebnis für uns Europäer und dem Rest der Welt nicht auch einige positive Seiten abgewinnen können. Ich habe dabei an Folgendes gedacht:

- Unter Donald Trump wird es kein TTIP geben. Fürchten sich viele von uns nicht auch vor TTIP? Vor einer Überschwemmung des europäischen Marktes mit billigstem, amerikanischem Hormon- und Antibiotikafleisch? Vor einem Ruin der europäischen Landwirtschaft? Vor Schiedsgerichten, wo sich Staaten von Großkonzernen verklagen lassen müssen? Vor Senkung unserer Standards? Ob nun tatsächlich gut oder schlecht, TTIP ist jedenfalls auch in weiten Teilen der Bevölkerung Europas höchst umstritten.

- Trump will das Verhältnis zu Russland verbessern, während Clinton als Außenministerin eine Politik der Härte gegenüber Putin vertrat. Es muss doch ganz in unserem Sinne sein, wenn zwischen Ost und West Stabilität und Verständnis herrscht und wir nicht fürchten müssen, dass jemand auf den roten Knopf drückt. Vor allem die NATO-Osterweiterung, Provokationen dieser unter US-Führung im russischen Grenzgebiet und Aufmärsche von US-Soldaten im Baltikum sollten nun hoffentlich bald der Vergangenheit angehören.

- Mehrfach hat Trump auch gesagt, dass er den IS massiv niederbomben will, sich aber als „Weltpolizist“ in Zukunft nicht mehr aufspielen wird. Donald Trump und die Republikaner gelten meines Wissens nach zwar auch nicht gemeinhin als Friedensaposteln, allerdings wird Clinton massiv Kriegstreiberei vorgeworfen, sie wird u.a. für das Desaster in Libyen (und dessen Ende als Failed State) und der kriegerischen Eskalation in der Ostukraine mitverantwortlich gemacht.

- Von Umweltschutz hält Donald Trump wenig, die Klimaerwärmung leugnet er. Soweit, so schlecht für die Welt. Trump will die amerikanische Erdölförderung - Stichwort Fracking - massiv ausbauen und die OPEC schwächen. Als positiver Nebeneffekt geht damit neben der Verbilligung von Erdölprodukten einher, dass die unsägliche Demutshaltung (fast hätte ich Arschkriecherei geschrieben) gegenüber dem restriktiven Regime der Saudis endlich ein Ende findet. Mittelfristig wird es die Ölmächte im Nahen Osten und langfristig wohl auch deren (islamistischen) Einfluss auf die Welt nachdrücklich schwächen.

Die Probleme, die die Amerikaner durch die Wahl von Donald Trump noch bekommen könnten – Stichwörter Soziales, Steuern, Gesundheit, Migration, Rassismus, Umweltschutz, Waffen, usw. – müssen sie zum überwiegenden Teil selbst ausbaden. Doch für Europa und den Rest der Welt sehe ich – von der problematischen Leugnung der Klimaerwärmung abgesehen – nicht zwangsläufig und ausschließlich schwarz.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Wolfgang Fürst

Wolfgang Fürst bewertete diesen Eintrag 09.11.2016 20:01:19

1 Kommentare

Mehr von Wolfgang Fürst