Ich bin lange darum gekreist, auf welcher Basis der allgemeine Bewusstseinswandel steht, aber inzwischen bin ich zu der Einsicht gelangt, dass er sich nur materialistisch sinnvoll erklären lässt.
Das Bewusstsein des Kollektivs, oder von Teilen des Kollektivs, hat sich durch nichts anderes als die Krise gewandelt, welche als kapitalistische Krise zu sehen ist, die schon seit 2008 geht, aber genau genommen bereits mit der Konterrevolution 89/90 begann.
Sie bedeutete nicht nur einen Rückschritt für die Menschen im Osten, sondern auch für die Menschen im Westen. Es entsteht seitdem eine zunehmende Diskrepanz zwischen Ideologie - "Kommunismus ist besiegt und von gestern. Es gibt keine Alternative zum Kapitalismus (wobei Imperialismus als Stichwort nie fällt)" und aber den tatsächlich erlebten Verhältnissen. Es bedeutet einen Mangelzustand, der nicht zu erklären ist für denjenigen, der in revolutionärer Theorie nicht gebildet ist (was für die allermeisten Menschen im Westen gilt). Dieses Vakuum kann mit allerlei Theorien, metaphysischen Ideen und Aberglauben befüllt werden. Es ist gewissermaßen die Achillesferse der Gesellschaft in der Krise, die durch Ablenkungsmanöver dieser Art irregeleitet werden kann.
Auf welche Weise sich das Bewusstsein verändert und wodurch, wurde also schon längst beschrieben: "Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten.
Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer und rascher um.
In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewußt werden und ihn ausfechten.
Sowenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt, was es sich selbst dünkt, ebensowenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären." (Aus "Kritik der politischen Ökonomie", Karl Marx)