In keinem Artikel über die jüngsten Ereignisse in Sri Lanka hatte ich etwas über die Geschichte und die damit in Zusammenhang stehenden vorherrschenden ethnischen Konflikte erfahren können.
Das Problem der Auslandsberichterstattung ist generell immer, dass die Ereignisse im Vorfeld nicht hinreichend debattiert werden, wenn die Interessen westlicher Partner verletzt werden könnten.
Zufällig (?) strahlte der Kultursender arte passend zum Zeitpunkt am Ostersamstag das Historiendrama "Elefantenpfad" mit Liz Taylor aus, welches zumindest hintergründig die Kolonialzeit behandelt.
Die kulturellen Konflikte Sri Lankas zwischen der buddhistischen Mehrheit und den religiösen Minderheiten, wie Tamilen, Christen und Muslimen gehen auf die Zeit der britischen Kolonialherrschaft zurück (wobei es bei den kürzlich geschehenen Anschlägen um Konflikte unter den religiösen Minderheiten geht).
Damals wanderten indische Tamilen ein und wurden in Ämter des Verwaltungsapparates eingesetzt, womit sie gegenüber den Einheimischen übervorteilt wurden, was als Ungerechtigkeit empfunden wurde. Dadurch verstärkten sich wiederum nationalistische Tendenzen der einheimischen singhalesischen Bevölkerung. Seit jeher sind die Minderheiten eher westlich orientiert bzw. auch politisch unterstützt.
Durch die anhaltenden Spannungen kam es zu Radikalisierungen vereinzelter Gruppen. Sri Lanka führte deswegen einen brutalen Bürgerkrieg bis zum Jahr 2009 gegen die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE).
https://de.wikipedia.org/wiki/Sri_Lanka#Kolonialzeit_2
Sri Lanka liegt zwischen Indien und China und ist umkämpftes Interessengebiet. China investiert seit Jahren massiv in Sri Lanka und hat es zum Bestandteil seiner „One Belt One Road“ – Intitiative gemacht, den Hafen Hambantota gekauft und das Land für ganze 99 Jahre gegenüber China verpflichtet.
https://www.scmp.com/topics/china-sri-lanka-relations
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/srilanka-china-100.html
Das wiederum widerspricht den Interessen Washingtons und erklärt, warum die USA im Jahr 2015, als der pro-chinesische Präsident Rajapaksa gewählt wurde, einen Regime Change unternahmen, wodurch Präsident Sirisenda und der Premierminister Wickremesinghe an die Macht kamen. Letzterer ist eindeutig westlich orientiert, wobei Sirisenda eher versucht, einen Ausgleich zwischen der westlichen und chinesischen Seite zu finden. Die internen Querelen führten dazu, dass Sirisenda Wickremesinghe sogar kurzzeitig entließ.
https://www.wsws.org/de/articles/2019/04/25/sril-a25.html
Fragen wirft auf, warum die jetzige, amtierende Regierung, die durch Geheimdienste über geplante Anschläge informiert war, nichts unternahm, um diese zu verhindern. Die USA bestreiten jegliche Mitwisserschaft.
„Der internationale Terrorismus-Experte Peter Neumann vom Londoner King's College sieht in den Attentaten von Sri Lanka einen gezielten Versuch, Religionen und Gesellschaften gegeneinander aufzuhetzen“, heißt es bei der Tagesschau. Die Frage ist: Zu welchem Zweck?
https://www.tagesschau.de/ausland/sri-lanka-253.html
Grundsätzlich eignet sich so ein Anschlag immer dafür, den „Sicherheitsapparat“ zu stärken und die Regierung, die in den vergangenen Monaten von Zwistigkeiten geprägt war, erneut zu legitimieren. Donald Trump hat Wickremesinghe bereits Unterstützung zugesagt:
Man könnte schlussfolgern: Brachiale militärische Gewalt als letztes Mittel gegen Chinas wachsende Einflussphäre.

Sujetbild, Verkäufer in Sri Lanka https://pixabay.com/de/photos/krämer-verkäufer-mann-person-289772/