Nach einer Analyse von Dr. Paul Craig Roberts
Der ehemalige US – amerikanische Finanzminister Dr. Paul Craig Roberts, der unter Reagon diente, ist seit Regierung Bush für seine Kritik an der US – Außenpolitik bekannt. Er verfasst kritische Artikel, u.a. auf www.globalresearch.ca. Vor ein paar Tagen veröffentlichte er einen bemerkenswerten Beitrag, der die jetzige Bedrängnis Russlands mit der sich zuspitzenden Situation Deutschlands/Polens/Großbritanniens vor dem 2. Weltkrieg vergleicht.
Historiker streiten sich darüber, was den Eintritt in den 2. Weltkrieg verursacht hat. Manche machen die Appeasement – Politik Chamberlains verantwortlich gegenüber Hitlers Rückgewinnung von Gebieten, die die Deutschen nach dem Versailler Vertrag gezwungen waren, abzutreten. Demnach habe Großbritannien zu große Zugeständnisse an Deutschland gemacht. Paul Craig Roberts aber ist der Auffassung, was den 2. Weltkrieg ausbrechen hat lassen, war Chamberlains Garantie gegenüber Polen, militärische Unterstützung zu leisten, wenn es sich weigert, das umstrittene Gebiet Deutschland zu überlassen. Nachdem mit dem Hitler-Stalin Pakt ein Abkommen zwischen Deutschland und Sowjetunion über die Gebietsaufteilung Polens geschlossen wurde, erklärte Großbritannien Deutschland, aber nicht der Sowietunion den Krieg. Aufgrund der britisch-französischen Garantieerklärung, die Polens Beistand im Falle einer Auseinandersetzung sicherte, mussten somit auch die Franzosen Deutschland den Krieg erklären. In Wirklichkeit, so Roberts, hätte der 2. Weltkrieg also mit der Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreich an Deutschland begonnen, und dennoch, so schlussfolgert er, waren es nur die Deutschen, die in den Nürnberger Prozessen verurteilt wurden.
Was hat das mit der aktuellen Situation Washingtons und Moskaus zu tun? Paul Craig Roberts meint, nachdem die generelle Auffassung also sei, dass Hitler immer aggressiver werden konnte, weil es Chamberlain zugelassen hat, so kann man auch sagen, dass Russlands Nichtreagieren auf die Aggressionen Washingtons zum Krieg führen können, unter Berücksichtigung, dass doch Washingtons Provokationen viel gefährlicher seien, als diejenigen, mit denen Chamberlain konfrontiert war. Die Frage sei also, ob Russlands Verhalten den Krieg eher provoziert oder vermeidet, wenn man sich ansieht, dass es sogar den USA erlaubte, ABM Basen an den Grenzen zu Polen und Rumänien zu stationieren. Das sei so, erklärt Roberts, als würden die Amerikaner Russland erlauben, Raketenbasen vor Kuba zu stationieren.
Roberts zeichnet das Bild von einem friedvollen Russland, das über viele Zugeständnisse den Frieden mit dem Westen sucht und sich so in eine verzwickte Lage bringt. So beispielsweise durch die Tatsache, dass die Medien teilweise in ausländischer Kontrolle seien und durch amerikanische und europäische NGOs ständige Kritik und Proteste, teilweise falsche Anschuldigungen gegen Russlands Politik zugelassen werden. Die russische Elite aus Professoren und Geschäftsmännern überdies seien dem Westen gegenüber sehr aufgeschlossen und würden glauben, dass Russlands Zukunft von der Akzeptanz des Westens abhängt. Sie seien also willig, Russland an den Westen zu verkaufen. Die jungen Menschen hätten außerdem ein Bild von Amerika, als ein Land, in dem „Straßen mit Gold gepflastert sind“.
Roberts Meinung nach hätten die Russen mit dem Ende des Kalten Krieges tatsächlich an eine friedlichere Welt geglaubt und übersehen, dass der schwere US – Militärapparat stets einen Feind braucht (der mit dem Zerfall der Sowjetunion vorübergehend wegfiel, wonach viele Experten der Auffassung sind, dass die USA daraufhin ein neues Feindbild brauchten. Es herrscht die Auffassung, dass mit der Jahrtausendwende der Islam dieses neue Feindbild eingenommen hat).
Paul Craig Roberts meint, dass die Russen die Signale nicht erkennen würden. So erklärte beispielsweise der neue UN – Botschafter Vasily Nabenza kürzlich, dass Russland keine andere Alternative hätte „als unter allen Umständen Brücken zu bauen. Wir werden kooperieren. Amerikaner können nicht ohne uns, und wir nicht ohne sie. Das ist ein gemeinsames Ziel.“
Sieben Monate jedoch nach Obamas demonstrativen Entlasses russischer Diplomaten antwortete Putin schließlich mit dem Rauswurf von 750 amerikanischen Diplomaten, die in Wirklichkeit im Einsatz waren, Russlands Regierung zu unterminieren. Putin ist hin- und hergerissen und erklärte kürzlich, er ließe in Zukunft nichts mehr „unbeantwortet“. Daraufhin zog er aber wieder zurück und ließ verlautbaren, es gäbe so viel Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen, man könnte diese zwar aufkündigen, um die USA zu schädigen, aber sie wollen die internationalen Beziehungen nicht in Gefahr bringen.
Der stellvertretende Direktor des russischen Rates für Außenpolitik und Verteidigung Dmitry Suslov ist dagegen realistischer und kommt mittlerweile zu dem Schluss: „Es ist heute offensichtlich, dass die USA unser Feind sind und es wahrscheinlich sehr lange bleiben werden…es muss in die militärische Abschreckung investiert werden…“ Außerdem, führt er fort, könne man die Zusammenarbeit im Bereich der Raumfahrt beispielsweise beenden und über militärische Kooperationen auf dem amerikanischen Kontinent nachdenken, z.B. im Hinblick auf Venezuela (siehe: https://www.fischundfleisch.com/wurschtbrot02/haende-weg-von-venezuela-37044)
In Washington würde jeder, der sich soweit hinauslehnt, gefeuert werden, so Roberts. „Es wäre interessant zu sehen, ob Suslov mehr Realitätssinn in die russische Auffassung bringen kann, bezüglich der Gefahren, die aus Washington drohen.
Ist Russland so verzweifelt, ein Teil des Westens zu sein, dass es bereit ist, sich Illusionen zu machen? Falls dem so ist, gibt es sicher Krieg.“

Origninalartikel:
Washinton Pushes Harder Against Russia
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