Der Generalsekretär der ÖVP hat heute die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung unter dem revolutionären Titel "Evolution" präsentiert. Die große Sensation blieb überraschenderweise aus. Zu fast allem des im No-Na-Modus gestellten Frage-Antwort-Pingpongs gab es Zustimmung zur bestehenden Parteilinie. Nein, die ÖVP will keine bessere SPÖ oder FPÖ, einfach nur die Volkspartei, sein.

Noch sensationeller als das Ergebnis mutet die Beteiligung der Mitglieder an diesem Rundruf an. Gut, 99 Prozent Mitmachquote, wie sie Parteichef Django einheimsen konnte, waren nicht zu erwarten. Aber 2, in Worten zwei (!!!), Prozent und diese Armseligkeit noch als Erfolg zu verkaufen, das ist schon mehr als Chuzpe des ÖVP-Generalsekretärs. Das ist zu hinterfragen. Offenbar ist den Mitgliedern das Programmatische in ihrer Partei völlig Wurscht, wenn im Umkehrschluss 98 Prozent (!!!) ihr Desinteresse dokumentieren.

Könnte natürlich daran liegen, dass die Kernschichten der Partei mit Profanerem beschäftigt waren. Vielleicht befand sich im Befragungszeitraum die überwiegende Mehrheit der Bauern gerade auf den Feldern, obwohl Winter nicht gerade als herausragende Erntezeit gilt?

Vielleicht ist auch das große Corps der Beamtenschaft in überheizten Bürostuben bereits von der Grippewelle niedergestreckt und dadurch an einer Teilnahme gehindert worden?

Mag sein, dass treue Wirtschaftsbündler mit ihren Firmen in eine unvorhergesehene Insolvenz gerutscht sind, und sich verständlicherweise eher um den Scherbenhaufen ihres Unternehmens kümmern wollen als um jenen der Partei?

Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der launige Ausspruch "Hände falten, Goschn halten" eines einstigen Raiffeneisen-Generalsekretärs noch seine heftigen Nachwehen unter den Mitgliedern hatte. Beten und Schweigen helfen immer - auch der eigenen Karriere, erst recht in einer christlich-sozialen Partei.

Tja, wohin führt bloß der Weg der Volkspartei? Zu einer liberaleren, weltoffeneren, kosmopolitischeren Partei? Das Mitgliedervotum und die marginale Beteiligung daran, sind nicht dazu angetan, dies ernsthaft zu glauben.