Der Versuch, Frank Stronach nicht in einem so schlechten Licht zu sehen

Natürlich, Frank Stronach hat sich mit seinem seinerzeitigen Einstieg in die Politik einen Bärendienst erwiesen. Als erfolgreicher Selfmademan-Milliardär ist er unbestritten. Das Image eines überaus erfolgreichen Wirtschaftsmagnaten wird leider schwer durch seine politischen Ambitionen in Mitleidenschaft gezogen.

Klar, Frank Stronach wäre auch besser beraten gewesen, seine Teilnahme an den gestrigen ORF-Sommergesprächen, aus welchen Gründen auch immer, abzusagen. So aber hat Stronach wieder eine Gelegenheit wunderbar genützt, sich selber einem Millionenpublikum als abendfüllender Clown vorzuführen. Das war für den ORF mit Zusehern von weit über 800.000 ein Megaerfolg. Für Stronach musste es zwangsläufig wieder mit einer öffentlich-medialen Hinrichtung enden.

Das Grundproblem ist, dass Stronach beratungsresistent ist. Und so gibt es auch niemanden, der Stronach vor sich selbst und seinen öffentlichen Auftritten schützen kann. Und so ist es ihm mit der ihm eigenen Sturheit gelungen, sich gestern selbst wieder ein Stück mehr zu demontieren.

Stronach denkt und spricht mit dem Kopf des einfachen Mannes, und das fällt ihm auf denselbigen. Im Zusammenspiel mit seinem ungelenken Deutsch, das man ihm aber, der lange ausschließlich in Kanada gelebt hat, nicht zum Vorwurf machen sollte, kommen dann die vom PT Publikum so sehnsüchtig erwarteten verbalen Entgleisungen wie von selbst.

Da rutschen ihm schon mal Sager wie „Frauen sind Menschen wie wir“ oder „Ich bin begnadigt“ über die Lippen. Das kann man bei gutem Willen mit Tolpatschigkeit erklären. Bei einem Politiker, und als solcher wurde Stronach eingeladen, wirkt sich das jedoch fatal aus, weil jedes Wort eines Politikers nun mal auf die Waagschale gelegt wird.

Politiker Leben von ihren öffentlichen Auftritten. Für Stronach sind sie Gift. Auch andere Politiker sind darauf trainiert, Fragen der Interviewer mitunter unbeantwortet zu lassen, um ihre persönlichen Botschaften an das Volk zu bringen. Stronach ist aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur aber gar nicht in der Lage, sich auf das übliche Frage/Antwort-Procedere einzulassen. Er ist gar nicht imstande, produktive Dialoge und Diskussionen zu führen, was ihn als Spitzenpolitiker disqualifiziert.

Das mediale Nachspiel hat es dann in sich. Stronach wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Da wird schon mal wie im heutigen „Kurier“ im Zusammenhang mit Stronach der Begriff „Greis“ mehrmals strapaziert und damit unter der Gürtellinie geschrieben, weil damit Altersdummheit bis hin zur eingeschränkten Zurechnungsfähigkeit insinuiert wird.

Frank Stronach ist kein Grufti mit hochgradiger Prädisposition zur Einweisung ins Alten- oder Pflegeheim. Frank Stronach wird möglicherweise nicht als brillanter Kopf oder Intellektueller in die Geschichtsbücher eingehen. Dumm oder senil ist er bestimmt nicht.

Frank Stronachs größte Fehlleistung ist, sich auf ein so glattes Terrain wie die Politik begeben zu haben. Dass er glaubte, Politik müsse wie Wirtschaft funktionieren. Und dass er bis heute keine Exit-Strategie für diesen Missgriff entwickelt hat. Dafür muss er jetzt bitter büßen.

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