Medial scheint sich der Wahlkampf nur noch zwischen der Partei „Wir mögen's dreckig, aber waren's nicht“ und der Bewegung „Die Anderen sind so dreckig, bitte lesen sie nicht unser Wahlprogramm“ aufzuteilen. Dabei ist die Sache ganz einfach. Hier biete ich eine kleine Entscheidungshilfe. Es gibt ein Wunsch-Einhorn zu gewinnen!

Ich gebe zu, ich war auch verwirrt in letzter Zeit. Habe gehört, wenn man den Namen Silberstein dreimal in den Spiegel ruft, erscheint er und verwickelt einen in irgendeinen Skandal. Zumindest munkelt man das in Expertinnenkreisen und die wissen eh alles.

Zwei Facebook-Seiten – deren Inhalte man nur ernst nehmen kann, wenn man völlig vertrumpt ist – rotieren als unheilvolles Doppelgestirn über den letzten Tagen dieses Wahlkampfes und verblenden, was an Thema übrig blieb. Aber um für Entwirrung zu sorgen: Es hat sich seit Beginn des Skandal-Kampfes nichts geändert.

Die SPÖ bemerkte nur unlängst, dass mit Wahlkampf american style genauso wenig zu gewinnen ist wie mit der Angelschnur im rechten Tümpel der Bürgerparanoia. Wie viel man sich von ihren sozialpolitischen Erinnerungsschüben erwarten kann, hängt allerdings vom Ausgang der Wahl ab. Sprich: Die Sozialdemokratinnen können nur dann Sozialdemokratie machen, wenn sich eine Regierungskoalition mit einer anderen linksorientierten Partei ausginge. Also nicht.

Die Liste Kurz, vormals Volkspartei (ÖVP), will, kurz, nach wie vor die Reichen entlasten und die Ärmsten belasten. Das ist nicht neu, aber in einer Koalition mit der FPÖ könnte es gelingen. Würde es jedoch nach der Wahl, zu einer erneuten SPÖVP-Kollision kommen und der Herr Kurz wieder zurück zu den Fragmenten seines sozialen Gewissens finden, wäre ich grantig. Es wäre zwar nicht so schlecht für die Republik, aber wir hätten uns diese ganze Neuwahl-Machtübernahme-Show ersparen können. War immerhin teuer.

Die FPÖ ist und bleibt das, was sich in Deutschland auf FDP, AfD und NDP aufteilt: Neoliberale Wirtschaftsfreunderln verbandelt mit rechtsextremen Deutschnationalisten. Sie haben die selben Themen wie die „neue Volkspartei“, allerdings mit höheren Nostalgiewerten. Ansonsten teilen sie mit der Liste Kurz, dass sie auf alles eine Antwort wissen, nur nicht auf Fragen, die man ihnen stellt.

Die GRÜNEN haben ein tolles Wahlprogramm, voll mit vernünftigen Plänen zu Umwelt, Bildung, Frauen, Familie und Korruptionsbekämpfung. Außerdem schaffen sie es mit kreativem Genie, diese Ideen in einer wahlwerbenden Form wiederzugeben, in der sie kein Mensch erkennen kann – außer man hat das Wahlprogramm bereits gelesen.

Die NEOS sind die eigentliche „neue Volkspartei“. Das heißt, der Widerspruch ist Programm. Denn so seriös die Frau Dr. Griss und so energetisch der Herr Strolz auch wirken, ihre Politik bleibt eine neoliberale und die ist alles andere als „neo“. Die ruiniert Demokratien und Weltfrieden mittlerweile seit Jahrzehnten!

Die LISTE PILZ kann man wählen, wenn man keine Wahl- oder Parteiprogramme mag, aber dafür skurrile bis interessante bis engagierte und investigative Persönlichkeiten im Parlament sehen will.

Skurril bis interessant gilt jedenfalls auch für G!LT, die Bewegung für irgendwas und alles Mögliche. Hauptsache: Nicht nicht-wählen!

Die KPÖ sind wie der Kommunismus selbst: Sie funktionieren super – auf kommunaler Ebene. Aber auf Bundesebene, in einer Republik mit ausgeprägtem Föderalismus, in einer kapitalistischen Welt? Natürlich, der anarchistische Mitbewohner aus der Uni-Zeit erwies sich bei näherer Bekanntschaft als super Kerl. Wäre aufregend, ihn im Parlament zu sehen. Aber bei großen Partys, bei der ein Querschnitt der gesamten Studentenschaft mitmacht, braucht es die Konsens-Bereitschaft, zu akzeptieren, dass nicht jeder Fidel Castro super findet. Und auch ich hätte gern ein zahmes Einhorn, das Regenbögen furzt. Vielleicht würde ich sogar glauben, dass die KPÖ eines für alle beschaffen könne, wenn sie etwas mehr WIE ins WAS ihrer Forderungen schriebe. Andererseits, wenn ich mir die anderen Parteien so anschaue, kann ich diese gesamte Kritik wieder streichen. Weil #ASchoWurscht

Übrigens: Wer herausfindet, auf welchen jüngsten Nobelpreisträger ich im Text wie anspiele, darf sich ein Regenbögen furzendes Einhorn wünschen (zähmen muss man's selber).

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 08.10.2017 21:09:48

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