Die Bundesregierung schützt uns vor der Klimakrise wie ein Metzger das Schwein vor dem Schlachthof. Mit „aller Kraft“, heißt es – als sei Kraft jemals das Problem gewesen, und nicht die Richtung, in die sie gelenkt wird. Man wirft mit Milliarden nach der Zukunft und nennt das Weitsicht, während man gleichzeitig Gesetze schreibt, die genau das sichern, was uns umbringt: fossile Bequemlichkeit, autogerechte Städte, agrarindustrielle Monokulturen und die heilige Kuh des Wirtschaftswachstums, deren Methanausdünstungen längst jedes Pariser Abkommen pulverisiert haben.
Klimaresiliente Städte? Ein Euphemismus aus der Betonhölle. Was ist das überhaupt – eine klimaresiliente Stadt? Ein Hochhaus mit Solarzellen, das beim nächsten Starkregen nicht wegschwimmt? Ein Park mit WLAN, damit die Klimaflucht wenigstens gut dokumentiert ist? Man will uns ernsthaft verkaufen, dass eine Bushaltestelle mit Gründach den Kipppunkt aufhalten wird. Währenddessen frisst sich der Asphalt durch die Landschaft wie ein metastasierender Tumor im Endstadium.
Nachhaltigere Landwirtschaft? Großartig. Wir reduzieren die Pestizide, nachdem alle Insekten weg sind. Wir fördern biologische Vielfalt, nachdem die Böden zu toten, ausgelaugten Substraten verkommen sind. „Nachhaltig“ heißt hier: den Ruin etwas langsamer gestalten, mit Fördermitteln abgepolstert und einem Werbeplakat daneben, auf dem ein glückliches Huhn grinst, das es nicht mehr gibt.
Das Artensterben wird gestoppt. Nein, wirklich, steht da so. Auf dem Papier, das aus dem letzten Wald gepresst wurde. Welch atemberaubende Ironie: Man tötet den Lebensraum, um das Leben darin offiziell zu retten. Eine ministeriale Zaubershow – abrakadabra, der Luchs ist wieder da! Zumindest im Logo der nächsten Biodiversitätsstrategie.
Flächenversiegelung beenden? Aber sicher. Direkt nachdem man die letzten Wälder für Windräder gerodet, für Tesla-Werke eingeebnet oder für neue Einfamilienhaus-Träume in zersiedelten Speckgürteln veräußert hat. Wer so glaubwürdig die Zerstörung beendet wie ein Alkoholiker seine Trinkkarriere „nach dem nächsten Rausch“, verdient keine Regierungspressekonferenz – sondern eine Intervention.
Und all das geschieht nicht im Verborgenen. Es steht in Koalitionsverträgen, in Sonntagsreden, in den PR-Videos mit Gitarrenmusik und Drohnenflügen über Wiesen, die es bald nicht mehr gibt. Es geschieht mit der Rückendeckung der Mitte, mit der Zustimmung der Saturierten, mit der Lethargie der Medien und der Feigheit der Intellektuellen. Die „Verantwortung“ wird ständig betont – von genau den Leuten, die keine einzige Konsequenz tragen müssen. Verantwortlich ist heute, wer auf der Titanic den Deckstuhl korrekt recycelt.
Was wirklich UNVERANTWORTLICH wäre? Vielleicht, die Wahrheit zu sagen. Dass wir längst dabei sind, alles zu verlieren. Dass keine Technologie, keine Subvention, kein Emissionszertifikat das wieder herstellt, was wir mutwillig zerstören. Dass der Planet nicht verhandelt. Dass Kipppunkte keine Kompromisse eingehen. Dass Kinder, die heute geboren werden, in einer Welt leben werden, in der all das, was heute wie Ironie klingt, bitterer Ernst ist.
Aber keine Angst. Die Regierung hat alles im Griff.
Es wird zwar heiß.
Aber immerhin regiert man dabei mit kühlem Kopf.
