Die Nachrichtenlage aus Österreich kann man diese Woche mit zwei Worten zusammenfassen: nichts Neues. Im Rahmen einer Messe bestätigten die anwesenden Firmen eigentlich nur ihre bisherigen Aussagen und würzten das Ganze noch mit der üblichen Kritik an der Politik, was aber die wenigsten von uns überraschen dürfte. Ein Großteil der Bewegung an den Börsen kam auch diese Woche wieder aus Übersee, der Fokus lag auf den Daten aus China, Übernahmen und auf dem Beginn der US-Berichtsaison.Erstere sorgten zu Beginn der Woche für etwas Verstimmung: Schlechte Handelsbilanzdaten aus dem Reich der Mitte wurden als Warnung für eine globale Wirtschaftsabkühlung interpretiert. Hinzu kamen im Lauf der Woche noch ein vorsichtiger Bericht der US-Energiebehörde sowie überraschend hohe Öllagerbestände, wodurch das „schwarze Gold“ im Vergleich zur Vorwoche knapp 5,3 % abgab und dementsprechend die Energiewerte mit nach unten zog. Beides wurde nach den starken Anstiegen der letzten Zeit als willkommene Ausrede genutzt um Gewinne mitzunehmen.Mitte der Woche kamen jedoch zunehmend positive Impulse in den Markt: Übernahmespekulationen. Gleich zwei Großübernahmen wurden vermeldet: Der Technologiekonzern Dell möchte seinen Konkurrenten EMC schlucken und der Brauereiriese Anheuser-Busch InBev (bekannt durch die Marken Budweiser, Corona, Beck’s) will SABMiller übernehmen. Letzterer Deal dürfte die USD 100 Mrd. Marke sprengen, allein mit der USD 55 Mrd. Anleihe, die das Geschäft finanzieren soll, könnte man einen Großteil der ATX-Unternehmen übernehmen! Neben den wirtschaftlichen Aspekten (breitere Produktpalette, größere geografische Reichweite, Kostensynergien) dürfte die derzeit billige Refinanzierung (den Notenbanken sei Dank!) eine wichtige Rolle in diesen Deals spielen.

Selbige hilft derzeit auch den Immobilienwerten, wodurch auch hier Übernahmen, vor allem bei unseren deutschen Nachbarn, an der Tagesordnung liegen. Diese Woche überraschte der Branchenkrösus Vonovia (vormals Deutsche Annington) mit einem Angebot für die Nummer 2 am Markt, Deutsche Wohnen. Die Intention dahinter dürfte jedoch eher wenig freundschaftlich sein: Deutsche Wohnen will derzeit selbst mit LEG einen Konkurrenten schlucken, das Angebot von Vonovia ist jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die Deutsche Wohnen Aktionäre den Zusammenschluss mit LEG ablehnen. Am Rande dieses Karussells dreht die conwert, die immer wieder als Übernahmeziel gehandelt wird, weiter ihre Kreise, die Aktie konnte sich diese Woche um knapp 6,9 % nach oben schrauben.Aber auch abseits von Übernahmespekulationen sorgten die Unternehmen für Schlagzeilen: Die US-Berichtsaison begann durchaus stattlich. Vor allem die Bankenwerte legten diese Woche solide Zahlen vor, während Intel, Nestle und Schlumberger (der Ölserviceriese, nicht der Sekthersteller) eher vorsichtig waren beim Ausblick. Letztere Firma bekräftigte die düsteren Prognosen für die Ölserviceindustrie. Die Investitionen dürften auch nächstes Jahr nochmals zurückgehen, den Explorationsfirmen fehlt schlicht und ergreifend das Geld.Langfristig sollte dadurch das Ölangebot zwar sinken und die Preise wieder anziehen, derzeit dürfen sich die Konsumenten jedoch nach wie vor über billigeren Sprit freuen. Es sind diese Puzzlesteine, welche die Unternehmensberichte so wertvoll machen: Wie geht es dem Häusermarkt in den USA (recht gut laut Wells Fargo), der Nachfrage in den Schwellenländern (eher mau nach Nestle) oder dem Servermarkt (kühlt auch eher ab laut Intel)? Zwar haben wir erst einige wenige Teile (die US-Berichtsaison hat gerade erst begonnen und in Europa geht’s in Kürze richtig los), das Bild nimmt jedoch erste Konturen an: weiterhin eine recht gute Entwicklung in den USA, Schwäche in den Schwellenländern und Europa irgendwo dazwischen.Etwas klarer dürfte das Bild nächste Woche werden: Es stehen die Berichte von IBM, Haliburton und Morgan Stanley an, während in Europa Danone und Metro die Zahlen präsentieren. Auch zwei heimische Firmen wagen sich vor: Die Telekom Austria meldet ihre Q3 Ergebnisse, während die OMV ihr Trading Statement vorlegt. Spannend dürfte es auch für die conwert werden. Der neue CEO stellt sich erstmals den Fragen von Investoren und Analysten und will seine neue Strategie präsentieren. Das Motto lautet also auch nächste Woche: listen and learn.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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