Das Nationalteam ist erstmals in den Top 10 der Weltrangliste, Rapid überwintert nach 20 Jahren wieder in einem internationalen Bewerb: Der österreichische Fußball befindet sich aktuell in einer Hochphase! Beim heimischen Aktienmarkt sind wir von den Top 10 zwar noch ein gutes Stück weg, nach jahrelanger Underperformance wagt der ATX jedoch zaghaft erste Schritte aus dem Schatten des großen deutschen Bruders DAX. Er profitiert dabei aus einer Mischung, die ganz ähnlich der Fußballpendants ist: Die Unternehmen bekommen Hilfe von außen, wie das Nationalteam, beweisen jedoch auch die Kämpfertugenden von Rapid.Dies wurde in den Quartalberichten diese Woche wieder deutlich. Nehmen wir zum Beispiel die Erste Group: Während die meisten anderen Banken mit dem niedrigen Zinsniveau, dem schwachen Kreditwachstum und hohen regulatorischen Kosten kämpfen, konnte die Erste vergleichsweise gute Zahlen vorweisen. Das liegt einerseits an positiven externen Effekten (besseres Wirtschaftswachstum im CEE-Bereich), andererseits jedoch auch an schmerzvollen Kosteneinsparungsmaßnahmen, die man in den vergangenen Jahren getätigt hat und die langsam zu greifen beginnen. Der letzte Punkt, die hohen regulatorischen Kosten, bleibt wohl das größte Manko, auch in diesem Quartal gab es wieder einen „Einmaleffekt“ (die Kosten aus der CHF-Konvertierung in Kroatien, das wurde jedoch bereits vorab bekannt gegeben).Einmaleffekte gab es auch bei Andritz, jedoch fielen diese deutlich geringer aus. Der steirische Maschinenbauer „investierte“ in die Restrukturierung der erst vor einigen Jahren gekauften Schuler, die unter der vorsichtigen Auftragsvergabe der Autobauer in China leidet. Viele Analysten hatten deswegen vorab mit schwachen Zahlen gerechnet. Durch eine positive Entwicklung in anderen Bereichen konnte Andritz diese niedrigen Erwartungen jedoch deutlich übertreffen, woraufhin die Aktie heute Morgen deutlich zulegte. Die Kollegen ließen sich bei ihrer Vorsicht möglicherweise von der relativ schwachen Aktienkursentwicklung leiten, die von Ängsten über eine Abschwächung in den Schwellenländern ausgelöst worden sein durfte. Im Rahmen des Conference Calls konnten diese Sorgen jedoch Großteils zerstreut werden, sogar im ansonsten schwachen Brasilien wird weiterhin in Papier- und Zellstoffmaschinen investiert (was unter anderem damit zu tun hat, dass praktisch die gesamte Produktion exportiert wird).

Weiterhin investieren will auch AMAG, die aktuellen Zahlen zu Wochenbeginn fielen im Rahmen der Schätzungen aus, einen etwaigen Einfluss des VW Skandals auf die Produktion konnte man erwartungsgemäß nicht feststellen. Anscheinend waren die Ergebnisse sogar so unaufregend, dass am Tag der Veröffentlichung bis kurz vor Börsenschluss keine einzige Aktie gehandelt wurde. Schuld daran dürfte jedoch auch der geringe Free Float sein, die eigentlich recht gute IR-Arbeit hätte sich deutlich mehr Investoreninteresse verdient…Spannender waren da schon die Zahlen des Feuerfestherstellers RHI, der neben dem üblichen Rohstoffpreisverfall in diesem Quartal auch mit negativen Wechselkurseffekten zu kämpfen hatte. Der europäische Stahlsektor litt in letzter Zeit unter steigendem Druck aufgrund chinesischer Exporte, die vor allem die Hersteller von „billigem“ Konstruktionsstahl unter Druck bringen. Wer sich jetzt Sorgen um die Zahlen der voest nächste Woche macht kann beruhigt sein, denn auch der heimische Stahlriese hat seine Hausaufgaben gemacht und sich bereits vor Jahren auf Spezialitäten und qualitative hochwertige Nischenprodukte spezialisiert.Die Hausaufgaben noch vor sich hat die OMV, die aufgrund einer (bereits vorab bekanntgegebenen) Abschreibung im aktuellen Quartal in die Verlustzone rutschte. Positiv überraschen konnte jedoch die starke Raffineriemarge sowie das gute Tankstellengeschäft, die Dividende dürfte vorerst ebenfalls nicht in Gefahr sein. Sie können also weiterhin mit gutem Gewissen die überhöhten Preise an der Tankstelle bezahlen, immerhin tun Sie ja etwas Gutes für den Staatshaushalt! Die Investoren freuten sich jedenfalls, die Aktie konnte im Wochenverlauf knapp 5 % zulegen, was jedoch auch auf eine gute Entwicklung im gesamten Ölsektor zurückzuführen ist.Gut entwickeln konnte sich auch der Verbund, der mit Quartalszahlen überraschte, welche die vorsichtigen Vorhersagen der Analysten deutlich übertreffen konnten. Dabei profitierte der heimische Stromversorger unter anderem von Kosteneinsparungen sowie dem Ausbau der deutschen erneuerbaren Energie. Letzteres ist auf den ersten Blick etwas kurios, hat jedoch mit einer Eigenheit des Strommarktes zu tun: um zu funktionieren benötigt das Netz eine konstante Spannung. Wenn beispielsweise irgendwo in Norddeutschland ein Orkan durch die dortigen Windparks bläst und gleichzeitig der Verbrauch durch die Konsumenten nicht ansteigt, muss der überschüssige Strom irgendwo „verschwinden“. Hier kann der Verbund seine Pumpspeicherkraftwerke anwerfen und den Strom „lagern“, solange bis er wieder zur Netzstabilisierung gebraucht wird. Das Ganze funktioniert aufgrund der – sagen wir mal historisch bedingten – guten Netzqualität zwischen Österreich und Deutschland.Eine wie erwartet ereignisreiche Woche, es geht jedoch in dieser Tonart weiter: Am Mittwoch berichtet die voest, bevor am Donnerstag der Großkampftag mit Raiffeisen, Wienerberger, Post und Lenzing ansteht. Hoffen wir, dass die heimischen Unternehmen ihren positiven Trend fortsetzen, dann sollten auch den Investoren noch ein paar Volltreffer gelingen.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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