Stay calm and carry on...

Tut sie oder tut sie es nicht? Die Frage, ob die Fed 2015 die Zinsen anhebt beschäftigt schon seit Monaten die Investoren. Gestern war es wieder mal soweit, das Ergebnis der Fed-Sitzung vom September wurde verlautbart. Die Mehrzahl der Investoren hatte bereits damit gerechnet, dass die Zinsanhebung verschoben wird und so kam es auch. Denn die Fed steckt in einem Dilemma. Der US-Arbeitsmarkt läuft. Zwar hat der stotternde Schieferöl-Markt doch zu einigen Stellenstreichungen geführt und auch der feste Dollar macht manchen Exporteuren Probleme. Doch die US-Arbeitslosenquote lag im August bei 5,1 % und damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2008, auch der US-Konsum lief trotz Börsenturbulenzen im August recht „robust“. Jetzt schwächelt allerdings China und in seinem Sog die andere asiatischen Märkte und die brasilianische Wirtschaft zeigt andauernde Schwäche.

Die Eurozone wird stark von der EZB gestützt, zeigt allerdings auch langsam realwirtschaftliche Zeichen der Stärke. Ausschlagend für die Sorgen der Fed dürfte neben dieser Mischung die schwache Inflationsrate in den USA sein, so fielen die Preise im August um 0,1 % (wie auch erwartet), die ist aber hauptsächlich auf den gesunkenen Ölpreis zurückzuführen. Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Öl) blieb bei 1,8 % und ist damit unverändert gegenüber Juli geblieben. Die Fed will jedoch nichts riskieren. Ein starker Dollar verbilligt die Importe und könnte daher weiter Druck auf die Inflation ausüben. Also besser warten bis sich die Inflationsrate stabilisiert, davon ist gegen Ende des Jahres zumindest ansatzweise auszugehen. Immerhin begann der Ölpreisverfall im Herbst 2014 und daher verschwinden diese Basiseffekte langsam aus der Statistik.

Nur den Märkten schmeckte wohl nicht der Verweis auf die schwächelnde Weltkonjunktur. Die Börsen in den USA schlossen unverändert, die Fed erzielte die größte Wirkung bei den Anleihenrenditen (diese sanken gerade am kurzen Ende stark) und dem Dollar, dieser schwächte sich ab. Der EUR/USD notiert wieder im Bereich 1,14. Der stärkere Euro lastet im Umkehrschluss heute auf dem DAX, dessen darin enthaltene Unternehmen exportgetrieben sind. Investoren werden die nächsten Monate noch genauer auf die Makrodaten aus China schauen. Diese zeigen zurzeit ein gemischtes Bild an: Während die Industrieproduktion im August weiter schwächelte, war der Konsum stärker als erwartet. Der Konsument in China ist also von der Börsenschwäche im eigenen Land unbeeindruckt.

Der Trend zur schwächeren Industrie scheint vielleicht auch schon in China begonnen zu haben, eine neu entstehende Mittelschicht könnte daher um manche Wachstumssorge hinwegtrösten. Im Oktober soll übrigens ein neuer Fünfjahresplan für China verkündet werden. Dazu kommt im Oktober die nächste EZB-Sitzung auf der zumindest verbal gegen den stärkeren Euro interveniert werden dürfte, wenn nicht schon mit Taten. Last but not least, die nächste Fed-Sitzung findet im Oktober statt.Der österreichische Aktienmarkt ATX wird diese Woche von der „neuen“ Stärke des Euro nicht getroffen, daher halten sich die Verkäufe nach der Fed-Entscheidung sehr stark in Grenzen. Hier bleibt Russland das bestimmende Thema: So meldete diese Woche Immofinanz am Mittwoch nachbörslich für das erste Quartal 2015/16 die Zahlen, welche leicht über Erwartungen lagen. Das Ergebnis je Aktie (verwässert) betrug EUR 0,12 (Vorjahr: EUR -0,01). Der NAV je Aktie beläuft sich auf EUR 4,30  (Vorjahr: EUR 4,19). Die schwachen Mieterlöse waren auf Mietreduktionen in Russland zurückzuführen. Der Ausblick wurde bestätigt. Die Aktie konnte im Wochenverlauf um 6 % zulegen. Der Haupttrigger bleibt Russland. Hier bahnt sich im Oktober auch mehr Klarheit an, nachdem am 2. Oktober ein Gipfeltreffen von Russland, Ukraine, Frankreich und Deutschland stattfindet um das Minsker Friedensabkommen weiter voranzutreiben.Es gilt „nach der Fed ist vor der Fed“, der Fokus der Märkte wird aber wieder auf andere Themen umschwenken. Ein schaler Beigeschmack bleibt bis mehr Klarheit von der „wichtigsten Zentralbank“ herrscht. Doch die Börsen schauen in die Zukunft und hier werden ab Oktober genug Themen für die Investoren dabei sein. Der neue Optimismus vieler europäischer Manager sollte dabei europäische Aktien stützen.

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