Wiener Männerkuss statt Würstelstand am Bosporus

Oiso oans muas I scho sogn: geile Schlogzeiln homs drauf! Hier ein paar der kuriosesten Äußerungen unserer ‚right wing‘-Mitbürger. Wobei ‚right‘ nicht unbedingt für richtig stehen muss …

Beginnen wir mit Andreas Mölzer, der sich sowohl in mündlicher („Negerkonglomerat“ wurde zum Unwort des vergangenen Jahres gekürt) als auch in schriftlicher („Zur Zeit“-Chefredakteur „Seltsam“, einer der Mölzer-Beiträge wurde später als „shades of brown“ bekannt[1]) Kommunikation hervortut. Nicht mal, wenn man beide Augen fest zudrückt, kann man das als Äußerungen eines verwirrten alten Mannes abtun (Mölzer hat 1973 in Graz das Studium der Rechtswissenschaften begonnen). Achja, und gegen die EU „sei das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal“ gewesen. „Das rechtsintellektuelle Lager bin ich allein“ – wollen wir’s hoffen, viel mehr selbsternannte Rechtsintellektuelle kann ich im Moment nicht verkraften. Oder, wie Grissemann sagen würde: halb Mensch, halb Scherzartikel. Ein Scherzartikel mit einem geradezu beängstigenden Gespür für Fettnäpfchen.

Falls sich der Zorn der Bevölkerung unerwarteterweise gegen die FPÖ richten sollte, ist man bestens vorbereitet – dank der Unterstützung von Tina Puchinger, die gerne ihren Schutzmantel bei Auftritten zur Verfügung stellt. Bei Schutz, Kraft und Energie dachte ich zunächst an eine ÖAMTC-Kampagne, bei den diversen Utensilien an den Ersatzreifen, Pannendreieck, Warnweste und Autoapotheke. Auch wenn der Karren mal tief im Schlamm steckt, bringt ihn die niederösterreichische Energiefee wieder zurück auf den rechten Weg.

„Österreich denkt um – zu viel EU ist dumm“, „Liebe deine Nächsten“ (aber nur, wenn’s Österreicher sind), „Heimische Könner statt Ost-Dumpinglöhner“[2] – die pseudo-anspruchsvollen Slogans der FPÖ verfolgen mich seit rund zehn Jahren. Damals waren’s noch die Marokkanerdiebe (wer klaut schon Marokkaner?!) und der daheimbleibende Islam. Kuriosität am Rande: zum Aufpicken des letzten Spruchs wurde (unabsichtlich) eine ungarische Firma beauftragt.

Als man die FPÖ darauf hinwies, meinte diese prompt: stimmt, das ist ja ein Ost-Dumpinglöhner, den wir da günstig beauftragt haben – das muss natürlich ein teurer Österreicher mit hohen Stundenlöhnen machen (bezahlen wird’s eh der Steuerzahler, diese Wahlkampagne). Oder sind die heimischen Alleskönner beim AMS gelandet, weil uns die europäischen Nachbarn konsequent beim Stundenlohn unterbieten? Ich sag’s nur ungern, aber wo wird die FPÖ-nahe Wochenzeitung „Zur Zeit“ gedruckt?

Richtig, in Bratislava[3], in einer dieser Ost-Dumpinglöhner-Druckereien. Nicht unbedingt konsequent, dass für die Verbreitung der FPÖ-Propaganda ausgerechnet die auszugrenzenden EU-Nachbarn herangezogen werden. Die Kreativen unter uns können vermutlich Slogans wie „Männerkuss statt Bosporus“, „Trachtentanz statt Toleranz“, „Xenophobie statt Ortsschildmanie“ oder „Bundesliga statt Gotteskrieger“ des vielseitigen FPÖ-Thinktanks[4] etwas abgewinnen. So etwas wie Plagiate gibt’s bei den Blauen natürlich auch nicht[5].

Wie lange müssen wir diese endlose Serie von jeweils für sich genommenen einmaligen Ausrutschern noch ertragen? Für sich genommen ist die FPÖ ein Grund zum Auswandern. Zum Abschluss ein Zitate-Kanon[6] zum Nachdenken:

„Ich werde Ihnen nicht versprechen, dass ich mich kurzfassen werde, aber ich werde mich zumindest kurzfassen.“ (Leopold Schöggl)

„Das gefällt mir.“ (Robert Lugar)

„Bist du geisteskrank oder wie?“ (Reinhard Gaugg)

„Ich habe das als Metapher gesagt, damit jeder weiß, dass das nicht wörtlich zu nehmen ist.“ (Karl Schnell)

„Pure Vernunft.“ (Gerhard Dörfler)

„Das haben wir Kärntner nicht verdient. Wir sind mindestens so fleißig wie die anderen.“ (Walter Lang)

Ja, „Die Wahrheit tut weh“ (Homepage der Kärntner FPÖ)

„Wir arbeiten ständig an Formulierungen, die man nicht mehr gegen uns verwenden kann.“ (Hilmar Kabas, Herausgeber der „Zur Zeit“) Das wäre aber schade, wenn euch das gelingen würde – was mache ich dann mit meinen Ideen für weitere Blogbeiträge?

„Versetzen Sie sich in die Lage eines Exekutivbeamten: wenn der dort steht und fünf Vermummte rennen mit Latten auf ihn zu, ist es was anderes, wenn die nicht vermummt sind.“ (Peter Westenthaler)

„Ich will als Abgeordnete immer das tun, was sich das Volk wünscht.“ (Theresia Zierler) Da kann man halt nichts machen, wenn sich das Volk partout nicht das wünscht, was Frau Zierler gerne umsetzen will.

„Ist es nicht furchtbar, welche semantische Masturbation Sie hier betreiben?“ (Michael Krüger)

„Ich habe eine schneeweiße Weste.“ (Karl-Heinz Grasser)

„Ich verfüge über hohe soziale Intelligenz.“ (Heinz-Christian Strache) Das ist so, wie wenn jemand sagt „Ich verfüge über hohe Kontobestände“ und das Geld dennoch für Ramsch ausgibt. Mein Vorschlag: es wäre doch toll, wenn du den armen Menschen, die in Zelten schlafen müssen, dein Bett anbietest. Dann hättest du in meinen Augen soziale Intelligenz bewiesen.

PS.: An den Namen der bekannteren (ehemaligen) FPÖ-Abgeordneten erkennt man, dass kaum eine Oppositionspartei so viele sich fleißig im Wind drehende Fähnchen (Lugar, Grasser, Dörfler, Westenthaler – von Stadler, Gorbach, Haider, Scheibner, Petzner, den Gebrüdern Scheuch und Haubner ganz zu schweigen) auf der Gehaltsliste hatte …

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Bernhard Juranek

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