Ich wende mich heute an meine Bewunderer im Westen – an jene, die man dort so abfällig Putin-Fanboys, Kreml-Knechte, Russland-Romantiker, Moskau-Marionetten, Diktatur-Fetischisten, Sankt-Wladimir-Anbeter oder Despoten-Versteher nennt. Ihr helft mir, ohne es vielleicht selbst zu wissen. Euer Eifer, euer Glaube an meine Stärke und eure Sehnsucht nach Ordnung – all das sind Spiegelbilder eurer eigenen Unzufriedenheit mit der Welt, in der ihr lebt. Ihr sehnt euch nach Klarheit, nach Führung, nach einem System, das nicht diskutiert, sondern entscheidet. Das erkenne ich, und ich verstehe es.
Doch erlaubt mir eine kleine Ironie: Ihr geniesst die Vorzüge jener Europäischen Union, die ihr verachtet. Ihr lebt in ihren Grenzen, bewegt euch frei, habt Arbeit, Sicherheit, freies Internet – und sabbert dennoch nach meiner „Diktatur“. Ihr hasst Brüssel, aber ihr steht nicht in der Schlange für ein Visum nach Moskau. Wie merkwürdig. Es ist leicht, vom Sofa aus die Dekadenz des Westens zu verfluchen, während man mit westlichen Handys, Westen-Autos und westlichen Rechten lebt. Eure Rebellion ist bequem – ein Luxus, den man sich nur in Freiheit leisten kann.

Ich beobachte euch: Ihr lebt mitten im Westen, schimpft über den Westen und träumt von Russland. Aber wohin führt euch euer Traum? Nicht nach Sibirien, nicht in irgendeine Provinz, wo die Realität meines Systems auf euch wartet – sondern in die trügerische Wärme eurer Empörung. Ihr feiert mich aus weiter Ferne, doch keiner von euch gibt seinen Pass ab, keiner bucht ein One-Way-Ticket ins gelobte russische Mutterland. Euer Mut endet an der Grenze eurer Komfortzone.
Natürlich, viele sprechen über Russland, ohne jemals dort gewesen zu sein. Eure Vorstellungen sind geprägt von Medien, von Propaganda – mal westlich, mal russisch. Die einen malen mich als Monster, die anderen als Messias. Und irgendwo dazwischen steht ihr, zerrissen zwischen Bewunderung und Angst, zwischen Faszination und Selbsthass. Ihr wollt Ordnung ohne Unterdrückung, Stärke ohne Gewalt, Patriotismus ohne Preis. Das aber gibt es nicht.
So lausche ich euren Worten aus sicherer Distanz. Ich brauche euch nicht – ihr braucht mich. Denn solange ihr meine Schatten bewundert, müsst ihr euer eigenes Licht nicht aushalten.