Medien und Sozialpartner bei Corona-Riskenvorausschätzung gescheitert ?

Bei den Schuldzuweisungen dominieren zur Zeit die Schuldzuweisungen an die Regierungen, z.B. an nationale Regierungen oder an die EU-Kommission.

Dabei bleiben aber andere Kritikwürdigkeiten völlig unerwähnt und übersehen: dass die Covid-19-Krise so drastische Auswirkungen hat, hängt auch mit einem massiven Versagen der Medien und der Sozialpartner (also in Österreich der Wirtschaftskammer, der Landwirtschaftskammer, der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer) zusammen.

Statt vorbeugend über in der Zukunft liegende Risken zu berichten, beschränkten sich Medien (die oft Parteien nahestehen) und Sozialpartner weitgehend darauf, Missstände aus der Vergangenheit zu skandalisieren und dem politischen Gegner in die Schuhe zu schieben.

Dadurch sind Medien und Sozialpartner mitschuld an der Größe der Auswirkungen der Covid-19-Krise, denn wenn Medien und Sozialpartner vor der Möglichkeit einer zukünftigen Seuchenkrise gewarnt hätten, dann hätten die Unternehmer weniger aggressiv investiert und wären mit weniger Schuldenlast in die Covid-19-Krise hineingaloppiert, und eben diese Schuldenlast führt viele Unternehmen nun in Konkurs oder Konkursgefahr und viele Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit oder die Kurzarbeit.

Vor der Krise priesen die Sozialpartner ihre "Think Tanks", ihre Wissenschafter, ihre Fachabteilungen, die sich mit allen möglichen Fragen beschäftigten.

Und die Medien und Sozialpartner haben alles Mögliche und Unmögliche thematisiert, nur eine möglicherweise kommende Seuchenkrise nicht.

So gesehen stellt sich die Frage, ob Schadenersatzforderungen oder Entschädigung teilweise auch von den Medien oder der Sozialpartnerschaft bezahlt werden sollten.

Trotz riesigen Beträgen aus der Kammerumlage oder aus Mitgleiderbeiträgen völlig gescheitert in der Aufgabe, Seuchenkrisenrisken vorauszusagen bzw. auf die Möglichkeit derselben vorzubereiten: die österreichischen Sozialpartner ebenso wie die österreichischen Medien.

Sowohl die Strategien der Wirtschaftskammer als auch die Strategien der Arbeiterkammer waren wachstumsorientiert und expansionsorientiert. In keiner der beiden Institutionen passte eine Seuchenkrise mit wirtschaftlicher Schrumpfung in die wachstumsorientierte Grundideologie. Vielleicht eben deswegen ignorierten die Sozialpartner grob fahrlässig das Risiko einer Krise wie der Covid-19-Krise.

Dabei hätten sie sich auch an den Konzepten z.B. des Wirtschaftswissenschafters Thomas Sedlacek vom "Zero-Growth-Capitalism" (NUll-Wachstum-Kapitalismus) orientieren können, der schon vor vielen Jahren sagte, der Wachstumkapitalismus befinde sich in einer Krise, nicht der Kapitalismus insgesamt.

Laut z.B. Arbeiterkammergesetz §1 "Aufgabenstellung

§ 1. Die Kammern für Arbeiter und Angestellte und die Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte sind berufen, die sozialen, wirtschaftlichen, beruflichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu vertreten und zu fördern."

kann man das Vorbereiten auf die Möglichkeit zukünftiger Krisen durchaus als gesetzliche Aufgabe der Arbeiterkammer sehen.

Dasselbe gilt für Wirtschaftskammer und Landwirtschaftskammer:

Laut Wirtschaftskammergesetz "§ 1. (1) Zur Vertretung der gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder sind Wirtschaftskammern (Landeskammern, Bundeskammer) errichtet." gehört das Warnen vor der prinzipiellen Möglichkeit derartiger Krisen durchaus zum Aufgabenbereich der Wirtschaftskammer und der Landwirtschaftskammer.

Die Sozialpartner haben auch zahlreiche Publikationen; aber ich kann mich nicht erinnern, in einer dieser über derartige langfristige Risken gelesen zu haben.

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