Wenn Bären für Selfies missbraucht werden

VIER PFOTEN

Einige meiner Kolleginnen und Kollegen sind gerade von einem unglaublich bewegenden Rettungseinsatz in Albanien zurückgekommen. Diesmal geht es um Bären. Das VIER PFOTEN Team war unterwegs, um drei Bären, die alle unter schrecklichen Bedingungen privat gehalten werden, medizinisch zu versorgen. Die Absicht war es, auch gleich zwei von ihnen aus Sicherheitsgründen zu konfiszieren, der dritte Bär sollte – nur vorübergehend – noch bei der Besitzerin bleiben.

Was ist der Hintergrund des Einsatzes? Nach Schätzungen von VIER PFOTEN leiden in Albanien bis zu 50 Braunbären unter extrem schlimmen Haltungsbedingungen. Viele von ihnen stammen aus der Wildnis und wurden von Wilderern brutal der getöteten Mutter entrissen. Sie vegetieren unterernährt und verwahrlost in engen Käfigen oder angekettet neben Restaurants, Tankstellen oder Hotels, um Kunden und Touristen anzulocken. Manche von ihnen, so genannte Selfie-Bären, werden im Sommer an Stränden und Straßen als Fotomotiv zur Schau gestellt. Obwohl Braunbären in freier Wildbahn nach albanischem Gesetz und aufgrund internationaler Vereinbarungen geschützt sind, floriert in Albanien der illegale Handel mit Bären seit Jahren.

VIER PFOTEN unterstützt nun die albanische Regierung dabei, die bestehende Gesetzgebung zum Schutz von Wildbären und Bären in Gefangenschaft zu verbessern und deren strengere Durchsetzung zu gewährleisten. Man muss es einfach so sehen: Gott sei Dank tut sich in diesem Land nun etwas, und wir sind froh, dass VIER PFOTEN hier einen Beitrag leisten kann. Ein konkreter Anfang wurde nun gemacht: Ziel ist es, alle drei der nun besuchten Bären in wenigen Wochen in unseren BÄRENWALD Prishtina im Kosovo zu bringen. Zuvor müssen aber alle Papiere für die Ausreise fertig gemacht werden. In der Zwischenzeit mussten die Bären Tomi und Pashuk in den Zoo Tirana überstellt werden, da die Gefahr zu groß war, dass die Besitzer sie wegbringen oder gar töten. Bärin Gjina hingegen wird bald direkt von ihrem kleinen Käfig in unseren Bärenwald gebracht.

Der Einsatz erforderte wirklich einiges an Kraft. Bärin Gjina, unterernährt und verwahrlost, wurde am ersten Tag im kleinen Dorf Zergan in den albanischen Bergen geimpft und geschippt. Am Morgen danach beschlagnahmten Vertreter des Umweltministeriums mit der Unterstützung des VIER PFOTEN-Expertenteams den Bier-Bären Tomi, der in einem schmutzigen, feuchten Betonkäfig neben den Toiletten eines Restaurants in Ulza, einem Dorf ca. 75 Kilometer nördlich von Tirana, qualvoll leben und mit Brot und Bier gefüttert wurde. Auch Tomi wurde geimpft und gechippt. Tomi ist in einem sehr schlechten Zustand. Seine Zähne sind stark beschädigt, und er hat Verletzungen am Oberkörper. Es war auf jeden Fall höchste Zeit, ihn aus dieser schlimmen Behausung herauszuholen. Im Zoo Tirana wird er bis zur Überstellung in unseren BÄRENWALD Prishtina wenigstens medizinisch versorgt und erhält artgerechtes Futter.

Schon die beiden ersten Tage waren emotional sehr aufwühlend. Der erschütterndste Teil der Mission war aber schließlich die Behandlung von Bär Pashuk am dritten Tag in Levan im Südwesten Albaniens. Seine Besitzer hatten ihm eine Kette angelegt, als er noch klein war. Er wuchs, aber die Kette wurde ihm nie abgenommen. Nun war sie tief in die Haut eingewachsen. Unser Tierarzt und sein Assistenz-Tierarzt aus Prishtina arbeiteten lange daran, sie buchstäblich rauszuschneiden. Als Afrim Mahmuti, mein Kollege und Leiter des BÄRENWALD Prishtina, die Kette nach der Entfernung endlich in der Hand hielt, liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Und auch alle anderen im Team, alles gestandene Tierschützer, waren sichtlich erschüttert. Letztlich konnte aber Pashuk auch sicher in den Zoo in Tirana gebracht werden. Das Team hat auch schon rückgemeldet, dass einen Tag nach der Rettung die Wunde anscheinend gut verheilt und sich nicht entzündet hat. Das sind die Momente, in denen man als Tierschützer weiß, warum man seine Arbeit macht…

Wir freuen uns alle auch schon sehr auf jene Momente, in denen die drei Bären ihr neues Leben im BÄRENWALD Prishtina beginnen. Sie werden das erste Mal in ihrem Leben Gras unter ihren Füßen spüren. Und so etwas wie Freiheit. Sie werden Platz zum Herumstreifen haben und baden gehen können.

Das ist aber erst der Anfang. Zahlreiche Bären warten in Albanien noch auf unsere Hilfe. Die langfristige Lösung ist, die illegale Bärenhaltung und -ausbeutung in Albanien zu beenden. Ihr könnt auch aktiv mithelfen: Bestärkt den albanischen Umweltminister darin, ein solches Verbot von grausamer Bärenhaltung zu verabschieden und durchzusetzen! Unterschreibt unsere Petition: www.savethesaddestbears.com #savethesaddestbears

Wenn ihr unsere Arbeit finanziell unterstützen wollt, könnt ihr das hier tun: http://bit.ly/baeren-albanien-AT

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