Der Schuh

“Meine Tanzschuhe haben ausgetanzt. Sie liegen in einer Schachtel im Keller und träumen vom letzten Tango mit mir. Sie tanzt nicht, also tanze ich auch nicht.” (Karlheinz Lörner)

Der Mensch geht barfuss. Nur gegen Kȁlte (Tierfelle) und Hitze (Papyrus-Sandalen, Rafia, Bast) wurde der Fuss geschützt. Auch der Mokassin wurde nur gelegentlich angezogen und hatte nicht einmal immer eine Sohle. Heute ist es schwer vorzustellen, dass Alexanders Heere barfuss durch die halbe Welt zogen.

Schuhe waren für Besonderes: Tanz (“Die zertanzten Schuhe”, Fred Astaire, Schuhplattler), Theater (Kothurn), Fetischismus (Der hochhackige Pumps, blue suede shoes ). Imelda Marcos, die Frau eines ehemaligen philippinischen Diktators, besass, so sagt man, 200 Paar Schuhe. Von Sarah Jessika Parker wollen wir hier nicht weiter reden, *smile*.

Schuhe verbinden wir mit Wandern (These boots are made for walking...), eher dem Nomaden zugehörig (obwohl es ja nicht heisst “Soweit die Schuhe tragen”), zu Hause werden sie ausgezogen, an den Nagel gehȁngt. Mit dem Fussballschuh wird vor allem gekickt (wobei Hȁnde und Arme bei Strafe untȁtig bleiben müssen). Gekickt wird leider auch mit dem Springerstiefel – vor allem andere Menschen. Noch eine Verwendung des Schuhs? Ah, als Name: Oskar Fritz Schuh.

In der deutschen Sprache heisst es auch “Handschuh” (kommt in manchen anderen Sprachen nicht vor: “eldiven”, “gant”, “glove”). Umgekehrt - wird ein Schuh daraus.

In der Erinnerung meiner Jugend lebte und arbeitete der Schuster (zweifellos ein spȁter Angehöriger einer der 12 Urberufe) im unteren Dorf in einer grün angestrichenen Bruchbude. Dort sass er – in meiner Erinnerung – Tag und Nacht, und wir beobachteten durch die trübe Scheibe, wie er beidhȁndig arbeitete, und wie seine Spucke an der Brissago herunterfloss und die Glut löschte. Zweifellos wird er sich auch einmal eine neue angesteckt haben?

Unvergessen bleibt, wie der arme Charlie Chaplin in “Goldrausch” den gekochten Schuh verspeist, dabei die Nȁgel wie Grȁten beiseitelegt. Die Szene bezieht ihre Kraft wohl daraus, dass einerseits ein Bȁrenhunger da ist, andererseits selbst in der grössten Not die feinen Tischmanieren nicht verlorengehen. Aber halt! Der Schuh gehört definitiv zum unteren Bereich des Menschen. Der Kopf denkt – die Füsse aber wissen schon, wo sie hingehen.

nuzree/pixabay https://pixabay.com/de/photos/stiefel-leder-schuh-alt-250012/

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