Auf den ersten Blick mag der Krimi um die Auszählung der Wahlkarten als künstliche Verlängerung einer bereits entschiedenen Wahl betrachtet werden können. Denn die wenigen tausend Stimmen Unterschied zwischen den Präsidentschaftskandidaten, wie sie gestern Abend von den Medien dargestellt wurden, waren immer nur in Verbindung mit einer Wahlkarten-Prognose möglich. Was die ausgezählten Stimmen betrifft, gab es wohl nie einen so geringen Unterschied. Fakt ist, dass Hofer ohne Auszählung der Wahlkarten ca. 144.000 Stimmen vor Van der Bellen liegt.

In Verbindung mit den Wahlkarten scheint es aber tatsächlich noch einmal äußerst spannend zu werden.

Im ersten Wahlgang konnte Van der Bellen 28,1% der Wahlkarten-Stimmen für sich gewinnen, für Hofer stimmten 25,6% der Wahlkarten-Wähler, obwohl Hofer insgesamt einen Vorsprung von 13,8% der Stimmen auf Van der Bellen hatte.Von den 1,5 Mio. Wählern Hofers stimmten 136.000 per Briefwahl für ihn ab, das entspricht 9% seiner Stimmen. Bei Van der Bellen stimmten 150.000 Wähler per Briefwahl ab, das entspricht bei 910.000 Stimmen insgesamt einem Wert von 16,5%.

Die Wahlkarten-Prognose geht also davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, dass Van der Bellen mehr Wahlkarten für sich lukrieren kann, als sein Konkurrent.

Um den Rückstand von 144.000 Stimmen bei den bereits ausgezählten Stimmen wettzumachen und einen kleinen Vorsprung von sagen wir 6.000 Stimmen erzielen zu können (also insgesamt ein + von 150.000 Stimmen), müssten die Ergebnisse für Van der Bellen in etwa wie folgt ausfallen:

Bei 800.000 gültigen Wahlkarten-Stimmen bräuchte Van der Bellen 59,4% der Stimmen.

Bei 700.000 gültigen Wahlkarten-Stimmen 60,7%, bei 600.000 einen Anteil von 62,5%.

Die Wahlkarten-Prognose, welche in die Hochrechnung mit einfließt, geht von einem Stimmenanteil aus, der zwischen 60% und 61% für Van der Bellen liegt. Darum, und nur darum gibt es ein Kopf-an-Kopf Rennen der beiden Kontrahenten in der Hochrechnung.

Gleichauf sind die beiden also NUR in Verbindung mit einer Prognose für die Wahlkarten.

Inwieweit diese auch zutrifft, wird sich bald zeigen.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Es bleibt ein Krimi, und der Hype bleibt uns wohl auch noch etwas erhalten.