Kasachstan: wie Putin mehr verliert als die Ukraine einbringt

“Die SOZ ist auch auf einen anderen Gebiet eine große Gefahr für uns. Sie stellen ein Rohstoffmonopol dar, was es in dieser Form noch nie gab. Europa und andere dürfen dann auf Knien um Rohstoffe betteln, damit sie nicht ganz erfrieren und ins Mittelalter zurück fallen.“

Interessante Ansicht. Bisher gibt es leider noch keine Bestätigung, dass sich Länder wie Katar diesem Bündnis angeschlossen haben. Wobei man sich eher die Frage stellt, wie lange dieses Bündnis noch in dieser Form existiert.

Sehr interessant ist gerade, was in Kasachstan passiert. Ein Land, das ebenfalls sehr reich an Öl und Gas ist. Kasachstan grenzt direkt an China, ans kaspische Meer und an Russland. Um auf den europäischen Markt zu kommen, war es bisher von Russland abhängig. Und genau dieses Russland hat gerade den Gashahn nach Europa zugedreht, für immer.

Weder wird Nordstream 1, 2 oder sonst eine Gasleitung in Russland in Zukunft zum Gasmix in Europa beitragen. Noch wird man als Drittland über diese Leitungen, wie Kasachstan heute, Gas liefern können, da Russland sich hier querlegen wird, wenn sie ihr eigenes Gas nicht verkaufen können.

Somit bleibt Kasachstan nur eine Möglichkeit, um sein Gas zu verkaufen und der korrupten Clique um Präsident Qassym-Schomart Toqajew weiter reiche Geldströme zu garantieren, mit denen sie sich an der Macht halten können.

Zum anderen ist Kasachstan wie alle ehemaligen Republiken der UDSSR ähnlich wie die Ukraine gelagert. Es gibt russische Minderheiten. Der Kreml versucht, diese Republik in einer Abhängigkeit zu halten. Man hat eine lange Geschichte der Unterdrückung und Ausbeutung, so gab es die gleichen Hungersnöte, die es auch in der Ukraine gab, in Kasachstan. Das Nomadenvolk wurde sesshaft gemacht und ein Vasall Russlands.

Kein Wunder, dass Kasachstan sehr genau auf die Ukraine schaut. Kein Wunder, dass Kasachstan die „Republiken“ im Donbass nicht anerkennt. Ungewöhnlich, dass es dieses in St. Petersburg tut, auf dem internationalen Wirtschaftsforum, direkt in russische TV-Kameras.

Und das, nachdem russische Truppen noch kurz vor dem Ukrainekrieg Unruhen in Kasachstan niedergeschlagen haben. Auch bei der UNO Resolution gegen Russland verhielt sich Kasachstan nicht sehr dankbar in seinem Abstimmungsverhalten. All das sind Absetzbewegungen von Russland, hin zu anderen großen Partnern. Einer dieser neuen Partner ist China, deren Energiehunger fast nicht zu stillen ist.

Und dieses China sieht auch, dass Putin bereit ist, Energie zur Erreichung seiner politischen Ziele einzusetzen, weshalb man hier alles tut, um eine Abhängigkeit von Russland zu vermeiden.

Und was macht China jetzt genau? Es besucht Kasachstan, das nicht nur für den Verbrauch mit Rohstoffen, sondern auch für das Herzensprojekt von China, der neuen Seidenstraße, wichtig ist. Und sofort kommen Gerüchte auf, Kasachstan wolle aus dem Militärbündnis OVKS austreten. Dies wurde zwar sofort dementiert, zeigt aber, wie nervös Russland ist.

Das kann aber keinen Vertrauten von Putin beruhigen, vor allem auch, weil China sich hinter Kasachstan stellt und sich für die Sicherheit des Landes einsetzt. Und auch China geht mehr und mehr auf Distanz zu Russland, das sich mehr und mehr in der Ukraine verheddert.

China wird durch Kasachstan Russland bei Preisverhandlungen um Gas sehr weit drücken können, denn Kasachstan hat nur zwei Möglichkeiten sein Gas zu verkaufen. China – oder Europa. Um aber nach Europa zu kommen, müssten sie durch das kasachische Meer und dann über Aserbaidschan und Georgien an die europäischen Pipelines. Ein Projekt, das zwar einige Jahre dauert, aber machbar wäre. China ist somit in einer guten Position, Kasachstan hat nur eine Möglichkeit, auf den europäischen Markt zu kommen.

Putin hat verloren, nicht nur innenpolitisch, wo nach der Mobilmachung ein Land aufwacht. Und sollten die ersten Leichensäcke zurückkommen, ist sogar mit Abspaltungsbewegungen innerhalb von Russland zu rechnen. Dem europäischen Markt hat er sich verschossen, zumindest auf mittlere Sicht, bis Europa sich umorientiert hat. Und sollte die Ukraine die Krim und den Donbass mit den dortigen Gasfeldern zurückerobern, so wird es mit der Unabhängigkeit von Russland sehr schnell gehen. China und Kasachstan werden ihre Zusammenarbeit ausbauen, und auch hier wird Russland nicht mehr, sondern höchstwahrscheinlich weniger verkaufen. Und sobald China in die Wirtschaftskrise rutscht, die dort in den nächsten 10 Jahren zu erwarten ist, wird es noch einmal schlimmer. Zudem hat Russland nicht mehr die militärischen Möglichkeiten, um in irgendeinem der Konfliktherde einzugreifen, da man gerade in der Ukraine gebunden ist und dort seine besten Soldaten verschleißt.

Kasachstan/Sojus Rakete, pixabay/12019 https://pixabay.com/de/photos/kasachstan-sojus-rakete-raum-189924/

7
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
4 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Dieter Knoflach

Dieter Knoflach bewertete diesen Eintrag 14.10.2022 14:53:25

WalterundJulia Wieselberg

WalterundJulia Wieselberg bewertete diesen Eintrag 27.09.2022 12:33:10

Benni

Benni bewertete diesen Eintrag 26.09.2022 17:48:31

Ttavoc

Ttavoc bewertete diesen Eintrag 26.09.2022 00:26:03

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 25.09.2022 22:01:03

Embargobrecher

Embargobrecher bewertete diesen Eintrag 25.09.2022 09:10:00

philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 25.09.2022 09:04:44

16 Kommentare

Mehr von Preusse