Vereinend, in guten wie in schlechten Zeiten

Ich glaube nicht, dass sich unsere „westlichen“ Gesellschaften durch die vielen Krisen zurück entwickeln. Vielmehr kitzelt gerade die Flüchtlingssituation das primitve „Böse“ hervor, das unter dem Wohlstand aufgeklärter Modernität immer noch verborgen liegt. Eigentlich recht banal das alles. Religion, Kultur, Sprache sind nur Verpackungen. Es sind klassische menschliche Schwächen, Unreife, die problematische Asylwerber_innen und problematische Asylgegner_innen miteinander verbindet. Die Welt gafft in den Spiegel und muss sich fürchten.

Da Mensch is a Sau – wurscht wo

Es gibt eine menschlich universale Kausalität von Angst, Schmerz, Erniedrigung, Dauerstress und Lieblosigkeit, der vor allem Kriegsflüchtlinge unterworfen sind. Dass es zu gewalttätigen Konflikten und Missbrauch in vollgestopften Asylheimen kommt, ist keine Überraschung. Sicherlich kann Gewalt an Frauen durch eine patriachale (frauenfeindliche?) Kulturprägung verstärkt werden. Es kommt jedoch in allen Kulturen oder wo auch immer zu Gewalt an jeweils Schwächeren, sobald bestimmte Täter sich in einem rechtsfreien Raum wähnen.

Dass nicht alle zu Täter_innen werden, nur weil sich die Gelegenheit bietet, liegt an der individuellen Verinnerlichung moralischer Grundsätze, die im Kern ebenfalls menschlich universal (weil banal vernünftig) sind. Da man diese Charaktäre allerdings nicht riechen kann, ihre Überzahl nicht zu garantieren ist, braucht es eben einen funktionierenden Rechtsstaat.

Es werden auch heute noch Kaufhausdetektive angestellt (wegen billigen Krimskrams). Und lange genug wissen Bürgermeister_innen: Ghetto = Problemo! Das gilt auf der ganzen Welt. Ein volles Asylheim z.B. im abgelegenen Osten Deutschlands, scheint weder von Bewohnern unterschiedlicher Herkunft noch von Neonazis mit unterschiedlichen Brandbeschleunigern dauerhaft als Rechtsstaatsgebiet wahrgenommen zu werden. Da braucht es nicht (Ober)Grenze, mehr Härte und Kontrolle nach Außen, sondern nach Innen. Der Rechtsstaat muss selbst-bewusster werden.

Das hat nichts mit Religion zu tun? Das hat AUCH etwas damit zu tun. Oder AUCH mit Rassismus. Aber beides hat nichts mit Fakten zu tun. Die Existenz von Religion und Rassismus kann ich beweisen, wovon beides ausgeht – menschenähnliche Gottheiten bzw. menschliche Rassen – hingegen nicht. Wie die Feststellung einer Alkoholvergiftung: Sie erklärt zwar, warum du Schwierigkeiten mit dem Autofahren hast, nicht aber, warum du trotzdem ins Auto gestiegen bist oder warum du so viel gesoffen hast.

Rassismus und Religion

Deshalb muss man auch niemanden vorwerfen, er/sie wäre Rassist_in, nur weil er/sie sich vor nordafrikanisch aussehenden, arabisch anhörenden Männern aus Zentralasien (aber eigentlich Wien, Ottakring) fürchtet und zufällig auch noch alles glaubt, was in der Zeitung angedeutet wird. Im Deutschen verwendet man auch das Wort „Rasse“ nicht mehr in Bezug auf Menschen. Im Englischen zwar schon, weil man zwischen „breed (Zuchtrasse)“ und „race“ unterscheiden kann. Gründet dennoch beides auf Pseudowissenschaft. Es gab eine Zeit, da galten in den USA selbst Iren und Polen als eigene Rasse – nämlich als diese arm und unerwünscht waren.

Es gibt keine ausreichenden Unterschiede zwischen den regional bedingten Äußerlichkeiten von Menschen, die eine solche Kategorisierung rechtfertigen würde. Selbst ein Leopard bleibt Leopard, eine Art (Species), auch wenn sein Fell in der afrikanischen Savanne anders aussieht als im südostasiatischen Dickicht. Nein! Der zoologische Begriff Unterart (Subspecies) ist keine Alternative.

Die Verantwortung der Weltlichen

Die üblichen „Rassisten“ haben keine „Rasse“ im Kopf, sondern nix... würde ich beinahe sagen. Es ist nicht der Glaube an eine Rassentheorie oder einen Gotteswillen, der Auslöser für Angst und Verachtung bis hin zur Gewalt ist. Menschenfeindlichkeit ist kein Mysterium. Es ist ein Leiden mit weltlichen Ursachen.

Antireligiöse werfen den Dschihadis vor, sie würden wegen ihrer Religion töten. Die sagen: "Ja, klar." Genauso nutzlos ist es, Rassist_innen ihr Rassentheoretisieren vorzuwerfen. Und der Konzernchef weiß selbst, warum er seine Waffen in Krisengebiete liefert. Es hat keinen Sinn, den offensichtlichen Unsinn zu normalisieren, indem man seine sinnentleerte Sprache nachplappert.

Man muss sprachlich dagegenhalten: Ihr tötet, weil ihr innerlich sterbt. Ihr vergewaltigt, weil ihr keine Zärtlichkeit empfindet. Ihr hetzt mit großen Worten, weil ihr kleine Feiglinge seid. Das Leid der Anderen berührt euch nicht, weil ihr an euch selbst leidet. Ihr seid unsere Last, weil ihr euch selbst nicht ertragen könnt. Deshalb wird es Zeit, dass wir Verantwortung für euch übernehmen.

Wer seine Augen nicht öffnen will, dem sollten sie für immer geschlossen werden, meinen manche insgeheim. Das ist kurzsichtig. Wenn kein Wille für den Weg da ist, muss man eben zuerst einen (Aus)Weg finden. Dann kommt vielleicht auch der Wille. Freiwillige Ex-Dschihadis, Ex-Neonazis, Ex-Hedgefondsmanager: Es gibt sie.

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Kadee Mazoni

Kadee Mazoni bewertete diesen Eintrag 05.02.2016 17:27:17

fischundfleisch

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