Moralische Doppelstandards des Westens beim Blick auf Ukraine und Israel

Der Konflikt in der Ukraine und die Situation im Nahen Osten sind aktuell die beiden größten geopolitischen Hotspots auf der Welt. Über die Entwicklung und den momentanen Ablauf dieser Konflikte wird in den Medien täglich berichtet. Der Frontverlauf in der Ukraine wird genau so detailliert analysiert, wie jedes Gefecht in Palästina.

Doch bei allen diesen Informationen, welche in den Medien verbreitet werden, fällt uns eine gewisse Tendenz auf.

Eine „Geiselbefreiung“ im Gaza mir tausenden Toten Zivilisten ist Selbstverteidigung und eine Militärische Spezialoperation auf Militärische Objekte mit dem Ziel ein Regime zu stürzen , welches seit 10 Jahren mit Artillerie die eigene Bevölkerung im Donbass beschießt, wird als Angriffskrieg bezeichnet.

Man sieht also, wie die westlichen Massenmedien ganz klar zwei unterschiedliche Standards anwenden. Und das können wir nicht nur in den Medien erkennen, sondern auch in der Politik.

Erst nachdem immer mehr über das Leid der Palästinenser an die Außenwelt drang, kam es auch zu kritischen Stimmen im Westen. Doch über eine Rüge der Israelischen Offensive, oder gar über Sanktionen, hatte am Anfang der Eskalation niemand nachgedacht.

Im Vergleich dazu ist Russland, nicht nur wirtschaftlich Sanktioniert, sondern sogar von internationalen Sportevents ausgeschlossen.

Trotz der katastrophalen humanitären Situation in Gaza, hält sich der Westen mit dem Einsatz von Sanktionen gegen Israel zurück.

Dieses Verhalten der westlichen Politiker und der Medien ist aber nicht neue.

Besonders wenn es das Thema Menschenrechte oder zivile Opfer im Krieg betrifft, so hat der Westen schon seit langer Zeit eine eigene Strategie entwickelt.

Die Grundlage ist natürlich die Arroganz der westlichen Welt, die glaubt, dass sie immer moralisch richtig handelt. Folglich handeln auch alle Verbündeten des Westens immer moralisch richtig. Ein sehr gutes Beispiel waren die vom Westen unterstützten Diktaturen in Lateinamerika und Afrika, über deren Verbrechen die Medien nichts berichteten. Manchmal kam es zu kleinen Skandalen, aber im allgemeinen wurden diese Systeme immer als gut und wichtig dargestellt. Für die Verteidigung der „Demokratie“ ist es für diese Leute gerechtfertigt, auch mit Diktatoren und Verbrechern zusammenzuarbeiten.

Die selbe Diskussion gibt es ja auch bei der Frage, ob jemand ein Terrorist oder ein Freiheitskämpfer ist. Zwischen diesen beiden Begriffen wird von den Medien sehr gut jongliert.

Der Kämpfer für die Ideologie des Westens ist der Held, der seine Heimat befreien möchte, alle anderen Freiheitskämpfer sind Terroristen. In Wirklichkeit unterscheiden sich sicher nicht die Methoden der einen von den anderen, aber es wäre dann sicher mehr objektiv, alle als das gleiche zu bezeichnen. Aber dennoch werden hier bewusst Wertungen vorgenommen, um eine Stimmung zu erzeugen.

Die Reportage über den Ukraine-Konflikt und die Israelische Operation in Gaza zeigen uns auch noch einen weiteren Aspekt. Es kommt nicht nur zu einer einseitigen Darstellung der Ereignisse, sondern auch noch zur Konstruktion einer kollektiven Schuld.

So wie seit 2022 alle Russen als böse und Gefahr für den Westen gesehen werden, wird nun jeder Palästinenser zum potentiellen Terroristen. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung, da dies die Repressalien gegen potentielle Gefahren rechtfertigen kann.

Dieses Spiel ist aber sehr gefährlich, da wir uns unserer heutigen Zeit auch über alternative Medien informieren können. Die Doppelmoral des Westens wird immer sichtbarer und die historischen Beispiele dafür werden immer mehr und können gut dokumentiert werden. Das Resultat für Europa ist wieder eine gespaltene Gesellschaft.

Die Politiker und die Verantwortlichen in den Medien haben zu wenig Gefühl, wie sich die Gesellschaft entwickelt hat. Aktuell kann man in Europa im Fernsehen und Zeitung die eine Wahrheit sehen und im Internet die andere Wahrheit. Das betrifft die Ereignisse in der Ukraine wie in Israel.

Diese Doppelstandards des westlichen Mainstream werden auch international wahrgenommen und das führt auch zu einem großen Vertrauensverlust. Besonders in Afrika und Asien erinnern sich die Menschen gut an dieses Verhalten westlicher Staaten in der Zeit des Kalten Krieges.

Seit damals hat sich die westliche Politik in dieser Angelegenheit verändert.

Da durch verschiedene geopolitische Entwicklungen der Einfluss des Westens aktuell in der Welt zurückgeht, wird sich die Situation weiter radikalisieren.

Wir leben im Zeitalter der hybriden Kriegsführung. Hier wird nicht nur mit verdeckten Operationen und Wirtschaftssanktionen gearbeitet, sondern ein wichtiger Teil ist die Propaganda.

Und die wichtigste Aufgabe der Propaganda ist es, den Menschen zu erklären, wer gut und wer böse ist.

Die Doppelmoral des Westens ist aber auch nur für die Bevölkerung der westlichen Staaten aufgebaut. In anderen Kulturen hat man einen total anderen Blick auf die Situation in der Ukraine und Israel. Somit führt diese falsche Politik nicht nur zu einer Spaltung innerhalb der westlichen Gesellschaften, sondern auch zu einer massiven globalen Veränderung.

Der Westen verliert damit immer mehr Reputation auf der Bühne der internationalen Politik.

Dieser Verlust der Reputation wird in Zukunft ein zusätzlicher Punkt auf der Liste der vielen Probleme des Westens sein.

Patrick Poppel

Experte am Zentrum für Geostrategische Studien (Belgrad)

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