Atemnot ist stärker als falscher Stolz - Wenn Ungeimpfte Corona kriegen..

Da wird ja hier kräftig diskutiert, welche Studie denn Recht hat und welche Unrecht. Wissenschaftliche Studien sind ja für einige völlig unglaubwürdig, genauso wie die Wissenschaft seit Galileo überhaupt. Wenns dann aber in die eigene Agenda passt, dann wird jeder noch so schnöde Leserbrief, der irgendwo in einem Käseblatt (BILD) abgedruckt ist, als wissenschaftliche Studie wörtlich genommen.

Deshalb mal mal etwas aus der Praxis, ohne Namen und wiedererkennbare Daten natürlich, aber so geschehen. Dass ich gestern Mittag einen Teil schon als Kommentar beim Ober-FuF-Troll geschrieben hab, hat mich schon gereut. Damit es aber auch alle lesen können jetzt einen ausführlichen Blog darüber.

Zunächst muss ich mit einem Mißverständnis aufräumen:

Symptome wie Halsschmerzen, Fieber etc sind Folge der Arbeit des Immunsystems, d.h. es werden die Schleimhäute durchblutet, es wird die Temperatur erhöht. Es zeigt, dass das Immunsystem gegen eindringende Viren ankämpft. In der symptomfreien Zeit davor, vermehrt sich der Virus munter ohne Beschwerden zu verursachen. Bei Geimpften fängt das Immunsystem früher an zu arbeiten. Es gibt kaum noch eine symptomfreie Vorlaufzeit in der man unbewußt andere anstecken kann; wenn überhaupt ist diese Zeit auf ein paar Stunden reduziert.

Die Erfahrung aus der Praxis zeigt: Solange die Beschwerden nicht offensichtlich sind, wird sich kaum ein Ungeimpfter zu Symptomen bekennen.

Manchmal traut der Arbeitgeber den Selbsttests nicht mehr, dann wird ein Patient zum offiziellen Schnelltest geschickt. Und bei uns wird der richtig gemacht, also nicht nur ein bißchen in Wangenschleimhaut herumgerieben. Wir gehen mit dem Stäbchen tatsächlich in den Rachen. Das mag etwas unangenehm sein, aber dann ist das Ergebnis aussagekräft. Dann werden plötzlich die Augen groß, wenn ich ihnen beim Test erkläre, dass ihr Rachen so gerötet ist, dass sie sicher Beschwerden und Symptome haben. Ich bin dann auch ziemlich sauer, weil ich Verdachtsfälle normalerweise nicht zu anderen Patienten lasse, sondern den Abstrich separat machen. Das gefährdet nämlich andere Patienten und unser Personal und ist ein Riesenaufwand alles extra nochmal zu desinfizieren. Behandelt wird er natürlich trotzdem.

Oft kommt die Ausrede vom negativen Selbsttest. Mag ja sein,aber ich glaube nicht, dass der wirklich aussagekräftig ist. Zumal sich Ungeimpfte oft auch gegen den Testzwang wenden und somit ihren "Selbsttest" mehr schlecht als recht durchführen. Bei mir wird der Test dort durchgeführt, wo die Viren sitzen, tief im Rachen. Wer sich selbst testet und negatives Ergebnis will, der rührt halt ein bißchen in der Wange herum. Gerade beim Gesundheits- und Erziehungspersonal halte ich das für Unverantwortlich. Soll er sich Corona einfangen wenn er unbedingt will, aber wer Verantwortung für Kinder, Alte und Kranke hat, der hat gefälligst auch auf diese Rücksicht nehmen; sonst hat er schlichtweg den falschen Job.

Ungeimpfte geben den schweren Verlauf nur zu, wenn sie nicht umhin kommen, ärztlichen Rat aufzusuchen. Bis dahin verkriechen sie sich zu Hause, (was richtig ist), und jammern niemanden dem Ohren voll (was auch richtig ist). So erst diese Woche geschehen. Ein Patient (m/w/d) wird letzte Woche positiv getestet, geht heim in Quarantäne und kam die Woche drauf zum Freitesten. "Alles fein,... keine Beschwerden,.... ich habs rum,.... war easy,.... warum wird so ein Aufstand gemacht" Das war schon eine coole Sau, muss ich sagen. Denn sein/ihr Tochterherz klagt mir Tags zuvor ihr Leid, wie schwer der Elternteil (m/w) mit Kopfschmerzen, Fieber und Symptomen zu kämpfen hatten. Das ist nicht der erste solcher Fall. Mag sein, dass die eine oder andere Infektion von Ungeimpften glimpflich verläuft. Aber ich glaube den Versicherungen nicht mehr, denn so mancher sieht nach zwei Wochen um 10 Jahre gealtert aus, aber "Nein, ich hatte keine Beschwerden".....

Ungeimpfte tun sich auch sehr schwer ärztliche Hilfe zu suchen, wenns dann stärker wird. Spätestens auf der Intensivstation und bei der Beatmung dann, fällt die ganze Maskerade; manchmal merken es die Kliniken, dass die Impfpässe nicht schlüssig sind. Sie werden natürlich trotzdem behandelt, aber der Patient hätte sich alles ersparen können. Dort zeigt Corona dann sein wahres Gesicht, da hilft alles Selbstbetrug nicht mehr.

Atemnot ist stärker als falscher Stolz.

Vergleichen wir Dezember 2020 mit Dezember 2021 sehen wir, dass bei fast dreifacher Infiziertenzahlen die Todeszahlen nur ein Bruchteil betragen. Das hat nichts mit Omikron zu tun, denn Omikron war im Dezember noch nicht vorherrschend. Omikron ist wohl geringfügig schwächer verlaufend, aber immer noch gefährlicher als die Unsprungsvariante vom Frühjahr 2020.

Wir führen auch Antikörpertests durch, auch beim eigenen Personal und bei vielen Patienten. Bei einem Antikörperwert von über 4000 BAU/ml Blut (bindende Antikörper) gibt es so gut wie keine Impfdurchbrüche, die können wir an einer Hand abzählen. Für die 4000 BAU braucht es einen Booster oder eine Infektion und zwei Impfungen. Bei vielen sinkt der Wert acht bis 10 Wochen nach dem Booster schon unter diesen Wert, dann kann es schon mal einen Impfdurchbruch geben. Liegt der Wert trotz Impfung unter 1000 gibts schon mal längere Verläufe. Dann sind es oft immunsupprimierte Patienten, JJ-Geimpfte (einfach) oder es gab Anwendungsfehler bei der Impfung (z.B. Biontech darf vor dem Aufziehen nicht geschüttelt werden).

Eigentlich ist es ganz einfach: Je mehr Antikörper umso besser der Schutz. Bildlich gesprochen markiert ein Antikörper einen Virus und der wird dann von den Fresszellen erledigt. Viele Antikörper können viele Viren binden. Sind die Antikörper aufgebraucht, kann sich der Virus wieder weiter ausbreiten.

Ja, es gibt noch die T-Zell-Immunität. Aber die braucht zum "warmlaufen" etwas länger. Diese verhindert keine Infektion im Anfangsstadium, kann sie aber besser im weiteren Verlauf bekämpfen.

Nur-Genesene ohne Impfung haben nur nach einem schweren Verlauf mal Antikörper über 1000 BAU, sonst sind sie durchweg drunter und müssen mit einer Zweit- oder gar Drittinfektion rechnen. Diese Fälle häufen sich. Die meisten Ungeimpften allerdings haben Antikörperwerte im zweistelligen Bereich, da ist praktisch kein Schutz da, auch wenn vielleicht mal Kontakt mit Viren vorlag.

Achja, heute ist nicht zu kommentieren. Punkt. Ich hab diese Pseudo-Hobby-Virologen sowas von satt.

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