Endlich: Weißer Rauch stieg diese Woche in der Griechenlandfrage auf. Am Wochenende wurden die Weichen für eine Lösung der leidigen Thematik gestellt: Die griechische Regierung ignorierte die Volksmeinung von letzter Woche, das eigene Parteiprogramm, schob das Selbstwertgefühl auf die Seite und akzeptierte nach Marathonverhandlungen neue Sparvorschläge und Vorgaben, die eigentlich deutlich einschneidender sind, als das Maßnahmenpaket, das letzte Woche abgelehnt wurde. Auch wenn die Details des „Rettungsplanes“ noch ausgearbeitet werden müssen, sieht es danach aus, als ob dieses Thema für die nächste Zeit von unserem Radar verschwinden könnte (zumindest die nächsten drei Jahre, dann soll nämlich das derzeit verhandelte Hilfspaket auslaufen).Dementsprechend setzte an den europäischen Börsen die Euphorie ein: Der DAX konnte im Wochenverlauf um 6,6 % zulegen während der heimische ATX immerhin knapp 5 % hinzugewann. Letzte Woche beklagten wir noch, dass viele Bewegungen an den Märkten derzeit keine fundamentale Basis haben, diese Woche sind wir froh darüber, dass Verhandlungserfolge mit einem Land, das immerhin fast 2 % der Wirtschaftsleistung der Eurozone produziert, zu solch positiven Reaktionen führen können…

Unbestrittenermaßen deutlich wichtiger als Griechenland ist jedoch China: Als wichtigster Konsument von vielen Rohstoffen (Zement, Kupfer, Stahl, Aluminium) hat die wirtschaftliche Entwicklung im Reich der Mitte gravierende Auswirkungen auf eine breite Auswahl an Aktien. Hier konnte sich der Markt nach den Rückgängen der letzten Wochen stabilisieren, ein Plus von knapp 2 % wurde verbucht.Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Entwicklung der Aktienmärkte nicht unbedingt die wirtschaftliche Realität widerspiegelt. Unternehmen von Autowerten wie VW bis hin zu Restaurants wie die amerikanische Kette Yum Brands (bei uns vertreten durch Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut) mussten ihre optimistischen Prognosen für China kürzen. Kein Wunder, dass nach der Veröffentlichung positiver BIP-Zahlen aus China (7 % Wachstum, zufälligerweise genau das aktuelle Ziel der chinesischen Führung) wieder Stimmen laut wurden, die die Validität der veröffentlichten Daten in Fragen stellten…Wenig Grund zum Zweifeln gab es jedoch diese Woche bei den meisten US-Unternehmen, die ihre Quartalszahlen vorlegten. Vor allem bei den Großbanken gab es eigentlich durch und durch positive Überraschungen, hier machen sich die Kosteneinsparungsprogramme der letzten Jahre bezahlt. Bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse der großen internationalen Unternehmen ausfallen werden. In der letzten Berichtsaison waren es ja gerade diese Unternehmen, die aufgrund des steigenden USD-Wechselkurses ihre Prognosen kappen mussten.Ausnahmsweise nicht die Prognose gekappt hat der Flugzeugzulieferer FACC diese Woche. Nachdem die ersten vier Quartale seit Börseneinführung von Gewinnwarnungen begleitet wurden, gab es diesmal ein relativ unspektakuläres Quartal: die Kundenprogramme laufen weiter, das Unternehmen sieht keine Nachfrageschwäche, dementsprechend sollte das zweite Halbjahr von deutlichen Umsatzsteigerungen geprägt sein. Die Investoren sahen dies mit Wohlwollen, die Aktie konnte im Wochenverlauf über 14 % zulegen.Etwas weniger euphorisch wurden die Ergebnisse der Telekom Austria aufgenommen, obwohl auch hier ein Zugewinn von knapp 2 % seit letztem Freitag erzielt wurde. Zwar konnten die Erwartungen im aktuellen Quartal deutlich übertroffen werden, der heimische Telefonkonzern musste jedoch aufgrund von steigendem Wettbewerbsdruck und negativen Währungseffekten die Prognose für das Gesamtjahr leicht kürzen.Die Unternehmensberichte sollten auch nächste Woche die Schlagzeilen dominieren: Während in den USA vor allem Technologiewerte wie Microsoft und der Chiphersteller Qualcomm berichten, fängt der Spaß in Europa erst so richtig an. Vom Konsumgüterhersteller Unilever (Axe, Knorr, Rexona, Becel,…) über den Pharmariesen Novartis bis hin zum Autohersteller Daimler reicht die Palette. Der heimische Markt lässt sich wie gewohnt etwas länger Zeit, hier beginnt die heiße Phase erst Anfang August. Eigentlich ein idealer Zeitpunkt um die eigenen Ansichten zu überdenken, nachzuprüfen und in Frage zu stellen. Denn eine falsche Einschätzung und zu große Hoffnungen können deutlich schädlicher sein für ein Portfolio als alle griechischen Tragödien gemeinsam…

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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