Die abgelaufene Handelswoche war vor allem durch eins gekennzeichnet: keinen Handel. Dass die Börsen in Griechenland geschlossen blieben, war nach dem negativen Referendum vom Wochenende absehbar. Zu groß wäre die Gefahr von Panikverkäufen gewesen, nachdem die Einigung zwischen Griechenland und den Gläubigern weiterhin auf sich warten ließ. Am Sonntag soll endlich die letzte Deadline sein, was uns irgendwie bekannt vorkommt…An Panikverkäufe dachten auch viele in China, wo die Börsen ihren Kursverfall bis zur Wochenmitte fortsetzten. Die Behörden versuchten dagegen kreative Maßnahmen: Firmen zogen „freiwillig“ ihre Aktien vom Handel zurück aufgrund von „wichtigen Meldungen“, was zwar auch bei westlichen Börsen öfter passiert, in China betraf es jedoch diese Woche ca. 50 % der gehandelten Firmen! Darüber hinaus wurde Großaktionären (ab 5 % Anteil) verboten, Aktien zu verkaufen. Und das chinesische Justizsystem ist nicht gerade für seine Laissez-faire Einstellung bekannt… Dementsprechend konnten sich die chinesischen Börsen ab Donnerstag auch stark erholen und mit deutlichen Zugewinnen die Woche beenden. Ob das Ganze eine langfristige Lösung darstellt, bleibt jedoch abzuwarten…Abwarten hieß es diese Woche auch an der New Yorker Börse, der Handel stand dort am Mittwoch nämlich ebenfalls still, wenn auch nur für drei Stunden. Ein Computerfehler legte die größte Börse der Welt lahm, über elektronische „Ausweichrouten“ konnten die Aufträge jedoch abgehandelt werden, sodass die Auswirkungen auf die Märkte beschränkt blieben.Computerfehler, staatliche Eingriffe, griechische Tragödien zeichneten diese Woche ein recht abenteuerliches Bild. An dieser Stelle möchte man aus dem Düringer-Klassiker Benzinbrüder zitieren: „Was mach ma da? – Nix“. Gegen diese externen Faktoren ist eigentlich kein Kraut gewachsen. Sobald man sich für Aktien, Anleihen oder Rohstoffe entscheidet, wird es immer unvorhergesehene Ereignisse geben, die die Kurse beeinflussen und das Nervenkostüm strapazieren. Gleichzeitig ergeben sich dadurch jedoch auch Chancen, wenn „nervösere“ Investoren und Indexfonds alle Aktien über einen Kamm scheren und dabei die individuellen Nachrichten ignorieren.

Letztere drehten sich diese Woche in Österreich vor allem um die europäische Entwicklungsbank, die EBRD. Nein, es geht nicht um weitere Thermenkredite für das Burgenland oder gar „Entwicklungshilfe“ für Kärnten, sondern eher um die Geschäfte der heimischen Unternehmen im Osten. So kaufte die CA Immo einen Anteil an einem gemeinsamen Projekt mit der EBRD und verleibte sich ein Portfolio von knapp € 500 Mio. an Büroobjekten in osteuropäischen Hauptstädten ein.Aber auch die RBI macht fleißig Geschäfte mit der Entwicklungsbank. Bereits seit einiger Zeit war bekannt, dass die EBRD an einem Einstieg bei der ukrainischen Tochter der Bank interessiert sei, diese Woche verlautbarte die Entwicklungsbank, dass ein Abschluss kurz bevorstehen würde, womit die Giebelkreuzler einen wichtigen Schritt in ihrem Sparprogramm machen würden.Der wichtigste Schritt wäre jedoch der Verkauf der Polbank, bisher verlief der Prozess aber etwas schleppend. Mit ein Grund war der hohe Anteil an CHF-Krediten, die nach dem Kurssprung der Schweizer Währung ein potenzielles Problem darstellten, da die möglichen Käufer mit einem Anstieg der faulen Kredite rechnen mussten. Da dies aber ein Problem war, das alle Banken und in weiterer Folge auch die polnischen Häuslbauer betraf, legte die amtierende Regierungspartei einen Lösungsvorschlag vor: Alle Kredite werden konvertiert, die Kosten dafür teilen sich Banken und Verbraucher. Ob das Ganze ein Jahr vor den Parlamentswahlen auch wirklich so beschlossen wird bleibt abzuwarten, es würde jedoch eines der Verkaufshindernisse für die RBI beseitigen. Dementsprechend positiv reagiert die Aktie, ein Plus von 8 % seit Wochenbeginn steht zu Buche.Die beiden Themen Griechenland und China werden auch nächste Woche dafür sorgen, dass die Märkte weiterhin volatil bleiben. Aber auch dieser Sturm wird wieder vorbeigehen und dann sollten die einzelnen Unternehmen mit ihrer Entwicklung wieder in den Fokus kommen. Vielleicht ist ja gerade der Beginn der US-Berichtsaison so ein Wendepunkt, an dem man sich wieder mehr mit Firmen und weniger mit Politikern beschäftigen kann…

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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