LUFTHANSA ZWINGT AUA ZUR NOTLANDUNG - AM RÜCKEN DER MITARBEITER

Was seit einigen Tagen nur vage bekannt war, ist seit gestern Mittag also offiziell.

Das Sparpaket für die AUA und deren Mitarbeiter,von der Konzernmutter Lufthansa verordnet.

Während der Überbringer der schlechten Nachricht - der deutsche AUA CEO Alexis von Hoensbroech - weiter seinen vermutlich gut dotierten Job samt Boni sicher weiß, werden gut 10% seiner rund 7.000 Mitarbeiter ab nun von Existenzängsten getrieben.

Wer von den Rotröcken hoffte dass es nicht so schlimm würde wie angenommen, wurde des Schlechteren belehrt.

700-800 Mitarbeiter werden abgebaut - fliegen also in negativsten und sprichwörtlichstem Sinne demnächst (das letzte mal).

Und so stellt sich die Frage nach dem Warum.

„Der harte und ruinöse Preiskampf in Wien sei in erster Linie der Grund“, so der CEO bei Lou Lorenz Dittlbacher in der gestrigen ZIB 2.

„Dazu gestiegene Kerosinkosten“.

So einfach ist also die Welt der AUA Verantwortlichen.

Das Jahresergebnis 2019 der AUA wird negativ ausfallen.

Der Jahresüberschuss der Konzernmutti Lufthansa aber wird dennoch gut 2 Milliarden Euro betragen.

So weit zur Bedürftigkeit des Gesamtkonzerns Lufthansa - und der Notlage seiner Aktionäre.

Dass die etablierte Luftfahrtbranche seit Jahren, und zunehmend mit neuen und aggressiven Markteintritten zu kämpfen hat, ist nicht neu.

Spätestens nachdem Niki Lauda seine Airline an die Ryan Air verkauft hatte, musste Brancheninsidern, jedenfalls aber hoch bezahlten Managern klar sein, was da auf den Standort Wien & die AUA zukommen wird.

Die Sparpläne beim Kranich wurden sicher nicht über Nacht erstellt.

Vielleicht hat sogar der unerwartete Bruch der türkis/blauen Regierung dazu geführt, dass die Lufthansa/AUA Granden ihre massiven Job Abbaupläne aufschieben mussten - wer weiß.

In Wien & Frankfurt hat man wohl über einen längeren Zeitraum und top secret sämtliche Szenarien für die AUA diskutiert und gerechnet.

Bis hin zum worst case - dem nicht gesicherten Fortbestand der Austrian Airlines als Gesamtunternehmen.

Der, wenn man dem AUA CEO gestern aufmerksam zugehört hat, trotz des gerade verkündeten harten Sparprogramms, nicht vom Tisch ist.

Das wird erst die Zukunft weisen.

Genau genommen die Profite werden das zeigen.

Vereinfacht & versinnbildlicht gesagt:

wenn die Tochter AUA die geforderten Renditen abwirft, darf sie Lufthansa-Kranich Familien Konzernmitglied bleiben.

Sonst könnte sie verkauft, „verstoßen“ oder „zur Adoption“ (durch den Staat Österreich?) freigegeben werden.

Es ist immer dasselbe, auch aus eigener Erfahrung:

1. Konzerne denken zuerst an die Aktionäre.

2. Dann an das Management.

3. Dann an die Kunden.

4. Dann an die Mitarbeiter.

(Ausnahmen bestätigen die Regel)

Die CEO´s, CFO´s und Pressesprecher sind gut geübt darin, die oben angeführte Rangordnung eloquent und wortreich immer wieder auf den Kopf zu stellen.

Zurück zu AUA:

Jetzt, wo klar ist, dass sich das Ergebnis 2019 negativ darstellt und beim Ausblick in die kommenden Jahre Gruseln aufkommt, will man in Frankfurt & bei den Aktionären nicht mehr (auf die neue Regierung) warten.

Dass offenbar - zumindest wird es so dargestellt - der Betriebsrat nichts ahnend war und nunmehr wie die Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz informiert wird, lässt Böses um seine Befindlichkeit und Wahrnehmung erahnen.

Dass das AUA Management mit dem Betriebsrat über einen der härtesten Einschnitte ever im Unternehmen vorab nicht spricht, lässt tief in das Verhältnis & die gemeinsame Verantwortung für das Unternehmen blicken.

Fest steht, dass wieder einmal die Mitarbeiter der AUA die Leid tragenden sind.

Obwohl sie in der Vergangenheit bereits des öfteren zum Aderlass gebeten wurden - unter anderem auch mit den Versprechen Job Sicherheit und Standortsicherung.

Und nicht unerwähnt bleiben soll, dass die AUA Mitarbeiter einen 12 Stunden Tag, sowie Sonn- und Feiertagsarbeit als normale Arbeitsbedingungen haben (wie auch die Blaulichtberufe, Spitäler, Gastronomie und andere mehr).

Wo sich doch die Gewerkschafts- und Betriebsräte Republik Österreichs ständig über derartige Arbeitsverhältnisse alteriert und sie alleine dem Willen und der Gewinngier der bösen Unternehmen in Verbindung mit türkis/blauern Helfershelfern zuordnet.

Aber das ist ein anderes Thema.

Fazit:

die AUA steht nach einigen ruhigeren Jahren wieder am Prüfstand der Lufthansa.

Das teure Management war nicht willens oder in der Lage, die Entwicklungen des Marktes und deren Auswirkungen auf das Betriebsergebnis vorherzusehen - wofür es im Grund da ist.

Rund 800 Mitarbeiter müssen gehen - trotz Rekordzahlen bei Fluggästen.

Um nun diese Situation zu haben, dazu hätte es vor Jahren keines Engagements der Lufthansa bedurft.

Das hätten österreichische Investoren in Kooperation mit dem österreichischen Staat auch gekonnt.

Man stelle sich zB gerne Dietrich Mateschitz als Miteigentümer der AUA vor - sein Red Bull Engagement hätte vielleicht auch der AUA ständige Flügel verliehen...

Und noch ein Wort zur Solidarität des Managements gegenüber der Mitarbeiterschaft:

Neben wirklich konkreten Maßnahmen hat man gestern auch vergebens auf eine Geste des Managements, nämlich spürbare Wertschätzung & Vorbildwirkung an die Belegschaft, gewartet:

wie zB die Ankündigung, die kommenden 2 Jahre eine Kürzung der eigenen Gehälter um zB 15% in Kauf zu nehmen, sowie den Verzicht auf Boni im selben Zeitraum - oder solange, bis die AUA wieder ohne Strömungsabriss fliegen kann.

Aber Einsparen, das ist ja Sache der Mitarbeiter.

Die haben einen breiten Rücken und sind Kummer gewohnt - ein kurzes AUA, und es geht weiter.

Originalzitat des CEO in der ZIB 2:

"wir müssen die AUA wieder nach vorne bringen".

Diese Aussage macht vor dem Hintergrund des gesagten nur Angst.

P.S.:

die Weihnachtsfeier des fliegenden Personals der AUA am 7. Dezember, sie wird wohl für viele zur Abschiedsfeier werden.

Wie schön liest sich da noch die Einladung:

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"Liebe Kolleginnen

und Kollegen,

gemeinsam ist es uns heuer gelungen die Ops stabiler und robuster zu machen, Ihr Anteil daran ist enorm. Durch Ihren außerordentlichen Einsatz und hervorragende Arbeit haben Sie für die Stabilität und Verlässlichkeit gesorgt, die die Kunden von uns erwarten. Gleichzeitig bringen Sie täglich den Austrian Spirit, der uns definitiv von den Low Cost Carrier unterscheidet, zu unseren Kunden und dafür möchten wir uns bedanken.

Zum Jahresabschluss möchten wir Sie herzlich zu unserer gemeinsamen Weihnachtsfeier im Palais Niederösterreich einladen.

Wie auch in den Jahren zuvor, erhalten alle Mitarbeiter des Flugbetriebes freien Zutritt und ein VIP Band für die eigens eingerichtete Crew Lounge, in der bis 23.00 Snacks serviert werden. Als erster Treffpunkt für ein „get2gether“ bietet sich auch der Punschstand im Innenhof des Palais ab 19.00 an".

Gezeichnet:

Vera Renner

Vice President Cabin Operations

Helmut Haubenwaller

Flugbetriebsleiter

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Am Ende steht dann vielleicht noch der Unternehmensleitspruch als Verabschiedung:

„Servus & Danke, dass Sie mit uns geflogen sind“.

https://www.fischundfleisch.com/bernhard-juranek/die-belastung-im-job-steigt-ganz-was-neues-58294

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Lufthansa-Sparziele-treffen-Austrian-hart-article21380899.html

https://orf.at/stories/3143482/

https://orf.at/stories/3143457/

https://www.krone.at/2037637

https://pixabay.com/de/photos/austrian-airlines-airbus-a320-214-4371105/

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