Die Osterfeiertage sind eine besinnliche Zeit und so beschloss ich, mich auch etwas zu besinnen und Abstand zu den vielen kleinen Alltagsthemen zu gewinnen, die mich in diesen wahnsinnigen Zeiten so beschäftigen. Warum nicht mal die großen Linien denken? Als die erste Flasche „Besinnungshelfer Rot“ sich dem Ende neigte, wuchs ein fürchterlicher Verdacht in mir heran, der schließlich in der atemberaubend kühnen Frage gipfelte:

„Ist es möglich, dass dieses Land komplett ohne Regierung besser dran wäre als mit?“

Ich erschrak angesichts der ungeheuerlichen Dimension dieser Fragestellung. Aber dann machte ich mir klar, dass diese Frage gar nicht so wahnwitzig ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Deutschland war ja mal ein gar nicht so übles Land. Mit sinnvollen Gesetzen und Regeln und meist pflichtbewussten Beamten, die sich auf eingespielte Prozesse verlassen konnten. Die würden den Dampfer BRD auch ohne Kapitän auf Kurs halten.

Asylkrise? Hätten wir nicht in der Form. Denn man hätte einfach die Grenzen gesichert, wie es vorgesehen ist. Asylanten hätte man zur sorgfältigen Einzelfallprüfung – wie vorgeschrieben – hineingelassen und wenn die Kapazitäten erschöpft gewesen wären, hätte man auf die Einhaltung von Dublin 3 gedrängt

Energieversorgung? Lief doch alles gut. Der Mix aus Atomkraft, fossilen Brennstoffen und regenerativen Energien, die man dem Stand der Technik entsprechend ausgebaut hätte, war doch wahrlich zukunftssicher.

Finanzkrise? Auch kein wirkliches Thema. Unsere „sturen“ Beamten hätten auf bestehende Verträge und das Maastricht-Abkommen gepocht.

Genderirrsinn? Braucht man gar nicht drüber zu reden. Es gibt seit Jahrmillionen zwei Geschlechter. Der nächste bitte.

Bildungswesen? Was sollte man da ändern? Das alte Bildungssystem hatte sich bewährt, hatte Deutschland an die Weltspitze katapultiert. Die Curricula waren offensichtlich vom feinsten.

Mir fielen noch viele Themen ein, die mir zu beweisen schienen, dass wir ohne dieses Politgesindel, das sich Regierung nennt, wesentlich besser dran wären. Wir sind ja kein Dritte Welt Land. Wir brauchen im Prinzip nur das bewahren, was wir erreicht haben. Die riskanten Experimente können wir diesmal ruhig anderen überlassen und bei Erfolg das eine oder andere übernehmen.

Aber stattdessen wird uns von den gewählten Nichtsnutzen eingeredet, dass überall Handlungszwang besteht, permanente Aufbruchsstimmung, dass Traditionen und Bewährtes über Bord geschmissen werden müssen, weil ja die Zukunft droht. Richtig: sie droht. Billige Angstmache, damit wir diesen verkommenen Politidioten mehr Kompetenzen einräumen und uns mehr Geld abpressen lassen. Wie billig! Alles ist schlecht, überholt, unmoralisch. Alles muss neu. Das hören wir tagtäglich. Denn nur, wenn wir das erkennen, wird das Leben lebenswert und sicher. Wohlstand für alle, wenn ihr uns mehr Macht und Geld gebt!

Lag es an der zweiten Flasche Wein, dass ich meinte Wut und Zorn in mir hochsteigen zu fühlen? Diese Regierung ist nicht nur ein Haufen von Trotteln, sondern eine große Gefahr für alles, was Deutschland erreicht hatte.

Das Erreichte zu bewahren muss die erste Pflicht einer verantwortungsbewussten Regierung in einem entwickelten Land sein. Konservativ im besten Sinne des Wortes muss Politik sein. Und die braucht keinen Haufen von ideologisierten, machtgeilen Windhunden und Zockern.

Die Zornesröte stieg mir ins Gesicht, als die Gesichter der bornierten „Volksvertreter“ vor meinem geistigen Auge vorbeizogen. Offensichtlich eine Negativauslese aus der Bevölkerung. Moralisch verwahrlostes Gesindel.

Aber Hey! Es war Ostern. Zeit für Besinnung. Und so atmete ich tief durch und nahm eine Schrift von Michel de Montaigne (1533 – 1592) zur Hand, die mir immer gute Dienste leistete, wenn mich Wut oder Verzweiflung überkamen.

Ich fand einige Seiten, auf denen Montaigne über Gesetze und die Ordnung des Staates nachdachte. Er befand, dass man die Gesetze und Traditionen nicht leichtfertig ändern solle. Er glaubte, die, die das tun, handeln meist aus egoistischen Motiven und keinesfalls im Sinne des Allgemeinwohls. Wie weise die Menschen doch früher waren!

Und dann las ich diesen Satz: „Der Gesetzgeber von Thurien verordnete, dass ein jeder, der ein altes Gesetz abgeschafft oder ein neues eingeführt wissen wollte, sich mit dem Strick um den Hals dem Volk darstellen solle, damit, wenn sein neues Gesetz nicht von jedermann gebilligt würde, er auf der Stelle erdrosselt würde.“

Mein Herz machte einen Freudenhüpfer. Denn ich dachte an unsere linksgrünen, genderbesoffenen „Wir-machen-alles-neu-Idioten“, die uns mit immer irrsinnigeren Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien quälen und nicht müde werden, dieses Land auf den Kopf zu stellen.

Das wäre doch die Lösung! Sollen sie ihre Gesetzesänderungen und verqueren Ideologien doch einbringen!

So, wie es sich weise Männer vorgestellt hatten: mit dem Strick um den Hals!

Vielleicht hätten wir dann gar keine Regierung.

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Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 18.04.2017 23:32:55

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