Die Heilkraft von Vitaminen wird unterschätzt

pixabay www.pixabay.com

Forscher suchen weltweit nach neuen Therapieansätzen gegen die Volkskrankheit Depression. Unter anderem wird die Vitamintherapie eingesetzt, die zwar gute Erfolge verzeichnen kann, von der Schulmedizin aber noch nicht anerkannt wird.

Die Orthomolekulare Medizin beschäftigt sich mit diesem Thema

Nach der Orthomolekularen Medizin führt eine Disbalance zwischen Makro- und Mikronährstoffen zu verschiedensten Krankheiten.

Die Orthomolekulare Medizin ist eine sanfte Therapieform, welche die Selbstheilung des Körpers unterstützt und verstärkt. Heilungen können längerfristig oder spontan auftreten. Die Nährstofftherapie beeinflusst

- Stoffwechselvorgänge,

- die Energiegewinnung,

- die elektrochemische Informationsübertragung und

- die Hormonausschüttung

des Körpers.

Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich um keine alternative Therapieform, sondern seit Langem schon um einen fixen Bestandteil der Medizin. Bei Blutarmut wird beispielsweise keine Bluttransfusion, sondern zuerst Eisen gegeben, um dem Körper eine Blutbildung zu ermöglichen. Dass Vitamin C dabei hilft, das Immunsystem zu stärken, weiß heute jedes Kind. Hier zeigt sich deutlich, wie wissenschaftlich begründet eine Mikronährstofftherapie ist.

„Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung einer guten Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.“ Linus Pauling – zweifacher Nobelpreisträger und Begründer der Orthomolekularmedizin

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat D-A-CH-Referenzwerte für unsere Nährstoffzufuhr bereitgestellt

D-A-CH steht dabei für den Zusammenschluss der Fachgesellschaften aus Deutschland (D), Österreich(A) und der Schweiz (CH). Sie haben diese Referenzwerte gemeinsam ausgearbeitet.

Besonders interessant jedoch ist der Teil der Internetseite, in dem darüber Auskunft gegeben wird, für wen diese Referenzwerte gelten. Nämlich für Gesunde und nicht für die Versorgung von Kranken und Rekonvaleszenten. Außerdem seien die Referenzwerte „mit Ausnahme von Jod, nicht ausreichend, um bei Personen mit einem Nährstoffmangel entleerte Speicher wiederaufzufüllen“. Daneben gelten sie „nicht für durch Genussmittel (beispielsweise chronisch erhöhter Alkoholkonsum) oder regelmäßige Medikamenteneinnahme belastete Personen. Diese Personenkreise bedürfen der individuellen ernährungsmedizinischen Beratung und Betreuung.“

Das heißt also, dass die empfohlenen Tages-Referenzmengen für Kranke nicht ausreichen.

Eine Nährstofftherapie sollte unter anderem bei folgenden Symptomen in Erwägung gezogen werden:

- einer altersuntypischen Leistungsminderung

- Immunschwächen

- chronischen Beschwerden

- Kopfschmerzen

- Volkskrankheiten wie Stoffwechselkrankheiten

- Hirnerkrankungen

Warum bekommt man dann trotzdem keine Empfehlung für eine Nährstofftherapie beim Allgemeinarzt?

Abram Hoffer, der Arzt, Psychiater und Biochemiker aus Kanada, antwortete auf diese Frage in einem Interview mit Andrew W. Saul (frei übersetzt) folgendes:

„Die moderne Kirche der Medizin ist nicht begeistert, wenn die Presse aufgrund guter Nachrichten bezüglich Vitaminen alarmiert wird. Dort gibt es kein Geld zu holen, möglicherweise gibt es sogar einen Verlust, wenn Vitamine die Drogen verdrängen. Manchmal hege ich einen stillen Wunsch für all unsere Kritiker: Dieser ist, dass sie unter keinen Umständen – niemals – zusätzliche Nährstoffe zu sich nehmen und stattdessen auf eine High-Tech-Ernährung umgestellt werden. Können Sie sich eine schwerere Bestrafung vorstellen?“

Vitamine wurden auch schon öfters als gefährlich dargestellt. Hoffer sagt dazu im Interview:

„Ich bin wirklich beeindruckt von der Besorgnis einiger Wissenschaftler über die Gefährlichkeit von Vitaminen. Ich wünschte, sie wären genauso besorgt über diese gefährlichen Gifte, genannt Drogen. Jede Flasche Pillen sollte ein Giftschild mit Schädel und gekreuzten Knochen und das Wort „Gift“ in großen Lettern tragen.“

Derzeit herrscht ein Paradigmenkrieg, den die Orthomolekulare Medizin laut Hoffer gewinnen wird.

„Das primäre Problem ist ein monströser Krebs, der uns alle beeinflusst. Er heißt Big Pharma.“

Nach Hoffer kann es zwei bis drei Generationen dauern, bis eine neue medizinische Idee allgemein akzeptiert wird. Langsam aber sicher sickert das Wissen über die orthomolekulare Medizin bis in unsere Breiten durch. Die österreichische Apothekerkammer betitelt beispielsweise einen Artikel mit „Orthomolekulare Medizin – kein Wunderweg, aber ein erfolgreicher Weg.“

Die B-Vitamine

Ein Mangel an Vitamin B3, B6, B9, B12, aber auch Vitamin D und E wird heute mit Depressionen in Verbindung gebracht. Bei allen sechs Vitaminen gibt es zum Teil sehr gute Behandlungserfolge.

Vitamin B3 (Niacin, Vitamin PP, Nicotinsäure, Nicotinamid) – Das lebensverlängernde Vitamin

Abram Hoffer, der gemeinsam mit Paul Linus ein Pionier auf dem Gebiet der Megavitamin-Therapie ist, heilte nach eigenen Aussagen 5000 Schizophrenie-Patienten mit Niacin. Darunter einen 12-jährigen Jungen, der heute Psychiatrieforscher ist. Nebenbei soll Niacin noch den Gesamtcholesterin senken. Nach Hoffer ist Niacin gleichzeitig das beste Mittel gegen Psychosen sowie gegen zu hohe Blutfettwerte.

Eine besonders beeindruckende Geschichte ist die von Bill Wilson, dem Mitbegründer der Anonymen Alkoholiker, der von Hoffer mit einer hohen Tagesdosis Niacin (die Dosis ist im Interview nachzulesen) von dessen Depressionen geheilt wurde. Bei weiterer Einnahme der Dosis wurde er ein leistungsstarker Läufer. Innerhalb weniger Wochen verschwanden nach Hoffer Müdigkeit und Depression, die Wilson seit Jahren geplagt hatten. Er betonte aber gleichzeitig, dass er Wilson zwar von seinen Depressionen, Verspannungen und seiner Schlaflosigkeit befreien konnte, niemals jedoch von seiner Alkoholabhängigkeit. Wilson hätte sich selbst niemals als von der Alkoholabhängigkeit geheilt angesehen.

Wilson empfahl es daraufhin einigen interessierten Mitgliedern der Anonymen Alkoholiker. Zehn von den 30 Probanden waren innerhalb eines Monats frei von Angst, Anspannung und Depression. Weitere 10 waren nach 2 Monaten geheilt.

Vitamin B-3 besteht aus Nikotin, einem Gift, das die Tabakpflanze produziert, um sich gegen Feinde zu schützen.

Zur Frage, wie gefährlich Niacin sei, meint Hoffer frei übersetzt:

„Niacin ist wahrscheinlich nicht ganz so sicher wie Wasser, aber ziemlich nahe dran.“

Hoffer selbst nahm bis zu seinem Tod mit 92 seit über 50 Jahren hohe Dosen Niacin zu sich. Er bekam viele Ehrungen, darunter den Dr. Rogers-Preis und die Linus Pauling Functional Medicine Auszeichnung.

Hoffer erzielte Erfolge mit Niacin nicht nur bei Schizophrenie-Patienten, sondern auch bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, Alkoholikern uvm. Auf der Seite sind Angaben zur Dosierung und zu Nebenwirkungen.

Zur Info:

Der kanadische Dr. Rogers Preis wird an Pioniere auf dem Gebiet der Komplementär- und Alternativmedizin vergeben.

Der Linus Pauling Award wird an Ärzte oder Forscher vergeben, die einen wesentlichen Beitrag zur Funktionellen Medizin (eine Form der alternativen Medizin) geleistet haben.

Nebenwirkungen von Vitamin B3

Das Online-Service Medizin-transparent.at, welches in Kooperation mit der Donau Universität Krems und dem Schaffler-Verlag, medizinische Informationen veröffentlicht, schreibt zu den Nebenwirkungen von Vitamin B3 „Gefährlicher Cholesterinsenker“, um dann auf die „teils schweren Nebenwirkungen von hochdosiertem Vitamin B3“ zu verweisen. Diese schweren Nebenwirkungen werden darauffolgend aufgezählt:

Dosierung ab 30 mg:

Plötzlich auftretende Hautrötung im Gesicht, im Nacken und an den Armen

Ein Hitzegefühl begleitet von einem Nesselausschlag mit starkem Hautjucken

Dosierung ab 1000 mg:

Durchfall

Erbrechen

manchmal Leberschädigung

Drogen, die für dieselben Heilungszwecke eingesetzt werden, können jedoch sehr oft mit viel gefährlicheren Nebenwirkungen aufwarten.

Nichtsdestotrotz sollten hochdosierte Vitaminpräparate nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Vitamin B6 – das Nervenvitamin – Pyridoxin

Wenn Vitamin B6 fehlt, kann der Körper nicht ausreichend Serotonin herstellen. Für andere Nervenbotenstoffe ist Vitamin B von ebenso großer Bedeutung. Auch Eisenmangel kann auf eine Unterversorgung mit Vitaminen (z.B. Vitamin B6) hindeuten.

Kinder mit Vitamin B6-Mangel zeigen:

- geringe Gedächtnisleistung

- schlechtes Konzentrationsvermögen

- Kopfschmerz und

- Stressempfindlichkeit

Dopamin kann bei B6-Mangel ebensowenig abgebaut werden, was wiederum zu Hyperaktivität führt. Ein zu niedriger B6-Spiegel kann zu Symptomen einer Depression führen.

Überhaupt spielt B6 eine wichtige Rolle bei der Bildung von Neurotransmittern. Die Gabe von Pyridoxin wird zur Therapie von Epilepsiepatienten eingesetzt. Es konnten sogar Fälle von Epilepsie durch die intramuskuläre Gabe von Pyridoxin geheilt werden.

Vitamin B9 – das Glücksvitamin – Folsäure

Jeder dritte Depressive hat einen Folsäuremangel – Depression ist die häufigste Reaktion des Gehirns darauf. Eine Studie des Boston Massachusetts General Hospital zeigt auf, dass Patienten mit einem Folsäuremangel eine vergleichsweise schlechtere Wirkung der Antidepressiva zur Folge haben als bei Patienten mit Normwerten. Gleichzeitig sind die Symptome der Depression bei Betroffenen mit Folsäuremangel stärker ausgeprägt. Wurden die Antidepressiva mit der Gabe von Folsäure kombiniert, wirkten die Medikamente besser. Vitamin B9 beugt außerdem Gedächtnisverlust und Schlaganfall vor.

Vitamin B12 – das Alzheimer-Vitamin – Cobalamin

Vitamin B12 wird in der Literatur häufig mit Depression, Angstzustände, Manie, Gleichgültigkeit, beeinträchtigter Kognition, Gleichgewichtsstörungen, Demenz, Halluzinationen, Delirium, psychotischen Symptomen und Verwirrtheitszuständen in Verbindung gebracht. Vitamin B12-Mangel wird häufig als Ursache für psychiatrische Erkrankungen übersehen. Ferner wurde Autismus, ADHS und eine Fehlentwicklung des Gehirns mit dem Mangel assoziiert. Bei älteren Menschen wirkt sich vor allem Vitamin B12 sehr positiv aus. Vitamin B12 können Stress und Angst vermindern und wirkt Gedächtnisschwund im Alter entgegen.

Vitamin D – das Knochenvitamin – Calciferol

Vitamin D ist streng genommen kein Vitamin, sondern die Vorstufe eines Hormons. Es trägt nicht nur zu starken Knochen und Zähnen bei, sondern ist auch an verschiedensten Abläufen im Körper beteiligt. In so gut wie allen Organen existieren Vitamin-D-Rezeptoren. In den letzten Jahren wurde das Vitamin mit zur Verfügung stehenden Mitteln genauestens untersucht. Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem Immun- und Hormonsystem, der Psyche und dem Stoffwechsel festgestellt werden. Ein Vitamin D-Mangel kann zu Autoimmunerkrankungen, Infektionen wie Tuberkulose, Bluthochdruck, Osteoporose und Diabetes führen und die Entstehung von Darm-, Brust-, Prostata und Lungenkrebs fördern. In Deutschland leiden etwa 60% an Vitamin D-Mangel.

Vitamin D spielt bei saisonalen Depressionen eine gewichtige Rolle. Im Winter ist die körpereigene Vitamin-D-Produktion aufgrund mangelnder Sonneneinstrahlung extrem eingeschränkt.

Eine Studie aus Finnland hat festgestellt, dass die tägliche Einnahme von hochdosiertem Vitamin D (Dosierung kann auf der Seite nachgelesen werden) eine 77%ige Abnahme des Risikos auf Schizophrenie zur Folge hat. Es wird vermutet, dass Vitamin D für die Erholung von Gehirnschäden relevant sind. Iranische Wissenschaftler konnten in einer Doppelblindstudie feststellen, dass die Behandlung Depressiver mit Vitamin D zu einer Besserung der Stimmungslage führt.

Vitamin E – das Anti-Aging-Vitamin – Tocopherol

Laut einer Studie aus den Niederlanden ist bei Patienten mit Major Depression die Vitamin E-Konzentration signifikant niedrig. Dies würde die aktuelle Annahme bestärken, dass eine komplexe Regulationsstörung des Fettstoffwechsels und antioxidativer Abwehrmechanismen zu einer Major Depression führen.

Zur Kritik der Orthomolekularen Medizin

Eine gewisse Vorsicht ist immer angebracht – bei jeder Form der Therapie, egal ob schul- oder alternativmedizinisch. Nicht jeder Hersteller von Vitaminprodukten nimmt es mit der Weitergabe von Informationen so genau, wie er vorgibt. Auch stellt sich die Frage, inwieweit manche Ärzte an der Verschreibung diverser Vitaminpräparate mitverdienen.

Die schulmedizinische Kritik nennt als Argument, dass in unserer Gesellschaft gar keine Vitamin-Unterversorgung bestehe und dass eine Heilung durch Supplementierung unwissenschaftlicher Humbug sei. Die „Wiener Skeptiker“ haben eine „Initiative für wissenschaftliche Medizin“ ins Leben gerufen, welche sich dafür einsetzt, die „esoterischen Pseudoausbildungen der österreichischen Ärztekammer“ wie z.B. Orthomolekulare Medizin oder Homöopathie zu verbieten. „Der Unsinn gehört endlich abgestellt“ wird auf der Seite postuliert. Das Gesundheitsministerium solle doch endlich seiner Aufsichtspflicht nachkommen. Unterzeichnet haben diese Initiative etliche prominente Mediziner. Ein weiterer Kritikpunkt seien fehlende wissenschaftliche Belege.

Aber:

Wie kann das sein, wo doch schon alleine in diesem Artikel neun Studien zu finden sind, die das Gegenteil beweisen? Auch das Argument der schweren Nebenwirkungen greift nicht so recht, wenn man sich beispielsweise die Liste der Nebenwirkungen bei Einnahme von Vitamin B3 weiter oben im Text durchliest.

Warum sollten Biochemiker wie Paul Linus, der nebenbei erwähnt zweifacher Nobelpreisträger ist, oder Abram Hoffer unzählige Bücher zu diesem Thema veröffentlichen und ihr Leben der Aufklärung über die Vitamintherapie widmen? Gehört da nicht jede Menge Überzeugung und Leidenschaft dazu, um so etwas ein Leben lang zu tun? Wie sehr kann ein zweifacher Nobelpreisträger auf den falschen Weg geraten und sich in einer angeblichen „Pseudomedizin“ verirren? Sollte die Schulmedizin nicht eigentlich offen sein für neue Therapieansätze und sofort mit ihren eigenen Studien beginnen? Oder hat die Schulmedizin Angst, ihre Vorreiterstellung zu verlieren?

Der Biochemiker Man-Li S. Yew von der University of Texas veröffentlichte eine Studie über die Gabe von Vitamin C an Meerschweinchen. Seine Schlussfolgerungen stellen die Arbeiten von Linus Pauling und Abram Hoffer in neuen Licht dar. Er fütterte Meerschweinchen mit der hundertfachen Menge an für Meerschweinchen errechneten Tagesdosis Vitamin C. Er konnte anhand der täglichen Gewichtszunahme, der Reaktion auf chirurgische Traumata und der Zeit des Wiederaufwachens aus einer Narkose feststellen, dass die Tiere mit einem höheren Vitamin C-Gehalt im Blut bei allen Parametern besser abschnitten als die Vergleichsgruppe ohne Vitamin-C-Diät.

Die Alternative kann demnach nur lauten: Heilung von psychischen Erkrankungen durch Erforschung der Ursachen mithilfe einer guten Psychotherapie UND Nährstofftherapie gemeinsam mit schulmedizinischen Ansätzen.

Mit wegweisenden Grüßen,

ENTWIRREN

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Eveline I.

Eveline I. bewertete diesen Eintrag 27.12.2016 16:25:01

MartinMartin

MartinMartin bewertete diesen Eintrag 22.12.2016 09:36:41

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 21.12.2016 23:00:07

11 Kommentare

Mehr von entwirren