ich sitz auf der Couch und bin am heulen, doch nicht vor Traurigkeit

aber nicht weil ich traurig, nein vor Erleichterung

schon als ich aufgestanden bin, hab ich gemerkt das irgendwas nicht passt. Alles fühlt sich anders an,  man ist ein wenig wie in trance. Wird schon, sagt man sich, bin halt noch nicht ganz munter. Doch in Wirklichkeit kennt man es ganz genau, weiß was es bedeutet, was kommen kann.

Aber man muss schon aufstehen, sich zumindest daheim ein wenig bewegen. Bleibt man im Bett ist das Risiko die Kontrolle über den Körper, den Geist zu verlieren, deutlich größer. So steht man da und versucht dieses Gefühl loszuwerden. Es gelingt auch meistens, doch nicht immer.

Solange Sandra noch da ist, geh ich mit ihr beim Bäcker am Eck auf einen Frühstückskaffee. Alleine diese 100m zu zweit brauchen schon einiges an Konzentration, Energie. Die 100m alleine zurück sind noch deutlich schwerer. Ich lass mich in die Couch fallen und atme tief durch. Zufällig ruft gerade die Assistentin meines Arztes an um zu sagen, das er mich anrufen wird. Bin ich froh, ich überlege schon die ganze Zeit, die Notfallmedikamente zu nehmen. Ein Zeug das schon nach einer Woche Einnahme, süchtig machen kann. Nie, hab ich mir geschworen. Jetzt fällt mir nichts anderes mehr ein. Nein, ich warte bis der Arzt hoffentlich vormittag anruft.

Am Samstag hat mich mein Freund gebeten, ihm heute Nachmittag zu helfen. Klar, gern und bis um 3 geht's sicher wieder besser.

Es ist wie ein Schock, stell dir vor du stehst plötzlich vor einer Leiche, man erschrickt nicht wie in der Geisterbahn, das kommt von viel tiefer. Die Gänsehaut, wenn es dir kalt über den Rücken läuft. So fühlt sich etwa eine Aura an, deutlich heftiger, aber in etwa so fühlt es sich an.

Immer wieder und wieder kommt so eine Aura, manchmal zwei nacheinander, dann eine Stunde keine. Es zährt unheimlich, halte die Tabletten in der Hand und denke "JA oder NEIN?" Hoffentlich ruft der Arzt bald an. Schon das bügeln vom Hemd ist mehr Herausforderung als sonst. Ich hab mir einen Wecker für 14 Uhr gestellt, dann geht sichs bequem aus, hab Zeit genug bis um drei da zu sein.

Gut, leider hat der Arzt nicht angerufen, aber ich möchte trotzdem gehen. Schon nach ein paar Minuten sag ich mir, das es keine gute Idee war auf die Strasse zu gehen. Vielleicht kann man dieses Gefühl ja mit einigen Apfelsaft... vergleichen, ein paar Minuten geht man ganz locker, dann muss man kurz durchatmen. Aber ich habs bis in seine Firma geschafft.

ALLEINE DAS MACHT ES SCHON AUS; DAS ICH GERADE KEINEN FIXEN JOB ANNEHMEN KANN

In seiner Firma hab ich Heute nicht viel zutun gehabt, es war viel Zeit zum fachsimpeln und wenn ich was zu tun hatte, wars meistens nichts besonderes. Ist halt jedes mal anders, letzthin war ich alleine und hab den ganzen Tag immer mindestens zwei Kunden gehabt. Aber das hätt ich heute sicher nicht geschafft, egal..

Jedenfalls ist sechs geworden und dieses Gefühl ist noch schlimmer als zuvor.

Der Heimweg war furchtbar

ständig muss man sich sagen "ruhig bleiben" nicht nervös werden. Immer auf den Augenblick konzentriert "Bitte lass es mich schaffen bis Heim zu kommen" Man glaubt nicht wie schwierig es sein kann in die UBahn zu steigen. Von einem Medium ins Andere, vom Freien ins Abteil, allein das fordert Konzentration. Und immer wieder und wieder "ruhig bleiben". Noch 3 Gassen bis zur Wohnung "ja nicht umfallen, nicht so kurz vor dem Ziel"

3 Gassen die sich anfühlen, wie 100km Ständig ruft man sich ins Gedächtnis, das es ja nicht mehr weit ist. Jeder Schritt fordert höchste Konzentration. Noch vier Stockwerke bis zur Wohnung, man fühlt sich wie nach einem Marathon.

und dann ist es endlich geschafft,man legt sich auf die Couch und heult vor Erleichterung und Glück, das man es Heim geschafft hat

was hoff ich, das nicht mehr zu erleben

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

FraMoS

FraMoS bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

16 Kommentare

Mehr von Globetrotter