Grexi

Eure Rose ist alt und grau? An der Basis haben die Stämme bereits ihre Stacheln verloren? Sie blüht nur mehr schwach? Dann hilft meist nur mehr ein Radikalschnitt. Dadurch wird sie verjüngt und kann sich wieder ganz neu aufbauen.

Man sagt ja: Je stärker der Schnitt, umso kräftiger der Austrieb. Kann man grundsätzlich so stehen lassen. Jedoch darf man sich nicht erwarten, dass durch das Entfernen von so und so vielen Trieben mindestens ein neuer Basistrieb nachkommt. Das müsst ihr der Rose selbst überlassen. Ein neuer Trieb von ganz unten kann auch dann ausgebildet werden, wenn man gar nichts geschnitten hat. Aber bei starkem Schnitt ist die Wahrscheinlichkeit für neue kräftige Stämme natürlich erhöht.

Es ist nicht genau bekannt, was eine Rose dazu bringt, dass sie ganz unten austreibt. Hierfür gibt es kein Kochrezept. Wäre aber auch irgendwie langweilig, wenn man wüsste "Ich muss so und so schneiden, damit sie mindestens X neue Basistriebe schiebt". Damit ginge die ganze Spannung verloren. Oft dachte ich schon, dass ich da einen neuen Trieb im Basisbereich entdeckt habe. Aber dann war es nur ein abgefallenes Lindenblatt, was sich eben dort verhängt hat...

Eines muss einem jedoch klar sein: Wenn man einer alten Rose etwas Gutes tun will, so muss man sie komplett kappen. Man kann sie natürlich auch auslichten, indem man nur 1-2 alte Stämme ganz unten herausschneidet. Meiner Erfahrung nach sieht dann der Rest der Rose nicht mehr schön aus, sodass man sich ohnehin für eine Radikalkur entscheidet. Letztere ist für die Pflanze viel besser. Denn eine partielle Verjüngung bringt meiner Meinung am wenigsten. Da ist Nicht-Schneiden sogar noch die klügere Entscheidung...

Grexi

Im obigen Foto eine uralte Hundsrose, die ich in Wien einmal entdeckte. Ist aber schon Jahre her. An die WienerInnen: Wer weiß, wo diese Rose stand? Bzw. wo der Fotostandort ist?

Dieses Exemplar hat zwar ganz oben noch etliche Hagebutten. Aber der Blick auf die Basis war nicht so schön.

Grexi

Die Stämme hatten all ihre Stacheln verloren und waren ca. oberarmdick. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Rose schon dort wuchs. Aber ich tippe auf mindestens 30 Jahre. Interessant war, wie sie selbst ohne Schnitt doch noch einige junge Triebe aus dem alten Holz hervorbrachte (die mit der rötlichen Rinde - da sind auch ein paar Stacheln oben). Hier hat man für den Radikalschnitt wohl eine Motorsäge gebraucht. Ein normaler Fuchsschwanz (finde es komisch, warum man eine Säge so benennt - aber ok, darum geht es jetzt nicht) hätte hier wohl nicht genügt. Außer man wollte 1 Tag für einen Stamm brauchen. Wenn eure Rose an der Basis so aussieht, solltet ihr schon den Radikalschnitt anwenden oder zumindest darüber nachdenken. Ist halt davon abhängig, ob sie noch stark blüht usw. Wenn die Blüten nicht mehr zahlreich erscheinen und immer mehr und mehr Astpartien absterben, so wisst ihr nun, was dann die beste Lösung wäre.

Grexi

Die Rose aus den vorigen Bildern hatte aber ganz oben doch noch recht viele Hagebutten, weshalb ich da vielleicht noch gewartet hätte. Am besten sollte man hier auf sein Bauchgefühl hören, weil sonst zieht man das nie durch. Irgendwann muss man sich eben überwinden. Wenn das Holz so spröde ist und keine Stacheln mehr hat, wäre es eben spätestens so weit. Die Vögel werden es einem verzeihen, wenn man ihnen für 1 Jahr die Früchte "wegnimmt".

Jedenfalls wollte ich im Folgejahr wieder einmal nach dieser Rose sehen. Sie war "weg". Natürlich habe ich mir den Punkt gemerkt. Ich erkannte nicht einmal mehr die abgesägten Stämme. Entweder ging man hier extrem gründlich vor oder man ließ einen Bagger anrollen, um sie komplett zu beseitigen... Schade um den mächtigen Strauch. War wohl eine der ältesten Wildrosen, die ich je begutachten durfte. Radikalschnitt muss aber von Zeit zu Zeit sein, zum Wohl der Pflanze.

Ok, weg von der "Wienrose". Als ich das erste Mal von dem Radikalschnitt las, habe ich natürlich gleich geschaut, was meine Exemplare von dem Thema halten. Zu dem Zeitpunkt war es Herbst, im darauffolgenden Frühjahr habe ich die Radikalkur gleich bei mehreren angewendet, obwohl sie eigentlich nur bei 2 nötig gewesen wäre. Letztere waren nicht mehr so wüchsig wie gewohnt. Aus dem alten Holz kamen keine neuen Triebe mehr. Im Vergleich zur "Wienrose" waren das Babys. Aber laut Literatur sollte man Wildrosen alle 10 Jahre ordentlich niederschneiden. Das kann man aber natürlich nicht verallgemeinern. Hängt von Klima, Standort usw. ab.

Grexi

Bei der obigen Rose war im Grunde nur ein mächtiger Grundstamm vorhanden. Der vordere kleine Basistrieb konnte sich nie wirklich behaupten. Die Wuchsform empfand ich nicht als schlimm oder hässlich. Allerdings wollte ich ihr helfen, damit sie sich an der Basis eventuell besser verzweigt. Das kann man mit einem Radikalschnitt genauso wenig erzwingen. Doch ich habe mich dann überwunden.

Grexi

Zuerst wollte ich es so lassen. Aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich noch tiefer ging.

Grexi

Das war das Schnitt-Endergebnis. Direkt auf 20 cm zusammengestutzt.

Mitte Mai blüht sie normalerweise. Nach der Radikalkur ist das sehr unwahrscheinlich. Doch diese Sorte brachte dennoch eine Blüte hervor, obwohl ich sie 2 Monate zuvor auf den Stock gesetzt hatte.

Grexi

So sah die besagte Rose im darauffolgenden Frühjahr aus. Da habe ich dann nur minimal geschnitten, weil ihre natürliche Form weitgehend passte. Somit musste ich fast nichts korrigieren.

Grexi

Beim Spazieren habe ich schon vor Jahren eine bestimmte Rose entdeckt. Die wurde 2015 radikal geschnitten. Also nicht nur auf 20 cm oder so, sondern wirklich direkt über dem Erdboden. Das probiere ich vielleicht beim nächsten Exemplar aus, das einen Radikalschnitt braucht. Glaube nicht, dass es so viel Unterschied macht, ob man jetzt ein paar cm altes Holz stehen lässt oder nicht. Im zweiten Fall sollte man den empfindlichen Neuaustrieb vielleicht mit einem Gitter vor Tieren bzw Wind schützen.

Grexi

Die besagte Hundsrose. Das Rad gehörte übrigens nicht mir. ;)

Sie blühte oben doch noch recht schön. Deshalb hätte ich sie nicht unbedingt radikal niedergeschnitten. Als störend empfand ich sie auch nicht. Da muss man schon direkt und vor allem bewusst hineingreifen, damit man sich verletzt. Im Vorbeigehen würde man nicht hängen bleiben, da genug Platz war. Ich fand die Stelle sehr schön und verstand auch irgendwie, dass es der Rose hier gefällt. Bei Kaiserwetter bekommt sie um die 10 Sonnenstunden ab.

Im nächsten Frühling wollte ich wieder nachschauen, wie weit die Rosen in der Gegend sind. Dabei suchte ich natürlich auch das Exemplar aus dem vorigen Foto auf. Aber es war nicht mehr da. Nanu? Was hat man ihr angetan. Am anderen Wegrand lagen mehrere Haufen von Geäst. Darunter auch die stachligen Stämme dieser Rose. Nein, sie wurde geschliffen... Man hat sie direkt über dem Erdboden abgesägt. Ihr glaubt es nicht? Was ist dann das?

Grexi

Das war bestimmt ihr Todesurteil... Doch zwei Montae später sah die Welt wieder ganz anders aus. Die schlafenden Augen wurden durch den Radikalschnitt angeregt und die Rose schob entsprechend kräftig an. Blüten gab es keine.

Grexi

In Wien habe ich einmal gesehen, wie Wildrosen als Kletterrosen erzogen werden. Die hier angesprochenen Exemplare blühen nach wie vor sehr üppig, obwohl sie an der Basis nur mehr graue Stämme vorweisen können.

Grexi

Wer hier einen Radikalschnitt ansetzt, wäre echt von allen guten Geistern verlassen. Darüber sollte man sich erst Gedanken machen, wenn die Rose nicht mehr wirklich blühen will. Aber diese hier hat mehrere 100 Blüten und im Herbst auch entsprechend viele Hagebutten. Wie lange würde das wohl dauern, bis sie wieder so eine Gestalt annimmt? Nun noch ein Bild von der Basis dieser Rose.

Grexi

Weit und breit keine Stacheln, weil diese Stämme schon so alt sind. Aber auf Grund der tollen Blüte braucht man hier keinesfalls die Säge ansetzen.

Solange eine Rose noch ordentlich blüht, kann man den Radikalschnitt in die Zukunft verschieben. Wenn sie aber schwächelt und plötzlich mehrere größere Astpartien komplett dürr werden, dann sollte man handeln. Das mit den 10 Jahren ist nur ein Richtwert.

Nun noch ein Beispiel, wie der Raidkalschnitt nicht aussehen sollte. Als ich das gesehen habe, hätte ich am liebsten eine Motorsäge genommen und die Rose an der Basis gekappt.

Grexi

Aber so geht es der Pflanze schlechter als vor dem Schnitt. Hier hat man wohl einfach die Rose genauso auf "Heckenniveau" geschnitten. Das passiert, wenn die falschen Leute am Werk sind. Andererseits kann ich damit nun genau argumentieren, warum man dies keinesfalls nachmachen sollte. Falls man sich unsicher ist - lieber erst gar nicht schneiden.

Grexi

Wie sieht das alte Holz aus? Krank, oder? Also alles andere als gesund. Mir tat die Pflanze richtig Leid. Aber ich konnte ihr nicht helfen. Es gibt ja die Sendung "Pufsch am Bau". Mit den letzten 2 Fotos könnte man einen entsprechenden Bericht zu "Pfusch im Garten" schreiben.

Beim Radikalschnitt sollte man noch beachten, dass man ihn nicht zu spät ansetzt. Der "Verblutungseffekt" würde sich dann nur umso mehr verstärken, da man ja der Rose alle Augen wegnehmen würde (die natürlich auch schon ausgetrieben haben). In dem Fall muss man nicht unbedingt auf die Forsythie warten. Denn es dauert einige Wochen länger, bis die Rose endgültig treibt. Die Radikalkur ist ja für sie im ersten Moment ein Schock, wobei sie es einem im Normfalfall mit einer schönen Wuchsform dankt. Wenn ein Exemplar nach einem Radikalschnitt gar nicht mehr austreibt - also wirklich eingeht - dann war da sowieso etwas falsch. Entweder passte der Platz generell nicht oder die Qualität war schlecht etc.

Ihr könnt das natürlich auch bei öfterblühenden Rosen machen. Einfach nach Bedarf. Wenn sie an der Basis grau werden, sonst nicht mehr schön wachsen etc. und euch das einfach nicht gefällt, dann bitte die Radikalkur anwenden.

Weil ich ja oben noch etwas von "schlafenden Augen" schrieb. Die sieht man nicht. Ein Auge kann nur dort entstehen, wo der besagte Trieb in seinem Entstehungsjahr ein Blatt hatte. Also in einer Blattachsel. Je älter das Holz, umso schlecht erkennt man die potentiellen Augen. Wenn dann aber an einem grauen Stamm plötzlich doch ein roter Tupfer sichtbar wird, dann heißt das: Genau an dieser Stelle hatte der Stamm einmal ein Blatt. Solange sie "schlafen", sieht man sie genau gar nicht. Wenn man sie erkennen kann, dann sind es logischerweise keine schlafenden Augen mehr. Das hat mich früher sehr verwirrt, aber inzwischen verstehe ich es. In der Basis der Rose befinden sich somit stets schlafende Augen. Wir können aber nicht beeinflussen, wann und ob sie überhaupt "erwachen". Ein Radikalschnitt kann sie zum Austreiben anregen. Zwingend muss dies aber nicht passieren. Deshalb sollte man sich hier nicht allzu viel erwarten und diese Problematik lieber der Pflanze selbst überlassen.

Frohe Ostern!

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