Muss sich eine Investition in Wärmedämmung und Klimaschutz bei einem Einfamilienhaus wirklich rechnen?

Ich habe mir in letzter Zeit eine Menge an Artikeln, Berichten, Beiträgen und Webseiten durchgelesen, die sich mit dem FÜR und WIDER von Wärmedämmungen an Fassaden beschäftigen. Ein Großteil dieser beurteilen Wärmedämmmaßnahmen aber nur unter dem Blickwinkel der Amortisation sowie der Amortisationszeit der Investition und wägen das PRO und KONTRA von bestimmten Dämmstoffen aus bauphysikalischer Sicht ab. Eben das ganz normale Lobbying von Dämmstoff- und Ziegelindustrie, Interessensvertretungen der Bau- und Baustoffindustrie und aller wohlmeinenden Bauphysiker und Gutachter.

Der Großteil der Experten sind sich bei zwei wesentlichen Fakten einig:

Klimaschutz

An der Erwärmung des Weltklimas gibt es keine Zweifel mehr. Die Ursache liegt primär in der zunehmenden Emission von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen. Es gibt noch eine Chance, den globalen Klimawandel zu begrenzen. Die Wärmedämmung und das Heizverhalten in unseren Regionen spielen hier ebenfalls eine Rolle, da Raumheizung und Klimaanlagen ca. 28% des energetische Energieaufwandes in Österreich verbrauchen (Institut für höhere Studien –Vienna) ist jede Verminderung zu begrüßen und erstrebenswert.

Erhöhter Wohlfühlfaktor

Gesundes Raumklima ist doch die Grundlage für angenehmes Wohnen.

Die Lufttemperatur ist dabei nur einer von vielen Faktoren. Die Temperatur der Wand spielt eine ebenso wichtige Rolle. Sie darf höchstens 2° C unter der der Raumluft liegen. Sonst entsteht Zugluft: Die kalte Luft der Wand fällt im Zimmer nach unten, die warme Raumluft steigt nach oben und wir fühlen uns trotz ausreichender Raumtemperatur unwohl (wichtig wäre dann auch noch eine optimale Luftfeuchtigkeit, doch dieses Thema lassen wir hier beiseite).

Wem auch nur eine dieser zwei Tatsachen wichtig ist, sei es ein besorgter Familienvater, der sich Gedanken um zukünftige Generationen macht oder jemand, der sich einfach nur in seinen eigenen vier Wänden so richtig wohl fühlen möchte um den Stress des Alltags hinter sich zu lassen, der braucht sich doch nicht fragen, wann sich die Dämmmaßnahmen an seinem Haus amortisieren.

Viele Dinge, die Spaß machen, amortisieren sich kaum.

Wir bauen Einfamilienhäuser mit über 200 m² Wohnfläche, samt Keller und Dachgeschoß, wer fragt sich, wann sich diese Investition amortisiert? Immerhin hat sich die verbrauchte Wohnfläche pro Person seit 1960 mehr als verdoppelt und liegt bei ca. 50 m² pro Person. Brauchen wir wirklich so viel Platz zum Wohnen? In anderen Ländern reicht ja auch die Hälfte. Nein, wir legen einfach Wert auf eine schöne geräumige Wohnung oder ein repräsentatives Haus in dem wir uns wohl fühlen. Egal ob sich das rechnet oder nicht. Der Schreiber dieser Zeilen ist da keine Ausnahme.

Ein Spaziergang am Parkplatz eines Supermarktes, wenn möglich vor einem verlängertem Wochenende, zeigt uns, dass der Durchschnittsbürger auch beim Kauf seines fahrbaren Untersatzes kaum Gedanken an Amortisation verschwendet, oder warum so viel an Motorleistung und diese oder jene Luxusausstattung notwendig war – da machen wir uns schon lieber selbst ein bisschen was vor und planen eine gute Argumentationsstrategie für den Verteidigungsfall. Ganz wenige stehen zu Ihrer Entscheidung und sagen: „Ich wollte dieses Auto einfach haben.“ Ein guter Nachsatz wäre vielleicht noch: „Weil ich es mir leisten kann/möchte“. Auch hier ist der Verfasser dieses Blogs keine Ausnahme.

Es würde diesen Artikel wohl sprengen, wenn ich alles aufzählen wollte, was wir uns alles anschaffen und leisten, was wir besitzen aber sich niemals in einem Rahmen von 10-15 Jahren amortisieren wird.

Wer billig kauft, kauft letztlich teuer

Das trifft auch bei der thermischen Sanierung zu. Wo mehr saniert wird, da häufen sich auch die Fehler, berichtet Johannes Karl Harmtodt in einem ORF-Beitrag. Der gerichtlich zertifizierte Sachverständige wird bei seiner Arbeit häufig mit Mängeln konfrontiert. In erster Linie sei die unsachgemäße Anbringung der Dämmplatten durch ungeschulte Arbeiter eine große Fehlerquelle, erklärt Harmtodt, der grundsätzlich der thermischen Sanierung positiv gegenübersteht. „Das Problem ist, dass jeder glaubt, er kann das.“ Wird jedoch nicht korrekt gearbeitet, kann die gesamte Fassade rasch zu einem Totalschaden werden.

Wenn schon dämmen, dann gleich richtig

Mit diffusionsfähigen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen oder mineralischen Ursprungs (und da meine ich nicht Mineralöl und Styropor-Platten). Ausgeführt von regionalen, vertrauenswürdigen Firmen mit bestens geschulten Mitarbeitern. Dann müssen Sie auch nicht auf die 30-jährige Garantie auf versteckte Mängel verzichten. Einfach mit bestem Gewissen für seine Umwelt, sein Haus, seine Wohnung und sein Wohlfühlklima handeln und den Rechenstift ruhig auch mal bei Seite lassen und sich und seinem Haus was Feines gönnen. Dass Sie sich Heizkosten sparen werden, ist dann noch das Sahnehäubchen obendrauf, an dem Sie sich jährlich erfreuen werden.

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MartinMartin

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julbing

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