Viele von uns kennen es: an manchen Tagen ist man ununterbrochen auf der Suche nach etwas. Mal ist es der Kugelschreiber, von dem man sich doch ganz sicher ist, dass man ihn vor die Tastatur gelegt hat, mal sind es die Autoschlüssel, die man doch immer an den selben Platz legt. Hand aufs Herz: wer musste sich noch nicht selbst am Handy anrufen um zu lauschen, wo es jetzt wohl läuten wird? Ein Glück, dass es doch noch einige Festnetzanschlüsse gibt, die sich für diesen Zweck hervorragend eignen. Blöd nur, wenn man das Mobiltelefon davor auf lautlos gestellt hat oder der Akku alle ist ...

Aber auch größere Dinge, die man eigentlich nur schwer übersehen kann, kann man verlegen - oder noch schlimmer: vergessen. In einem Kaffeehaus etwa, wo man ins Gespräch versunken vollkommen vergisst, dass man doch einen Regenschirm mithatte. Und prompt bleibt er liegen und auch der Sonnenschein beim Verlassen des Lokals ist nicht unbedingt hilfreich bei der rechtzeitigen Erinnerung an diesen Umstand. Oder im Zug, wenn man versunken in Gedanken am Zielort ankommt und nicht mehr daran denkt, dass man doch eine Aktentasche mithat, welche der Bequemlichkeit halber an der dafür vorgesehenen Gepäckablage verstaut wurde. Aus den Augen - und damit auch aus dem Sinn. Und schon bleibt das gute Ding zurück und beginnt eine Rundreise entlang der Streckenführung des Waggons.

Dass Österreich ein Ort ist, an welchem Ehrlichkeit größer geschrieben wird als manche Zeitungsüberschriften und Statistiken dies glauben machen, beweist die lange Litanei an Einträgen im Online-Fundamt: unzählige Gegenstände wurden von ehrlichen Menschen gefunden und abgegeben - und warten auf ihre Eigentümerinnen und Eigentümer. Monatelang. Und oftmals auch vergeblich. Was eigentlich absolut erstaunlich ist, wenn man sich so ansieht, was da alles aufgelistet ist: Ausweispapiere, Aktentaschen, Werkzeug, Spielzeug, Musikinstrumente und vieles mehr. Durchaus eher als kostspielig oder mühsam in der Wiederbeschaffung einzustufende Gegenstände also; und in vielen Fällen sehr wahrscheinlich sogar von besonderem persönlichen Wert - wie etwa Hörgeräte. Ja selbst Haustiere wurden als gefunden gemeldet und warten sehnsüchtig aufs Frauerl oder Herrl.

Woran liegt es, dass dieser Ehrlichkeit in so vielen Fällen nicht die Freude dessen gegenübergestellt werden kann, der die verloren geglaubte Habe wieder in Empfang nehmen kann? Geben wir zu schnell auf? Ist dieses Muster, welches wir auch in zwischenmenschlichen Herausforderungen viel zu oft an den Tag legen, auch hier präsent: aufgeben statt Hoffnung und ein wenig Energie investieren? Oder liegt es einfach daran, dass zu wenig bekannt ist, wo hier gesucht werden kann?

Zwei Tipps:

1. Aufgegeben werden nur Briefe: Auch wenn es nervt, auch wenn die Emotionen zunächst unerträglich scheinen und der Gedanke, sich mit einer verloren geglaubten Sache nun noch länger gedanklich auseinandersetzen zu müssen, an Massochismus erinnert: es lohnt sich nahezu immer, sich zur Ruhe zu rufen und dann systematisch alle Optionen auszuloten. Was kann man unternehmen, um doch einen dauerhaften Verlust zu vermeiden? Wer oder was kann einem hier vielleicht helfen? Was hat schon einmal dazu geführt, dass man etwas zurückgewinnen konnte?

2. Einfach informieren. Im Fall des Verlustes einer Sache hilft es etwa, die vorgesehenen Abläufe und Institutionen mit ihren Serviceleistungen zu kennen. So ist etwa für die Verwahrung verlorener Gegenstände - anders als viele es vermuten - seit über einem Jahrzehnt nicht mehr die Polizei zuständig, sondern im Regelfall die Gemeinde. Sie ist die so genannte Fundbehörde. Die Fundämter bieten dabei einen sehr komfortablen Dienst an: alle Funde werden von den teilnehmenden Fundämtern eingespeist in eine öffentlich abfragbare Funddatenbank unter www.fundamt.gv.at. Handelt es sich bei den Gegenständen, die man verloren hat, nicht um Dinge wie etwa Sprengmittel, Kennzeichentafeln oder den Führerschein, zu denen der Gesetzgeber weiterhin die Zuständigkeit der Polizei festgelegt hat, so kann auch die Verlustanzeige gleich online eingegeben werden, wobei man bei einem Treffer auch verständigt wird.

An dieser Stelle sei all den ehrlichen Menschen in unserem Land ein Dank ausgesprochen: Ihr seid großartig! Und allen, die einen Verlust glauben erlitten zu haben: Seid nicht lediglich froh, dass Euch der Kopf angewachsen ist und daher nicht verloren gehen kann - gebt die Hoffnung einfach nicht zu früh auf; gebt den vielen ehrlichen Finderinnen und Findern die Chance, zum Dank in glückliche Augen schauen zu dürfen!

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Hansjuergen Gaugl

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